Mit etwas Feinschliff entlässt Alfa Romeo den Tonale in das neue Modelljahr. Optisch hat sich wenig geändert, technisch etwas mehr. ntv.de hat das kompakte SUV mit dem überarbeiteten Plug-in-Hybrid gefahren. Spaß hat's gemacht.

Von der Piazza dei Miracoli bis zum Werk Pomigliano ist es ein weiter Bogen. Als ob Alfa Romeo im Rahmen des Tonale-Fahrevents sagen wollte, dass bald ein Wunder geschehen und die Marke in Kürze mit einer Flut an neuen Modellen verwundern werde. Gemach, gemach, liebe Alfa-Romeo-Freunde. Die Marke werde nicht verkauft, betonte man noch einmal energisch, und neue große Modelle würden auch kommen - das sind eben Sorgen, die Alfisti derzeit beschäftigen.

Aber lass zunächst einen Blick auf das werfen, was schon da ist, statt über Dinge zu spekulieren, die uns sowieso die Zeit verraten wird. Da steht nun ein äußerlich leicht überarbeiteter Tonale - hier haben die Designer zwar nicht tief, aber gekonnt eingegriffen. Der Scudetto trägt jetzt Streben statt Waben und drumherum finden sich Lufteinlässe. Der Italiener wirkt jetzt pointiert und schick sowieso. Man kann also schwer sagen, dass hier ein unattraktives Auto auf Rändern stehen würde.

Dabei hat sich am Motorenprogramm augenscheinlich wenig getan, selbst der Diesel ist noch geblieben. Allerdings haben die Ingenieure viel Abstimmungsarbeit geleistet und Komponenten überarbeitet. Für erste Testfahrten hat Alfa ausschließlich den Plug-in-Hybrid mitgebracht, dessen Benziner-Part mit 1,3 Litern Hubraum abgasbedingt jetzt bloß noch 150 PS statt 180 leistet. Und der Stromer leitet nach wie vor 122 PS.

Aber merken Sie etwas? Exakt 1,3 Liter Hubraum gab es auch schon beim Alfasud, genauso übrigens wie 1,5 Liter (wie beim Basis-Tonale). Und genau wie der Alfasud wird auch der Tonale im Werk Pomigliano d'Arco in der Nähe von Neapel gebaut - so ein bisschen Tradition und Pathos muss bei Alfa sein, wenn es derzeit schon an neuer Modellsubstanz fehlt. Schließlich überdenkt man gerade die einst geplante elektrische Modelloffensive.

Der Tonale hat Substanz

Doch das Modell, das zu fahren ist, hat durchaus Substanz. Ja, natürlich ist der Tonale in seiner Eigenschaft als kompaktes SUV kein richtiger Aufreger. Und 270 PS Motorleistung (System) könnte man sich auch aus mehr als vier Zylindern noch gediegener vorstellen. Aber wir leben eben in Zeiten des Downsizings und die Techniker haben sich bemüht, den Strang geschmeidig zu bekommen. Das Anfahren gelingt sowieso fein dank sechsstufiger Wandlerautomatik, und der Stromer an der Hinterachse klinkt sich bei Bedarf ein oder eben wieder aus. Oder er treibt allein an, sofern der zwölf kWh große Akku gerade über genügend Saft verfügt.

Stellt man den Fahrdynamikschalter auf "d" für Dynamik, behält der durchaus technoide Turbo Oberwasser. Der mit elektrohydraulisch (ohne Nockenwelle!) arbeitender, hochvariabler Einlassventilsteuerung bestückte Vierzylinder dreht füllig hoch - schön früh liegen knapp 300 Newtonmeter an - und bleibt akustisch zunächst hintergründig, bis er in dezent wütender Weise klarmacht, dass das Ende der Tourenskala bald erreicht wäre. Abzulesen übrigens auf grafisch ansprechenden Heritage-Skalen mit Vintage-Schrift virtuell dargestellt qua TFT-Bildschirmfläche. Moderne Zeiten also.

Also langsam ist der Top-Tonale nicht (unter sieben Sekunden bis 100 km/h sowie rund 200 Sachen Topspeed), jedoch auch kein betont athletischer Sportler, dafür eher komfortabel-souverän. Fahrwerk und Lenkung wirken aber auf den Punkt abgestimmt, das Chassis nicht flatterig, sondern satt - für den Alltag sollte es reichen. Die Dämpfer lassen sich auf elektronischem Wege variabel in der Härte justieren, um eine gewisse Bandbreite zu offerieren. Die Abstimmung des Bremspedals (Break-by-Wire) wirkt natürlich und nicht synthetisch. Hinzu kommen (auf Wunsch belüftete) Sitze mit ordentlichen Ambitionen, erst recht, wenn man das Fahrzeugsegment in der Bewertung berücksichtigt. Tonale als solider Langläufer? Absolut machbar. Und im Alltag sind etwas mehr als 50 Kilometer rein elektrisch drin.

Innen gibt es minimale Modifikationen, augenfällig ist der Drehschalter zur Fahrstufenwahl statt des klassischen Wählhebels. Schick sind sportive Mikrofaserpolster und viel Platz bietet der 4,52 Meter lange Tipo 965 ebenfalls. Bloß für Gepäck bleibt beim Hybrid nicht mehr ganz so viel Raum (385 Liter), während die reinen Verbrenner deutlich mehr Kofferraumvolumen bieten mit 500 bis 1550 Litern.

Frische Farben verpassen die Produktplaner dem aufgefrischten Tonale außerdem. Mit dem leuchtenden Giallo Ocra beispielsweise fährt der jüngste Markenvertreter ganz im Geiste der Tradition eines farbenfrohen Alfasud, der 1972 erstmals in Pomigliano vom Band lief. Und jetzt bleibt zu hoffen, dass demnächst vielleicht doch noch ein kleines Wunder geschieht und Alfa bei der Modellerneuerung noch eine Schippe drauflegt.

Konkrete Preise für den überarbeiteten Alfa Romeo Tonale möchten die Italiener Anfang November zum Marktstart bekannt geben. Am günstigsten war bisher der Diesel mit knapp über 40.000 Euro, während das PHEV-Topmodell mit rund 52.000 Euro zu Buche schlug.

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