Bad Bunnys jüngstes Album «Debí tirar más fotos» ist eine musikalische Rückkehr zu seinen Wurzeln: Der 31-Jährige mischt darin traditionelle Salsa-Rhytmen mit karibischen Reggaeton-Einflüssen – herausgekommen ist eine Liebeserklärung an seine Heimat Puerto Rico.

Die Kolumbianerin Karol G legte kürzlich die lukrativste Welttournee einer spanischsprachigen Sängerin überhaupt hin. In Liedern wie «Provenza» singt sie über ihre Heimatstadt Medellín. Nie zuvor hatten Latin-Stars, die nur auf Spanisch singen, so viel Erfolg wie Bad Bunny und Karol G, sagt der chilenische Musikjournalist Claudio Vergara: «Ricky Martin, Enrique Iglesias, Shakira, Daddy Yankee, sie alle mussten auch auf Englisch singen, für den grossen internationalen Durchbruch. Der Erfolg von Karol G und Bad Bunny ist insofern beispiellos, weil sie nur auf Spanisch singen.»
Bad Bunny auf einem Level mit Béyonce
Für seine Welttournee verkaufte Bad Bunny über 2.6 Millionen Tickets innerhalb von nur einer Woche. Damit setzt Bad Bunny neue Massstäbe – nicht nur für Latino-Musik, sondern innerhalb der Musikbranche weltweit, sagt Vergara: «Das ist Erfolg auf dem Niveau von Taylor Swift oder Béyonce.» Bad Bunny trifft mit seinem letzten Album, in dem er den U.S.-Einfluss in Puerto Rico kritisiert, den Zeitgeist in vielen Teilen der Welt.
«Ich hätte mehr Fotos knipsen sollen, als ich dich noch hatte», singt Bad Bunny etwa im Titel-Song seines Albums, und meint damit den Verlust seiner Ex, aber auch den Verlust seines Heimatlands, Puerto Rico, das sich stark verändert hat, seit es von den USA als Territorium beansprucht wird. Der Musiker, der eigentlich Benito Antonio Martínez Ocasio heisst, liess sich für sein Album von einem Historiker beraten, und lässt seiner Kritik an den USA auch Taten folgen: Die USA lässt Bad Bunny bei seiner Welttournee bislang aus – auch das gab es unter Latin-Stars, die internationalen Ruhm suchten, noch nie.
Karol G, mit bürgerlichem Namen Carolina Giraldo Navarro, begeistert vor allem weibliche Fans mit Liedern wie «TQG». Dafür holte sie auch ihre Landsfrau Shakira mit an Bord. Das Lied ist eine Abrechnung mit betrügerischen Männern: «Ich war wohl zu viel Frau für dich», singt Karol G. Auch ihr neues Album «Tropicoqueta» setzt auf Frauen-Power, nutzt in Songs wie «Latina Foreva» auch das Klischee der sexy Latina als Verkaufsargument.

Authentizität, Bodenständigkeit und Bescheidenheit
Das Geheimrezept hinter dem globalen Erfolg von Karol G und Bad Bunny seien die harte Arbeit der Künstler, aber auch lebensnahe Texte, mit denen sich ihre Fans identifizieren können: «Sie sprechen in Interviews mit starkem Akzent Englisch und singen über ihre einfachen Wurzeln, anstatt zu protzen, das ist alles auch Teil des Marketings», sagt Vergara. Der Mix aus Bodenständigkeit und karibischen Rhythmen zieht: Fans von Asien über Nahost bis Europa singen in holprigem Spanisch mit.

Das sei begrüssenswert, findet Claudio Vergara: «Lange sangen wir Lateinamerikaner in gebrochenem Englisch, jetzt erobern wir die Welt musikalisch auf Spanisch. Kolonialisierung mal umgekehrt quasi! Das zeigt, wie dynamisch die Musikbranche heute ist», und wie südamerikanische Migrantinnen und Migranten ihre Musik in die Welt hinaus tragen.
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