Jeep rüstet seinen kleinen Avenger auf und beschert ihm einen zweiten Elektromotor sowie eine damit verbundene zweite Antriebsachse. ntv.de hat den Allradler gefahren. Der ist als sogenannter 4Xe nicht weniger handlich, aber kann besser klettern.

Ist der Avenger überhaupt ein waschechter Jeep? Das kleine kompakte Gefährtchen wirkt eher passend für verwinkelte Parkhäuser denn für die Geröllstrecke. Härteste Geländeübung: die Schnecke in Richtung höchster Ebene. Denn der Punkt ist: Bisher war der Avenger ausschließlich mit Vorderradantrieb zu haben.

Doch Schluss damit. Unter dem Label 4Xe rollt der mit 4,08 Metern Außenlänge tendenziell winzige Jeep nun als 4x4 vom Hof. Es ist aber nicht etwa so, als hätte der Kleinwagen eine aufwändige Konstruktion mit Verteilergetriebe erhalten. Im Zeitalter der Elektrifizierung löst man so etwas cleverer, mal abgesehen davon, dass die ursprünglich von PSA entwickelte EMP-Plattform womöglich ohnehin keinen Platz für komplexe Allrad-Gimmicks hätte.

Warum also nicht einfach die Hinterachse mit einer zusätzlichen Elektromaschine versehen? Die Anlagen dafür sind ja da, schließlich fährt der Avenger von Beginn an mit dem Stellantis-Hybridstrang - in der Basis eben als Fronttriebler, aber technisch quasi identisch. Hauptantriebsquelle ist ein kompakt bauender und effizienter 1,2-Liter-Dreizylinder-Ottomaschinchen - in diesem Fall mit 136 PS.

Des Weiteren unterstützen 29 elektrische Pferdchen. Ab sofort kommen auf Wunsch eben noch einmal weitere 29 PS für die Hinterachse hinzu. Fällt die Traktion ab etwa auf rutschigem Untergrund, greift der zweite Elektromotor ein. Jetzt hatte Jeep bei einer ersten Fahrvorstellung keinen Matschpfad parat, um den Ernstfall einmal auszuprobieren. Dennoch hat man als Fahrer die Möglichkeit, den Allradantrieb zu aktivieren - selbst auf griffiger Fahrbahn.

Meist mit Vorderradantrieb unterwegs

Techniknerds dürften als erste Handlung nach dem Einsteigen jene Grafik auf den Bildschirm des Kombiinstruments rufen, anhand welcher man die Kraftverteilung beobachten kann samt der Drehmomentströme in Echtzeit. Und diese Grafik macht tatsächlich schlauer, denn unabhängig vom Fahrmodus wird die Hinterachse nur bei beherztem Tritt auf das rechte Pedal aktiv. Jedenfalls gilt das, sofern der Avenger festen Boden unter seinen Rädern erkennt. Fährt man forciert an noch dazu mit etwas Lenkwinkel, schreitet das hintere Elektroaggregat zur Tat. Ab 90 km/h wird es allerdings vollends abgeschaltet aus Energiespargründen.

Der Top-Verbrenner-Avenger ist allerdings nicht wild im Vortrieb, das muss man wissen. Die Systemleistung bleibt mit 145 PS gar noch unter der Power der rein elektrisch angetriebenen Variante (156 PS). Aber für Kunden, die in Höhenlagen wohnen und im Winter mit glitschigen Straßen zu kämpfen haben, könnte sich der 4Xe als praktisch erweisen. Wo andere Autofahrer eine Rutschpartie erleben, fährt der kleine 1,5-Tonner einfach weiter.

Und er fährt sogar noch weiter: Denn dank optimierter Offroad-Winkel kommt er auch noch dort hin, wo konventionelle Personenwagen stoppen müssen. Und es gibt zwar keine Geländereduktion, aber der Hersteller verspricht, dass der Avenger 40 Prozent Steigung sogar auf Schotter bewältigen soll dank extrem kurzer Hinterachsübersetzung.

Mehr Stadt- als Geländewagen

Und im Onroad-Alltag? Der Fokus liegt auf leichter Bedienbarkeit sowie einfacher Handhabe. Statt Fahrbahnkontakt vermittelt die Lenkung eher das Gefühl, maximale Unterstützung von der Maschine (Servomotor) zu bekommen. Dazu kommt die Empfindung der Handlichkeit, wenngleich die Übersichtlichkeit eher mau ist. Den Umstand, dass man nicht sonderlich gut nach hinten herausblicken kann, gleicht die Kamera aus.

Der Avenger ist im Grunde ein Stadtauto durch und durch. Eins, mit dem man sich aber auch mal auf die Langstrecke trauen kann. Der Punch ist zwar verhalten, aber alltagstauglich mit 9,5 Sekunden bis 100 km/h (194 km/h Spitzentempo). Unter Last wird der Dreizylinder zwar etwas plärrig, aber meist bewegt man den Kleinen sowieso moderat. Und dann sortiert der sechsstufige Doppelkuppler seine Übersetzungen auch weitgehend unmerklich.

Solide Stühle und ein respektables Platzangebot lassen das Stadt-SUV zum Allrounder werden. Einer übrigens, der innen ganz schick aussieht. Das Cockpit präsentiert sich adrett, ohne an Sachlichkeit einzubüßen. Ein Mix aus Knöpfchen- und Menübedienung spricht sowohl konservative als auch progressive Klientel an. Und wer auch immer in diesem Avenger Platz nimmt - der Blick auf das stylisch inszenierte "4Xe"-Emblem im Bereich der Armaturentafel wird in der Regel nicht verstellt.

Lass zum Schluss noch über die Finanzen sprechen. Der mit markanter Abschleppöse burschikoser als die übrigen Avenger-Modelle anrollende 4Xe kostet mindestens 33.990 Euro. Damit liegt er noch im erschwinglichen Rahmen und bietet überdies eine ganze solide Ausstattung. Zu dieser zählen beispielsweise LED-Scheinwerfer, Smartphone-Integration (Nutzung von Apple CarPlay oder Android Auto) sowie ein Tempomat mit adaptiver Steuerung. Und sparsam fahren lässt sich der Hybrid mit den beiden elektrischen Herzen darüber hinaus auch noch. Das Werk nennt einen gemittelten WLTP-Verbrauch von 5,4 Liter je 100 Kilometer. Die Allradvariante kann ab sofort bestellt werden.

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