Die beiden sind ein eingespieltes Team. Seit fünf Jahren komponieren Michael Künstle und Matteo Pagamici gemeinsam Filmmusik, etwa für Spielfilme wie «Sisi & Ich» (2023) und «Die Nachbarn von oben» (2023) oder für die SRF-Serien «Neumatt» (2021-2024) und «Die Beschatter» (2022-2025).

Zwei Wege zur Musik

Künstle stammt aus Basel, Pagamici aus Zürich. Fussballrivalitäten? Kein Thema. «Michael hat schon versucht, mich zu überzeugen, nach Basel zu ziehen. Das wird offensichtlich nie passieren», sagt Matteo Pagamici lachend. «Aber dieser geografische Unterschied ist eine gute Metapher für unsere musikalischen Backgrounds, die auch sehr verschieden sind.»

Legende: Ein Album wie ein musikalisches Reisetagebuch: Im Booklet erzählen Pagamici und Künstle mit Fotografien und Texten zu jedem Stück, was sie inspiriert hat. Livia Eichenberger

Künstle kommt ursprünglich aus der Rockmusik, lernt als Kind Schlagzeug und komponiert für die Band seines Vaters. Pagamici will eigentlich Harfe spielen, beginnt dann aber mit acht Jahren Gitarre zu spielen und merkt schnell, dass er sich mehr fürs Musikschreiben als fürs Musikmachen interessiert.

Blindes musikalisches Verständnis

Später studieren die heute 34-Jährigen an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) Komposition für Film, Theater und Medien. Dort lernen sie sich kennen und beginnen, im Duo zu arbeiten. Inzwischen haben sie längst ihren gemeinsamen Klang gefunden. «Wir treffen uns irgendwie immer in der Mitte», so Pagamici.

Früher mussten wir noch mehr ‹finetunen›, mittlerweile verstehen wir uns fast blind.
Autor: Michael Künstle Komponist

Ihre Arbeitsweise folgt einem klaren Muster: Matteo Pagamici und Michael Künstle gehen jedes Projekt gemeinsam an, tauschen Ideen aus, entwickeln ein musikalisches Konzept, definieren die Instrumente und die Rolle der Musik im Film. Danach arbeiten sie einzeln an sogenannten Suiten – musikalischen Miniaturen, die zur Geschichte passen und später zusammengeführt werden.

«Früher mussten wir noch mehr ‹finetunen›», sagt Michael Künstle, «aber mittlerweile verstehen wir uns fast blind». Manchmal wisse am Ende keiner mehr, von wem welche Idee stammt.

Nun erscheint das erste eigene Album der beiden. «Dimensions» sei das Resultat einer kreativen Freiheit, die Filmprojekte oft nicht zulassen, sagt Künstle. «Da gibt es so viele andere Faktoren, die man treffen muss. Hier geht es wirklich nur um die Musik.» Die erzählt mal konkret, mal poetisch verschlüsselt, mal tiefgründig und intim von den Komponisten selbst.

Legende: Atmosphärisch, ruhig, tiefgründig: Der Sound des Schweizer Filmkomponisten-Duos Matteo Pagamici und Michael Künstle bleibt hängen. Matteo Pagamici

«Jedes Stück verarbeitet eine Erinnerung. Oft hat das mit Reisen zu tun, aber auch mit emotionalen Erfahrungen. Die sind jetzt verewigt in der Musik und offen gelegt für andere, die sich vielleicht selbst darin sehen oder hören können», so Künstle. «Child Wish» etwa erzählt von einem unerfüllten Kinderwunsch, in «Beautiful Lies» winden sich musikalische Linien wie Lügen. Und «Isbjerge» ist eine Hommage an die Eisberge Grönlands.

Orchester als Synthesizer

«Dimensions» klingt streckenweise elektronisch produziert, ist aber vollständig analog aufgenommen. Pagamici und Künstle nutzen das Orchester wie einen Synthesizer, rekonstruieren und orchestrieren zum Beispiel weisses Rauschen oder Echoeffekte.

So entsteht ein Wabern im Klang oder ein rhythmisches Pulsieren, das an elektronische Musik erinnert. «Das ist fast schon eine akustische Täuschung, weil man nicht ganz versteht, woher das überhaupt kommt», so Pagamici. Es ist jedenfalls ein Sound, der gleichzeitig vertraut und fremd wirkt – und einen nicht mehr loslässt.

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