Der massive Stellenabbau bei großen Automobilzulieferern trifft Baden-Württemberg in einer Phase ohnehin hoher Unsicherheit. Allein bei Bosch sollen bundesweit 22.000 Arbeitsplätze wegfallen, davon rund 4.000 am Standort Feuerbach – der tiefste Einschnitt in der mehr als 135-jährigen Unternehmensgeschichte. Für das Kfz-Gewerbe im Südwesten ist das ein Alarmsignal.

"Wir beobachten die Entwicklung bei Bosch, Mahle, ZF und anderen Zulieferern mit großer Sorge – denn wir sind Teil derselben Wertschöpfungskette", erklärte Michael Ziegler, Präsident des Verbandes des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg am Dienstag. "Die Verunsicherung ist in den Kundengesprächen unserer Betriebe deutlich spürbar. Viele Menschen im Südwesten fragen sich, wie sicher ihr Arbeitsplatz ist – und schieben größere Anschaffungen wie den Autokauf oder größere Reparatur- und Wartungsarbeiten auf."

Schwächer als der Bundestrend

Die Marktzahlen spiegeln diese Zurückhaltung wider. Während die Pkw-Neuzulassungen bundesweit in den ersten elf Monaten 2025 um 0,7 Prozent zulegten, verzeichnete Baden-Württemberg ein Minus von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Trotz einer leichten Erholung im zweiten Halbjahr bleibt das Ländle damit deutlich unter dem Bundestrend.

Auch das GfK-Konsumklima verharrt mit minus 23,2 Punkten auf niedrigem Niveau. Als zentralen Grund nennen die Marktforscher die wachsenden Sorgen um die Sicherheit der Arbeitsplätze – ein Faktor, der größere Investitionen hemmt.

Vertrauen in den Standort bröckelt

Eine aktuelle Allensbach-Umfrage im Auftrag der Unternehmer Baden-Württemberg untermauert das Bild. "Die industrielle Basis unseres Landes wird nicht mehr als Selbstverständlichkeit wahrgenommen", fasste UBW-Präsident Thomas Bürkle die Ergebnisse zusammen. Die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz sei für viele Bürgerinnen und Bürger inzwischen real.

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"Die automobile Wertschöpfungskette ist ein zusammenhängendes System – wenn ein Glied unter Druck gerät, spüren das alle", ordnete Carsten Beuß, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, die Lage ein. "Hersteller, Zulieferer, Handel und Werkstätten sind keine getrennten Welten. Rund 470.000 Menschen in Baden-Württemberg arbeiten direkt oder indirekt in der Automobilwirtschaft."

Wenn Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Jahr 2025 als das bislang schwierigste seiner Amtszeit bezeichnet, dann gelte dies für die gesamte Branche, so Beuß – "vom Entwicklungsingenieur bei Bosch bis zur Serviceberaterin im Autohaus".

Kfz-Gewerbe als Teil der Lösung

Der Verband versteht sich dennoch als konstruktiver Akteur im Strukturwandel. "Unsere 4.000 Betriebe mit ihren 68.800 Beschäftigten setzen die Transformation täglich in die Praxis um – bei der Wartung von Elektrofahrzeugen, in der Beratung von Autokaufinteressenten, beim Aufbau von Ladeinfrastruktur und in der Qualifizierung unserer Fachkräfte", betonte Ziegler. "Wir wissen, was dieser Wandel bedeutet, weil wir ihn jeden Tag erleben."

Mit Blick auf die Landespolitik fordert der Verband, die gesamte Wertschöpfungskette in den Blick zu nehmen – einschließlich Handel und Handwerk. Dazu kämen die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden. Beuß: "Diese entscheiden letztlich darüber, was sie haben wollen und sich leisten können. Bezahlbare Mobilität für alle Bevölkerungsschichten muss das Ziel bleiben." Nötig seien wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, darunter günstigere Ladestrompreise, eine leistungsfähigere Schnellladeinfrastruktur und deutlich weniger Bürokratie. Entscheidend sei jedoch vor allem eines: "das Vertrauen der Menschen in die Zukunft unseres Automobilstandorts".

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