Wer genügend Geld hat, kann sich auch einen ganz eigenen Geschmack leisten - und bekommt deshalb auch in der PS-Branche viele Extrawürste. Autohersteller bauen ihren besten Kunden bereitwillig Kleinserien und Einzelstücke. Fünf Beispiele.

Reich sind sie hier alle und sie zeigen es auch gerne: Wer bei Events wie dem "Motorsport Gathering" auf The Quail am Rande der Monterey Car Week auffallen will, der muss schon etwas Besonderes auffahren.

Was den Besuchern im besten Fall der Modemacher und im schlimmsten der plastische Chirurg ist, ist ihrem Fuhrpark die Manufaktur-Abteilung der Luxusmarken oder ein Kleinserienhersteller. Denn wo selbst S-Klasse und Elfer ungewöhnlich gewöhnlich sind und mehr Bugatti oder Koenigsegg zusammenkommen als sonst nirgendwo auf der Welt, den jeweiligen Produktionsstandort eingeschlossen, braucht es Klasse statt Masse. Nirgendwo sieht man deshalb so viele limitierte Auflagen, Einzelstücke und Extrawürste wie auf dem kurz geschorenen Rasen von The Quail.

Zwar steigt der Preis mit so viel Eigensinn schnell ins Unermessliche - doch scheint die Kunden das nicht zu stören. Im Gegenteil, obwohl der Bugatti Brouillard auf Basis des Chiron zum Beispiel einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gekostet haben soll, hat er angeblich schon die ersten Nachahmer auf den Plan gerufen, die Bugatti mit einem neuen Programm namens "Solitaire" bedienen will. Der Nachschub an solch exklusiven Extrawürsten ist also gesichert.

Doch bevor wir den Block in die Zukunft werfen, bleiben wir fürs Erste im Hier und Jetzt und schauen uns diese fünf schönen Seltenheiten mal genauer an.

Lamborghini Fenomeno

Seit sie die reichen Raser vor knapp 20 Jahren mit dem Reventon gelockt haben, gehören "Few Offs" bei Lamborghini fest zum Programm und fast permanent arbeitet das kleine Team in Sant'Agatha nicht nur an den Großserienprojekten, sondern auch an kleinen Auflagen mit speziellem Design und nachgeschärfter Technik. Als Nummer zehn in dieser Folge haben die Italiener jetzt den Fenomeno enthüllt, der die Idee vom Revuelto noch einmal etwas weitertreibt. Er sieht schärfer aus als das bisherige Top-Modell und er hat nochmal ein bisschen mehr Leistung: Weil sein V12-Plug-in-Hybrid jetzt auf 1080 PS kommt, wird er mal eben zum bislang stärksten Lamborghini aller Zeiten.

Dass sich der Preis dabei mehr als verfünffacht und am Ende bei drei Millionen Euro - ohne Steuern und ohne Extras - landet, scheint die Kunden nicht zu stören. Denn alle 29 Exemplare sind bereits verkauft. Aber warum jetzt genau 29? Darauf gibt's eine poetische Antwort, die den 20. Geburtstag des Designcenters mit den bislang neun "Few Offs" verknüpft, und eine praktische: Mehr als 29 Autos pro Jahr bekommen sie neben der normalen Produktion nicht gestemmt.

Bugatti Brouillard

Zwar ist ein Bugatti immer exklusiv und exotisch, denn von keiner Baureihe hat es jemals mehr als 500 Exemplare gegeben und viele sind auf wenige Dutzend limitiert. Doch weil er gerne was wirklich Eigenes wollte, hat sich ein ungenannter Sammler jetzt Brouillard bauen lassen. Benannt nach dem Lieblingspferd des Firmengründers Ettore Bugatti und mit entsprechend vielen Reitermotiven bis hin zu einer Pferdestatue im Schaltknauf verziert, wird es den wirklich nur einmal geben.

Die technische Basis für das schillernde grüne Carbon-Coupé liefert ein letztes Mal der Chiron, dessen Produktion eigentlich ausgelaufen ist, weil Bugatti den Start des Nachfolgers Tourbillon vorbereitet. Von ihm stammt auch der acht Liter große Sechszehnzylinder, zu dessen Eckdaten Bugatti keine Angaben macht. Doch dürfte er kaum weniger Leistung haben als das 1600 PS starke Serienmodell und sicher auch dessen 420 km/h schaffen.

Cadillac Celestiq

Zwar haben sie in Detroit das Fließband erfunden und lange Zeit war General Motors der größte Autohersteller der Welt. Doch beweisen die Amis jetzt, dass sie auch Klasse statt Masse beherrschen und steigen mit dem Cadillac Celestiq ins Manufaktur-Geschäft ein. Die elektrische Luxuslimousine, die in der 300.000-Dollar-Liga spielt und gegen die S-Klasse im Maybach-Trim, den Bentley Flying Spur und allem voran den Rolls-Royce Spectre antritt, wird komplett von Hand gebaut und von jedem Kunden vorher individuell spezifiziert.

Klar, auf das Design der unkonventionellen Schrägheck-Limousine hat er keinen Einfluss und die Technik mit zwei E-Motoren von zusammen 655 PS und einem 111-kWh-Akku für rund 500 amerikanische Norm-Kilometer ist auch gesetzt. Doch wenn es um Ambiente und Ausstattung geht, hat der Kunde freie Wahl.

Allerdings braucht der nicht nur Geld, sondern auch viel Geduld. Denn in weniger als zwölf Wochen ist die Produktion des Celestiq nicht zu schaffen. Das limitiert dann automatisch auch die Stückzahl auf maximal 100 Fahrzeuge im Jahr und macht den Celestiq zum seltensten Soldaten in der großen Armee des Generals aus Detroit.

Meyers Manx LFG

Normalerweise schmücken sich die Einzelstücke und Kleinserien mit Lack und Leder und schillern auf dem Boulevard. Doch die US-Manufaktur Meyers, als Erbwächter des legendären Dune Buggys so etwas wie der Spielwarenladen der Petrolheads, schickt die Besserverdiener jetzt auf die Buckelpiste und verspricht ihnen jede Menge Staub und Dreck. Denn gemeinsam mit dem britischen Restomodder Tuthill haben sie ihren Buggy zum ultimativen Dirt-Racer aufgerüstet. Dafür gibt's nicht nur einen getunten Boxer-Motor aus dem Elfer, der bis auf 11.000 Touren dreht und sicher mehr als 400 PS hat. Sondern auch ein Hardtop mit Flügeltüren, damit man zumindest ein bisschen länger sauber bleibt.

Zwar nennt Meyers noch keinen Preis, doch wird man von Glück sagen können, wenn der noch sechsstellig bleibt. Dafür allerdings bekommen die maximal 100 Käufer nicht nur den vielleicht spektakulärsten Strandläufer aller Zeiten. Es gibt auch ein maßgeschneidertes Fahrprogramm dazu, bei dem sie sechs Jahre lang an Rallyes wie der Baja Tour teilnehmen können.

Bovensiepen

Geschätzt eine halbe Million für einen Vierer BMW? Nach normalen Maßstäben ist das schon ein ziemlich teures Vergnügen. Doch in diesem Umfeld ist der neue Bovensiepen Zagato eher das Lachsschnittchen neben den Blini mit Kaviar - und trotzdem etwas ganz Besonderes. Denn das Coupé wird das erste Auto aus Buchloe, das die einstigen Alpina-Eigner auflegen, nachdem sie ihre Kernmarke an BMW verkauft haben.

Als Basis für die Kleinserie, die in Kooperation mit dem italienischen Karosseriebauer Zagato entwickelt wurde, dient ein Vierer, der in über 400 Teilen modifiziert wird. Von ihm übernimmt Bovensiepen auch den Grundmotor mit drei Litern Hubraum und sechs Zylindern. Wie schon zu Alpina-Zeiten rüsten die Entwickler in Buchloe aber kräftig auf und schrauben die Leistung deshalb hoch auf 611 PS. Damit beschleunigt das Coupé in 3,3 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit jenseits von 300 km/h. Keine Herausforderung für Bugatti und Lamborghini, doch Cadillac und Manx verschwinden da schon langsam im Rückspiegel.

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