Die Lage im Nissan-Handel bleibt angespannt. Die Rendite im Händlernetz ist von 2,0 auf 1,4 Prozent gefallen. Auf der Jahreshauptversammlung prognostizierte der Importeur eine Trendwende, viele Partner teilen diesen Optimismus allerdings nicht. Der Markt selbst gibt wenig Rückenwind. So verzeichnet Nissan zwar ein Zulassungsplus von 8,2 Prozent im bisherigen Jahresverlauf, doch der Effekt relativiert sich etwas, handelt es sich doch zu über 40 Prozent um Eigenzulassungen.

Reichweitenbonus belastet Lagerhaltung

Um die Vordisposition von Lagerwagen zu verbessern, wurde 2024 ein sogenannter Reichweitenbonus eingeführt, der vom Verband der Nissan Vertragspartner (VDNV) von Anfang an skeptisch gesehen wurde – auch wenn Verständnis für die Notwendigkeit aus Herstellersicht vorhanden war. Leider ist der Prozess recht intransparent und scheint vor allem dem Abverkauf der Fahrzeuge aus dem europäischen Zentrallager in Amsterdam zu dienen. Hierfür hat Nissan einen zusätzlichen Bonus von zwei Prozent eingeführt, vorausgesetzt, der Händler erzielt mindestens 40 Prozent seines Absatzes aus Lagerfahrzeugen bzw. dem Bestellvorlauf.

Ein Modell, das für reichlich Diskussion sorgt: Wer nicht in diesem Umfang bevorraten kann oder will, ist klar im Nachteil. Aus dem Händlerverband heißt es, die Quote müsse auf höchstens 25 Prozent sinken, um praxistauglich zu sein, was einer Reichweite von drei Monaten entspricht. Die Ware aus Amsterdam entspricht häufig nicht den Motorisierungen und Ausstattungen, die Kunden tatsächlich nachfragen, was das Absatzrisiko einseitig in die Autohäuser verlagert und die ohnehin knapper werdenden Margen zusätzlich unter Druck setzt.

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Zwar haben sowohl die europäischen Lagerbestände als auch die Anzahl der Tageszulassungen abgenommen – ein Erfolg, der dank einer zusätzlichen Unterstützung von Nissan erzielt werden konnte. Doch aus Sicht des Verbands wäre diese finanzielle Unterstützung wesentlich effizienter, wenn sie in direkte Verkaufsförderungen einfließen würde, statt in den Abverkauf von Tageszulassungen, die manche Betriebe schlicht nicht stemmen können. Zumal für Tageszulassungen bei der Eigenfinanzierung über die Bank direkt hohe Abschlagszahlungen fällig werden.

Auch der leichte Absatzanstieg von 8,2 Prozent wurde im Rahmen der Versammlung genannt, jedoch kritisch eingeordnet, da er zu großen Teilen auf Eigen- und Tageszulassungen zurückgeht – Maßnahmen, die zwar kurzfristig Zahlen verbessern, aber kaum nachhaltiges Wachstum erzeugen.

Aftersales-Ärger um teures Renault-Diagnosesystem

Ein kritischer Punkt im Aftersales ist die komplizierte Struktur der Diagnosegeräte. Neu ist, neben den bereits vorhandenen zwei Testern für reine Nissan-Fahrzeuge, die Umstellung auf den RADT-Tester, um die zahlreichen X-Badge-Fahrzeuge diagnostizieren zu können. Technisch ist dieser Schritt nachvollziehbar: Der neue Micra basiert auf einer Renault-Plattform und benötigt daher zwingend das Renault-Diagnosesystem. Ohne RADT sind weder Updates noch Diagnose- noch Garantiearbeiten möglich.

Für Unmut sorgt jedoch nicht der technische Hintergrund, sondern die Kostenstruktur. Während der bisherige Nissan-Tester mit rund 400 Euro pro Jahr vergleichsweise günstig war, kostet das RADT-System etwa 2.000 Euro jährlich – und liegt damit deutlich über dem Niveau vieler Wettbewerber. Viele Händler empfinden das als weiteres Beispiel dafür, dass steigende Betriebskosten zunehmend einseitig auf sie abgewälzt werden.

Trotzdem bleibt der Kernkonflikt bestehen: höherer Aufwand bei Fahrzeugdiagnosen, der in der Garantie nicht ausreichend berücksichtigt wird, sowie ein steigender Aufwand in der Garantiebearbeitung mit einer wachsenden Zahl administrativer Anforderungen.

Modellpolitik zwischen E-Ausrichtung, Händlerbedürfnissen und strategischer Neuaufstellung

Ein weiterer Schwerpunkt der Versammlung war die zukünftige Modell- und Produktstrategie von Nissan. Mit den kommenden Modellen verbinden viele Händler die Hoffnung, dass sich die europäische Ausrichtung stärker am tatsächlichen Bedarf des Marktes orientiert. Besonders der neue Micra und der neue Leaf, die Anfang des kommenden Jahres eingeführt werden, gelten als wichtige Fahrzeuge für das Markenimage. Dazu kommen der neue Juke und ein weiteres, noch nicht final benanntes Modell im A-Segment, das derzeit unter dem Arbeitstitel "Nissan Wave" läuft und frischen Wind in die Produktpalette bringen soll. Vor allem der Micra wird im Handel als großer Hoffnungsträger gesehen.

Doch trotz dieser positiven Ausblicke bleibt die grundsätzliche Skepsis gegenüber rein batterieelektrischen Fahrzeugen bestehen. Der Verband fordert daher seit Langem ein weiteres Verbrenner-Modell im A- bzw. B-Segment. Händler betonen wiederholt, dass im Alltagsgeschäft nach wie vor vor allem Benziner und Hybridfahrzeuge nachgefragt werden. Da heute niemand mit Sicherheit sagen kann, ob die Kunden 2026 die neuen BEV-Modelle tatsächlich in ausreichendem Maß kaufen werden, ist eine zusätzliche Option mit Benzinmotor wichtig – zum Beispiel durch die Adaption der erfolgreichen, in Tests gut bewerteten e-Power-Technologie aus Qashqai und X-Trail (serieller Hybrid).


Nissan Qashqai E-Power (2025)


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