Zur neuen Gestaltung des Rosengartens am Weißen Haus höre er „großartige Kritiken“, ließ der amerikanische Präsident verlauten. Das Gras wachsen hören kann er dort jedenfalls nicht mehr. Denn der berühmte, von Rosen und Blumenbeeten eingefasste Rasen ist weg. Stattdessen liegt da nun eine gepflasterte Terrasse aus weißen Platten.

„Ein wunderschöner weißer Stein – in derselben Farbe wie das Weiße Haus“, schwärmte Trump. „Und weil er so sehr weiß ist, reflektiert er die Hitze. Es wird also nicht sehr heiß.“ Endlich ein kühner Vorstoß für mehr Klimaschutz aus den USA! Der Präsident sollte seinen Stab nur anweisen, angesichts der Reflexion den Lichtschutzfaktor zu erhöhen. Trump selbst ist ja glücklicherweise immer gut eingecremt.

Er ist ein Mann, der weiß, wie man Farben wirksam einsetzt. Orange etwa. Aber auch das Rot seiner Käppis und Krawatten. Das edle Blau gut geschnittener Anzüge. Das Gold von Brokatvorhängen und Stuckverzierungen im Oval Office. Und wenn der Amtssitz des amerikanischen Präsidenten nicht schon immer klassizistisch weiß gewesen wäre, Trump hätte sicher per Dekret verfügt, es „sehr weiß“ anzustreichen.

In der heraldischen Farblehre sind Rot und Blau die wichtigsten Tinkturen (so auch in der US-Flagge und im binären amerikanischen Parteiensystem die roten Republikaner und die blauen Demokraten). Gelb und Weiß symbolisieren die Metalle Gold und Silber. Im Zusammenklang sind sie eigentlich dem Vatikan und dem Heiligen Stuhl vorbehalten, symbolisieren die Farben doch den Schlüssel Petri. Papst Leo XIV. wird Donald Trump die Anmaßung wohl nicht übel nehmen, wenn er die Einladung seines Landsmanns ins Weiße Haus annimmt. Nur für den Fototermin kommt der neu gepflasterte Rosengarten nicht infrage, wenn man den Heiligen Vater in seiner weißen Soutane überhaupt erkennen will.

Über Trumps Architektur- und Einrichtungsgeschmack kann man streiten. Die gute Nachricht: Den eingeschleppten Mar-a-Lago-Kitsch, den Bling-Bling im West Wing und den blenden weißen Exerzierplatz kann man schnell wieder abräumen. Es ist an Trumps Nachfolgern darüber zu entscheiden. Irgendwann wird sich im Rosengarten schon wieder der akkurat getrimmte „American Lawn“ ausbreiten dürfen, den Architekturhistoriker zum essenziellen Bestandteil der US-Identität zählen. Irgendjemand wird sich dann auch wieder daran erinnern, dass Walt Whitman sein Individualität und Demokratie beschwörendes Epos „Grashalme“ nannte, in denen er die Verbundenheit allen Lebens widergespiegelt sah – und die Steinplatten aufnehmen, um eine neue Saat zu pflegen und zu hegen.

Aber es ist gute Sitte unter Präsidenten, sich ihren Amtssitz auch nach persönlichem Gusto auszustatten. Und Trump hat da gewiss ein „issue“. Als er Anfang Juli 2025 mit seinem Kabinett zu einer Sitzung zusammenkam, um über die Flut in Texas, die Bomben auf Iran, die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen und natürlich die Zollpolitik zu beraten, schweifte der Präsident schließlich ab und gab 13 lange Minuten Einblick darin, was ihn wirklich umtreibt: Interior-Design. „Für wenig Geld“ habe er den „Cabinet Room“ umgestaltet.

Persönlich wäre er in die „Schatzkammer“ des Weißen Hauses hinabgestiegen und hätte neue Gemälde ausgesucht, die alten seien einfach nicht gut gewesen. Auch das Porzellan und alte Silber hätte er ausgetauscht und vor allem einmal professionell polieren lassen. Und weil er schon mal dabei war, hätte er auch die Vorhänge wechseln lassen. Sie sind jetzt goldfarben und es scheint, als hätte er sich für diese Sitzung auch gleich einen Schlips aus dem Stoff nähen lassen.

Als Marco Rubio bei dem präsidialen Monolog schon mit der Müdigkeit kämpfte, kam Trump erst auf Touren. „Ich bin ein Bilderrahmen-Typ. Ich mag manche Rahmen lieber als die Bilder.“ Er erklärte die Präsidentengalerie in aller Ausführlichkeit und schnell die Flaggen der verschiedenen Streitkräfte und weil Rubio schon wieder auf die Uhr schaute, erzählte er noch die Anekdote, wie er seinem Außenminister einmal eine besonders schöne Standuhr abgeluchst hätte.

Noch ein paar Worte zur Beleuchtung: „Diese Lampen“, dozierte Trump weiter, „sie sind sehr wichtig, ob die Leute sie nun mögen oder nicht, aber sie sind es tatsächlich. Wenn man Filme wie ‚Pearl Harbor‘ oder ‚Tora! Tora! Tora!‘ sieht, dann sieht man Filme über das Weiße Haus, wo Kriege diskutiert werden, oftmals werden auch diese Lampen oder etwas Ähnliches gezeigt, etwas, das ihnen ähnelt. Wahrscheinlich nicht die echten, denn ich glaube nicht, dass das erlaubt ist – das ist ein sehr wichtiger Raum, ein heiliger Raum, und ich glaube nicht, dass hier Filme gedreht wurden. Man weiß nie, was sie tun. Aber es fehlten, äh, Medaillons. Sehen Sie die Medaillons oben? Sie hatten eine Kette, die bis zur Decke reichte. Und ich sagte: ‚Das geht so nicht. Sie brauchen ein Medaillon.‘ Sie sagten: ‚Was ist ein Medaillon?‘“

Was Trump mit Medaillon eigentlich meinte, ist eine Deckenrosette – aber das nur unter uns Hobbystuckateuren – und fuhr fort: „‚Ich zeige es Ihnen.‘ Und dann haben wir ein paar schöne Medaillons besorgt, und wie Sie sehen, wurden sie dort angebracht, sodass die Lampen besser aussehen. Und das alles fast zum Nulltarif. Wir haben den Raum auch neu angestrichen. In Beige – besonders schön, wirklich ganz besonders. Die einzige Frage ist, ob ich die Ecken mit Blattgold verzieren soll. Vielleicht können Sie mir das sagen. Mein Kabinett könnte darüber abstimmen.“

Es hätte Trump an dieser Stelle stoppen können, aber wenn Opa von der Einrichtungsfront erzählt, bringt Widerspruch sowieso nichts. Verteidigungsminister Pete Hegseth jedenfalls freute sich wie ein Kind. Und so lernte das Kabinett noch ein bisschen über den Mangel an Alternativen zur Blattvergoldung und durfte am Ende wirklich die Finger zur Abstimmung heben.

Blattgold. Einstimmig angenommen! Angesichts der mitunter ziemlich konfusen Ausführungen des Präsidenten machen sich die Auguren schon wieder Sorgen um seinen Geisteszustand. Aber vielleicht hat Trump nur endlich seine wahre Berufung gefunden – als Erster Dekorateur der Vereinigten Staaten. Schaden: begrenzt. Goldkurs: steigend.

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