Margot Friedländer war eine der bekanntesten Holocaust-Überlebenden. Nun ist sie im Alter von 103 Jahren gestorben. Bis zuletzt widmete sie ihr Leben der Aufklärung über die Verbrechen der Nationalsozialisten.

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist tot. Sie starb am Freitag im Alter von 103 Jahren, wie die Margot Friedländer Stiftung mitteilte.

Friedländer war im hohen alter nach Jahrzehnten als Emigrantin in New York nach Deutschland zurückgekehrt. Die Berliner Ehrenbürgerin engagierte sich unermüdlich gegen das Vergessen, besonders die junge Generation lag ihr am Herzen. "Ich spreche für die, die es nicht geschafft haben", sagte sie Anfang des Jahres im Interview mit tagesschau24.

Bekannt wurde ihre Geschichte durch einen Dokumentarfilm und ihre Memoiren. Sie bekam für ihren Einsatz viele Preise und viel Anerkennung - bis hin zum Besuch von US-Präsident Joe Biden, bei dem sie im Schloss Bellevue mit dabei war.

Mensch mit Mission

Friedländer wurde 1921 in eine jüdische Familie geboren. Ihre Mutter und ihr Bruder wurden im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Sie selbst konnte dank vieler Helfer zunächst untertauchen, wurde dann aber gefasst und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.

Zu der Zeit war Friedländer Anfang 20. Dort habe man ihr und anderen die Identität genommen, erzählte sie später. "Man ist ja kein Mensch. Wenn man eine Nummer ist, ist man eine Nummer", sagte Friedländer im Januar in den tagesthemen. Sie hätten lange gebraucht, um wieder Mensch zu werden. "Ein Mensch, der eine Meinung hat. Der was zu sagen hat, der gefragt wird. Wir wurden nicht gefragt. Wir hatten keine Meinung." Sie hätte getan, was von ihr verlangt wurde und jeden Tag so genommen, wie er kam. "Für mich war es am schwersten, die alten Menschen zu sehen, die wirklich keine Möglichkeit hatten, zu leben, die so vegetierten. Die sind gestorben."

Friedländer aber überlebte das Konzentrationslager - so wie ihr späterer Mann, mit dem sie schließlich nach Amerika ging. Mit 88 Jahren kehrte Friedländer 2010 zurück nach Deutschland. Seit dem widmet sie sich der Aufklärung: "Meine Mission ist: Ich sage, seid Menschen. Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Alles ist gleich."

Verleihung des großen Bundesverdienstkreuz verschoben

Am heutigen Freitag sollte ihr für ihre Arbeit eigentlich von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Große Bundesverdienstkreuz verliehen werden. Das wurde im Vorfeld bereits verschoben. Steinmeier würdigte Friedländer für ihre Verdienste. "Sie hat unserem Land Versöhnung geschenkt - trotz allem, was die Deutschen ihr als jungem Menschen angetan hatten. Für dieses Geschenk können wir nicht dankbar genug sein", so das Staatsoberhaupt in einem Kondolenzschreiben.

Ihre Stiftung betonte: "Bis zuletzt mahnte sie die Verteidigung der Demokratie an - erinnern allein reiche nicht."

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