Neben dem Volvo XC90 hat auch der kleinere Bruder XC60 ein kleines Facelift erhalten und bleibt den Kunden wohl noch etwas länger erhalten als ursprünglich geplant. ntv.de hat ihn gefahren. So viel vorweg: Er ist erfrischend gleich geblieben.
Ob Volvo es ahnte? Just diese Woche ging über den Ticker, dass die USA ihr perspektivisch geplantes Verbrenner-Aus über Bord werfen würden und darüber hinaus die Abgasvorschriften insbesondere für Ottomotoren nicht weiter verschärfen, womöglich sogar lockern. Das war kurz bevor Volvo in Schweden den frisch angepassten XC60 dynamisch präsentierte. Und noch eine Notiz am Rande: Die Skandinavier werden ihr Mittelklasse-SUV künftig zusätzlich in den Staaten produzieren.
Braut sich da etwas zusammen, auch in Europa? Bekommt das Elektroauto doch noch mal einen Dämpfer? Kann sein oder auch nicht, jedenfalls wird Volvo seinen XC60 vorerst nicht canceln, Ende offen. Wie sonst ließe sich erklären, dass es nun eine moderate Anpassung gibt, da das Modell doch eigentlich vom kommenden EX60 ersetzt werden sollte, der wiederum bereits in den Startlöchern steht und die Bühne 2026 betreten soll?
Und nun gibt es eben statt des Modell-Endes eine Modell-Überarbeitung. Erkennbar auf den ersten Blick bloß für Menschen, die etwas tiefer in der Materie stecken. Wenn man es weiß, fällt der neu gestaltete Kühlergrill allerdings ins Auge. Er besticht durch einen Hauch mehr Modernität mit seinem Redesign analog zum XC90 - identifizierbar an den Streben in neuer Formensprache und Positionierung.
Und auch innen hat sich etwas getan, wenngleich subtil. Denn die größte Schwäche war sicherlich nicht der architektonische Stil des XC60 - so etwas kann Volvo. Bloß wirkte das mickrige Bildschirmchen dann im Laufe der Zeit doch etwas veraltet. Diesen hat der Hersteller gegen eine neue, deutlich größere Version ausgetauscht. Wenngleich man sieht, dass er offenbar nicht von Beginn an in das Interieur "hineingezeichnet" wurde, darf man die jetzt getroffene Lösung doch als passabel bezeichnen. Allerdings wollte man offenbar nicht den Aufwand betreiben, die Lüftungsdüsen zu versetzen - sie wirken, als seien sie etwas zu nah an dem neuen Screen. Doch sei es drum.
Neue Materialien, neue Optik
Abgesehen davon präsentiert sich das für die nächste Zeit fitgemachte SUV mit neuen Materialien. Und ganz generell auch fein mit dem richtigen Maß an Premiumdarbietung in puncto Anmutung und Verarbeitung. Eigentlich selbstverständlich für ein Fahrzeug mit einem soliden Preisschild. Denn unter 57.390 Euro läuft nichts, während der von Volvo zur Fahrvorstellung mitgebrachte T8 das Budget gar mit wenigstens 78.690 Euro belastet.
Was man dafür bekommt? Durchaus potente 455 PS unter der Haube und trotz Verbrennerdaseins ziemlich viel elektrische Fahrkultur. Denn der zwei Liter große Vierzylinder ruht, wenn man es möchte. Die Möglichkeit, auf Wunsch 19 kWh - davon nutzbar 14,7 - Strom mitzuführen, befähigt das elektrische Aggregat (145 PS) dazu, im Stadtverkehr knapp 100 Kilometer lang den Vortrieb sicherzustellen. In der gemittelten Disziplin sind es knapp 80, dann ist von realen 50 bis 60 Kilometern auszugehen je nach Fahrstil. Und das lautlose Fortkommen gelingt dank 309 Newtonmetern Drehmoment auch recht souverän.
Aber freilich lange nicht so energisch wie das Nutzen des gesamten Punchs. Denn wenn der für sich genommen 310 PS starke Benziner mit angreift, bekommt der 2,1-Tonner Beine, ähm, Räder gemacht. Er stürmt förmlich auf die 100-km/h-Marke zu - mehr als 4,9 Sekunden Zeit soll sich das 4,71 Meter lange SUV für diese Disziplin kaum genehmigen. Und das fühlt sich auch so an. Umso ärgerlicher, dass der Vortrieb bei 180 km/h jäh endet. Zwar wäre eine solche Beschleunigungsorgie hier in Schweden schwer illegal, aber in Deutschland eben keine wilde Sache und beim Premiumwettbewerb üblich. Damit muss man leben.
Genauso wie mit dem Umstand, dass der Vierzylinder unter Nutzung des gesamten Drehzahlbandes eben doch nicht ganz an die feine Tonalität eines Sechszylinders heranreicht - in der Fast-500-PS-Klasse eigentlich üblich. Dafür erfreut der Antriebsstrang im hybridischen Betrieb durch eine saubere Betriebsstrategie. Die Übergänge zwischen Stromer und Verbrenner gestalten sich einigermaßen nahtlos, und der Achtgang-Wandlerautomat erledigt seine Arbeit meist geschmeidig. Unter dem Strich ist man mit dem XC60 also ganz solide aufgestellt. Das gilt für das tendenziell sanftmütige Fahrwerk mit der optionalen Luftfederung und ebenso für das Platzangebot, vor allem im Fond. Feine Stühle runden das fahrkulturelle Ereignis ab.
Und mit einem Laderaumvolumen von über 1500 Litern darf der Mittelklässler außerdem als recht praktischer Zeitgenosse durchgehen. Gut zu wissen wäre, dass man auch mit dem 250 PS starken Mildhybrid ordentlich klarkommen würde, untermotorisiert ist anders. Der ist überdies deutlich günstiger zu haben. Wer über eine Lademöglichkeit verfügt, bei der Arbeit oder zu Hause, sollte allerdings über einen Plug-in-Hybrid nachdenken - auch lieferbar als etwas günstigere Version mit weniger Motorleistung in Gestalt des T6 AWD. Die bittet indes noch immer mit strammen 67.990 Euro zur Kasse.
Wer elektrisch fahren möchte, muss mit drei bis sieben Stunden für eine Akkuladung einplanen, es gibt demnach keine CCS-Schnelllademöglichkeit. Wer hingegen auf das rein elektrische Fahren verzichtet, soll laut Werksangabe mit 7,1 Litern Kraftstoffkonsum je 100 Kilometer hinkommen - das geht in Ordnung angesichts der Power.
Auf der Volvo-Website kann das neue Modelljahr bereits bestellt werden. Falls jetzt übrigens jemand denkt, Volvo verschiebe seine übergeordneten Verbrenner-Ziele - das ist noch nicht zwingend gesagt. Denn ob es bei den Schweden 2030 noch Verbrenner geben wird, ist trotz einzelner Anpassungen in der Modellpolitik nicht unbedingt sicher. Es bleibt also weiterhin spannend.
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