Nach dem überraschenden Rücktritt von ZDK-Präsident Arne Joswig und dem Ausscheiden des Hauptgeschäftsführers ist die Verbandsspitze neu formiert: Die kommissarische Geschäftsführung übernehmen Jürgen Hasler und Ulrich Dilchert, als Interimspräsident steht nun Thomas Peckruhn an der Spitze – bislang Vize des Zentralverbands.

Im Gespräch mit AUTOHAUS zeigt sich Peckruhn betroffen über Joswigs Schritt. "Ich bedaure sehr, dass er zurückgetreten ist", sagt er und spricht von einer Entscheidung, die ihn "überrascht" habe. Zugleich war für ihn schnell klar, dass er Verantwortung übernehmen würde. Gerade in einer Phase grundlegender Weichenstellungen könne sich das Kfz-Gewerbe keinen Führungsstillstand leisten. "Es muss einen Branchenverband geben, der in der Lage ist, die Wünsche seiner Mitgliedsbetriebe zu erfüllen", betont Peckruhn.

Trennung wird fortgesetzt

Die Arbeit des ZDK will er dabei nahtlos fortsetzen und die geplante Trennung von ZDK und ZVK in geordnete Bahnen lenken. Persönliche Befindlichkeiten will er dabei bewusst ausklammern. "Ich bin in der Sache angetreten", betont Peckruhn und ruft dazu auf, "die persönlichen Dinge auch mal in den Hintergrund zu rücken". Machtfragen und individuelle Befindlichkeiten seien angesichts der aktuellen Lage schlicht fehl am Platz. Vielmehr müsse die gesamte Breite der Branche im Blick behalten werden. Vom freien Betrieb über markengebundene Servicepartner, fabrikatsgebundene Händler, großen Gruppen bis hin zu Karosserie- und Lackwerkstätten – alle müssten sich im Verband gleichermaßen vertreten fühlen. "Man muss da zum Beispiel auch den ZKF mitnehmen, der versteht das ganze Theater nicht", sagt Peckruhn mit Blick auf die aktuellen Diskussionen um Strukturreformen.

Auch fabrikatsgebundene Betriebe würden sich zunehmend schwer damit tun, den Kurs nachzuvollziehen. Dabei sei doch offensichtlich, so Peckruhn, "dass die Branchenorganisation in vielen Fragen gemeinsame Interessen hat." Eine Trennung des Systems hält Peckruhn für fatal. "Es wäre ein Wahnsinn, das komplett auseinander zu dividieren", warnt er. Der Schaden – vor allem für die Innungen – wäre erheblich. "Und das wollen wir nicht."

Wiederbelebung des VMH

Wichtig sei, große Händlergruppen strukturell einzubinden – etwa über ein Umlageverfahren, das auch Landesverbände und Innungen einbezieht. "Ich kann verstehen, dass sich manche große Gruppen nicht ausreichend mitgenommen fühlen", räumt Peckruhn ein. Genau deshalb wolle man jetzt konkreter werden. Ein Ansatz, der zuletzt immer wieder laut gedacht wurde, ist die Wiederbelebung des 2019 gegründeten Verbands der Markenhändler (VMH). Ein Schritt, dem Peckruhn durchaus Positives abgewinnt. "Das wäre kein Schaden, sondern gut, dass das wieder angestoßen wird", sagt er. Bereits in der Vergangenheit habe es Bestrebungen gegeben, diesen Verband neu aufzustellen. Der VMH solle dabei, geht es nach dem Wunsch des Interimspräsidenten, keine Konkurrenz, sondern Ergänzung unter dem Dach des ZDK sein.

Konkret werden soll das nun beim kommenden Handelsdialog im Juli. Die Veranstaltung, die im vergangenen Jahr mehrfach stattfand, soll ein Forum bieten, um die Integration großer Gruppen in die Verbandsarbeit neu zu denken und klarer zu strukturieren. Entscheidend sei, dass die Fragmentierung des Gewerbes verhindert werde – zugunsten einer gemeinsamen, handlungsfähigen Stimme der Branche.

Wahl im September geplant

Von einer vorgezogenen Wahl nimmt der Interimspräsident indes Abstand und kündigt an, sich im Rahmen der regulären Mitgliederversammlung im September zur Bestätigung stellen zu wollen. "Ich bin fest entschlossen, dass wir die Mitgliederversammlung im September turnusmäßig abhalten und dass wir bis dahin die Richtung beziehungsweise den Kurs bestimmt haben werden", erklärt Peckruhn.

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Die Zeit bis dahin solle nun genutzt werden, um den Verband inhaltlich und organisatorisch neu aufzustellen. Ein wichtiger Baustein sei dabei die Umsetzung der Zielvorgaben aus der Klausurtagung im Mai. Jetzt gelte es, diese mit konkreten Maßnahmen zu unterfüttern und das Signal des Aufbruchs in tragfähige Strukturen zu überführen. Die Ergebnisse sollen der Mitgliederversammlung zur Abstimmung vorgelegt und dort finalisiert werden.

Erfolge anerkennen, Richtung halten

Gleichzeitig macht Peckruhn deutlich, dass der Verband sich seines eigenen Erfolges bewusst sein dürfe – ohne Überheblichkeit, aber mit realistischem Blick auf das Erreichte. "Der Verband stellt sich derzeit unter den Scheffel, obwohl er in den letzten Jahren viel auf den Weg gebracht hat." Gerade in der politischen Vernetzung und der öffentlichen Wahrnehmung habe der ZDK spürbare Fortschritte gemacht. "Das hatten wir früher alles nicht", sagt Peckruhn. Sein Ziel ist es, diese Entwicklung fortzusetzen – gemeinsam, transparent und mit klarem Kurs.


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