Die Menschen in Deutschland sitzen einer neuen Studie zufolge so viel wie noch nie. Das ist alles andere als gesund - doch nur eine Minderheit bemüht sich um ausreichend Ausgleich.
Die Mehrheit bewegt sich zu wenig und sitzt zu lange: Mehr als zehn Stunden an einem Werktag - so viel Zeit verbringen Menschen in Deutschland einer neuen Umfrage zufolge durchschnittlich im Sitzen. Das ist ein neuer Höchststand, wie Ergebnisse eines Reports der Deutschen Krankenversicherung (DKV) zeigen.
Die private Kasse spricht angesichts der Ergebnisse von einem "alarmierenden Rekord". Die durchschnittliche Sitzdauer erhöhte sich demnach pro Werktag innerhalb von zwei Jahren von neun Stunden und 58 Minuten auf etwa zehn Stunden und 13 Minuten, also um eine Viertelstunde.
Unzureichender Ausgleich durch Bewegung
Auf der Arbeit sitzen die Befragten demnach im Durchschnitt 3,5 Stunden, weitere 2,5 Stunden verbringen sie vor dem Fernseher. Auf Wegen mit Bahn, Auto oder anderen Verkehrsmitteln entfallen pro Tag 80 Minuten, auf die Zeit am Computer oder Tablet zusätzliche 1,5 Stunden. In der sonstigen Freizeit verbringen die Menschen im Mittel weitere 82 Minuten im Sitzen.
Um den Folgen entgegenzuwirken, ist eigentlich Ausgleich nötig. Wer sich nicht bewegt, erhöht unter anderem sein Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes und andere Krankheiten. Laut dem DKV-Report ist etwa eine Stunde Bewegung am Tag bei Sitzzeiten von mehr als acht Stunden ein guter Richtwert, um für Ausgleich zu sorgen. Doch offenbar gleicht nur knapp jeder Dritte (30 Prozent) das lange Sitzen durch eine Stunde oder mehr Bewegung am Tag aus.
Nur ein Drittel ernährt sich gesund
Insgesamt bewältigen mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) die empfohlenen Ausdaueraktivitäten. Das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene zweimal wöchentliche Muskeltraining macht nur ein Drittel (34 Prozent). Die Kombination von Ausdauer- und Muskelaktivität erreicht nicht mal ein Drittel (32 Prozent).
Ingo Froböse, Deutsche Sporthochschule Köln, zu Möglichkeiten für einen gesünderen Lebensstil
tagesschau24, 04.08.2025 15:00 UhrZusammen mit der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Würzburg wurde für den DKV-Report zum achten Mal das Gesundheitsverhalten der Deutschen untersucht. Im Zentrum standen Ernährung, körperliche Aktivität, Alkoholkonsum, Rauchen, Stressverhalten und die im Sitzen verbrachte Zeit. Dazu wurden im Februar und März mehr als 2.800 Menschen befragt.
Demnach verzichten etwa 80 Prozent aufs Rauchen und E-Zigaretten. 29 Prozent konsumieren keinen Alkohol. Nur etwa ein Drittel der Bevölkerung ernährt sich jedoch gesund, gemessen an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Diese sehen zum Beispiel viel Obst und Gemüse, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und wenig Fleisch vor.
Tiefstwert beim Thema Stress
Während junge Erwachsene insgesamt häufiger auf Alkohol verzichten, punkten Ältere dem Report zufolge bei Ernährung und Stressbewältigung. Beim Thema Stress gelingt demnach über alle Altersgruppen hinweg aber nur einem Fünftel (20 Prozent) der Befragten ein gesunder Umgang mit der täglich empfundenen Belastung. Das ist nach 2021 erneut ein Tiefstwert.
Frauen leben gesünder als Männer
Ein rundum gesunder Lebensstil ist für viele offenbar schwer erreichbar. In allen Punkten zusammen erfüllen laut dem Bericht lediglich zwei Prozent der Befragten die Empfehlungen.
Dabei gibt es allerdings zwischen den Geschlechtern einen deutlichen Unterschied. Während drei Prozent der Frauen alle Kriterien für ein rundum gesundes Leben erfüllen, schaffen dies gerade mal ein Prozent der Männer.
Marcus Latton, RBB, tagesschau, 04.08.2025 13:36 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.