Zur richtigen Sehnsuchtsmarke fehlte Polestar bisher noch ein entscheidender Baustein, abgesehen vom raren Sammlerstück "1". Aber den gibt es ja ohnehin nicht mehr. Der neue "5" ist zwar nicht der Nachfolger, besitzt aber ähnlichen Sehnsuchtsfaktor.

Die IAA Mobility in München ist mittlerweile vorüber, aber etliche Exponate liefern noch für Wochen oder sogar Monate Stoff zum Nachdenken. Manch ein Hersteller mag einen wahren Meilenstein ausgestellt haben, andere vielleicht bloß ein bisschen automobiles Seelenfutter. In letztere Kategorie dürfte der Polestar 5 fallen. Denn der global aufgestellten schwedischen Premiummarke, die mehr sein möchte als bloß ein schnödes Brot- und Butter-Label, fehlte noch ein richtiges Sehnsuchtsauto. Und während die beiden Offerten Polestar 3 und 4 durchaus schon in das Luxussegment lunzen, ließ ein wahrer Luxusliner auf sich warten. Dass dieser kommen würde, hatte die Marke mit der Konzeptstudie namens Precept bereits seit geraumer Zeit angekündigt.

Dabei geht es weniger um Volumen als um Image, denn richtig Masse macht man mit Fahrzeugen jenseits der 119.000 Euro freilich nicht. Aber wenn man in einem Atemzug mit Playern wie den großen vier Deutschen genannt werden möchte, braucht es eine Ansage. Und hier wäre sie in Form einer betörend schönen Sportlimousine mit markantem Fließheck samt ausdrucksstarker LED-Rückleuchten und Pixel-LED-Scheinwerfern. Polestar selbst spricht vom "Performance Grand Tourer" und greift dabei das Designmuster des Polestar 4 auf.

So sucht der Betrachter eine Heckscheibe vergeblich, herausgeschaut wird also entweder per Außenspiegel oder eben einer Kamera, deren Bild auf ein Element übertragen wird, das aussieht wie ein klassischer Innenspiegel. Mag gewöhnungsbedürftig sein, ist aber irgendwie auch exzentrisch-cool. Obendrein gibt es noch ein ausladendes Panorama-Glasdach, um wenigstens den Sternenhimmel beobachten zu können, wenn man schon nicht nach hinten heraussehen kann.

Polestar 5 mit Leistung im Überfluss

Jetzt kann Polestar endlich auch Highendkunden bedienen, die bei Audi, BMW, Mercedes oder Porsche ihre Heimat verloren haben. Und da steht der Polestar 5 nun komplett ungetarnt, und demnach darf ich mal kurz einen Blick auf die vorderen Flanken werfen, wo Polestar typischerweise seinen Output kommuniziert. Und da steht die Aufschrift - bitte einmal tief durchatmen - 650 kW in weißen Lettern und Ziffern auf dem grauen Mattlack des Ausstellers. Bedeutet in klassischer Währung 884 PS. Und Datenfans sei das Drehmoment nicht vorenthalten - 1015 Newtonmeter verkünden die Schweden.

Na, Lust auf einen kleinen Sprint? Nein, das würde in diesen Dimensionen ganz sicher in ein illegales Straßenrennen münden. Nur mal für den Hinterkopf: Polestar verspricht, den Spurt auf 100 km/h binnen 3,2 Sekunden abhandeln zu können. Die Topspeed liegt bei 250 Sachen.

Und sonst? Ich nehme zunächst im Fond Platz in einer der beiden Sitznischen, die man elektrisch verstellen kann und deren Materialien auf wiedergewonnenen Stoffen basieren, was auch sonst. Das ist schon mal ganz klar First Class in der zweiten Reihe; wobei sogar eine dritte Person mitreisen darf, sofern man die Armlehne hochklappt, in der aber ein großes Display hockt. Auf dem aktiviert man Features wie Massagefunktion oder Sitzlüftung. Richtig bequem sieht der Mittelplatz allerdings nicht aus, die Struktur der Fondsitzanlage schreit laut und deutlich: hier bitte nur zwei Personen! Die Beinfreiheit geht in Ordnung, was man angesichts 3,05 Metern Radstand auch erwarten darf.

Vorn dagegen ist die Architektur typisch Polestar. Der Fahrer blickt auf ein kleineres Display als Kombiinstrument, während der große Screen in der Mittelkonsole hockt und mit den bekannten Menüs lockt. Und was hockt unter der grazil gestalteten Haut? Eine 106 kWh (netto) große Batterie, angedockt natürlich an ein 800-Volt-Bordnetz.

Und obwohl die Vermutung naheliegt, basiert der Polestar 5 nicht auf einer mit Lotus geteilten Plattform. Stattdessen haben die Ingenieure der Polestar R&D im britischen Coventry etwas Eigenes kreiert. Das geklebte Aluminium-Chassis soll Gewicht reduzieren, wenngleich das wie ein Scherz erscheint vor dem Hintergrund des werksangegebenen Leergewichts. Denn die 5,08 Meter lange Limousine bringt satte 2,5 Tonnen auf die Waage.

Im Konfigurator dürfen Interessenten übrigens schon fröhlich zusammenstellen. Ab exakt 118.600 Euro beginnt der Spaß - dann allerdings mit "nur" 748 PS und 812 Newtonmetern Drehmoment. Der Sprint auf 100 km/h dauert hier 3,9 Sekunden. Beide Versionen, also der Einsteiger wie auch die starke Performance-Ausführung, verfügen über schnelles Laden. Das Werk verspricht den Hub von 10 auf 80 Prozent binnen 22 Minuten bei einer Ladeleistung von bis zu 350 kW. Damit kann man erst einmal leben. Den State of Charge des Akkus kann man auch von außen einsehen im Bereich der C-Säule.

Jetzt müsste sich Polestar bloß noch ein bisschen Farbe trauen, denn aktuell sind lediglich Grau- und Silbertöne verfügbar plus "Space", was nichts anderes ist als ein Schwarzmetallic. Aber vermutlich sind diese "entsättigten" Töne eben Teil des sportlichen Konzepts. Die Auslieferung des Polestar 5 soll bereits im Frühjahr 2026 beginnen.

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