Serkan kassiert für sein Fremdgeh-Statement ab, Til Schweiger wird wieder öffentlich zerlegt und Wolfram Weimer soll - Skandal! - Kulturstaatsminister werden. Die Promi-Kolumne in dieser Woche über die "richtige" Haltung, Heuchelei und einen, der weg soll, bevor er überhaupt da war.

Liebe Leser, willkommen zu einer neuen Ausgabe des bunten Promi-Wahnsinns der Woche! Na, was haben wir denn diesmal auf dem Tableau? Wer durfte im Boulevard-Karussell eine Extra-Runde drehen? Und: Wen haben unsere Light-Medien derzeit besonders auf dem Kieker?

Eines muss man unseren Promis lassen: Sie beschreiten auf dem Weg der gesellschaftlichen Verblödung immer neue Pfade! Achtung, Ironie! Auch diese Kolumne wird es höchstwahrscheinlich bald nicht mehr geben, denn: Wir lesen ja kaum noch! Headlines reichen aus, um sich eine Meinung zu bilden. Meinung ist wichtig. Leider oft bei gleichzeitiger maximaler Ahnungslosigkeit.

Und weil mittlerweile auch Trash-TV-Darsteller als Prominente gelten, schauen wir in dieser Woche auf einen ganz besonderen Problembär: Serkan Yavuz. Kennen Sie nicht? Seien Sie froh! Serkan hat viele Follower und einst einen sehr erfolgreichen Podcast mit Samira Klampfl, der Mutter seiner Kinder.

Das Promi-Pärchen "Serkan und Samira" ist aktuell getrennt. Grund: Serkan hat Samira mit Reality-Star Eva Benetatou betrogen. Das Insta-Gericht tagt und talkt seit Wochen. Der Algorithmus dreht frei. Doch Serkan wäre kein guter Unternehmer, wenn er daraus nicht Kapital schlagen würde. Statt sich still zu schämen, hat er sein "reumütiges" Statement hinter eine Bezahlschranke gesetzt. Wer seine Abbitte hören will, muss einen Euro zahlen. Und siehe da: 200.000 Euro sollen so in kürzester Zeit zusammengekommen sein. Das Geschäftsmodell sorgt zwar für Kritik, aber offenbar auch für klingelnde Kassen. Das Publikum zahlt gern für Drama.

Hauptsache, die Haltung stimmt!

Und bei all dem dürfen wir eines nicht vergessen: die Haltung. Die (richtige) Haltung ist das A und O. Unser Land? Im freien Fall. Bildung am Boden, Schulen marode, Infrastruktur kaputt, Vertrauen im Keller. Aber hey: Hauptsache, die Haltung stimmt!

Hass und Hetze? Geht gar nicht! Hass ist böse, Hetze gefährlich. Es sei denn, sie trifft "die Richtigen". Dann scheint alles erlaubt. Diese Doppelmoral ist ungefähr so witzig wie der Tipp, Tante Gertrud wegen ihrer Meinung bei einem der ach so wichtigen Petz-Portale zu melden!

Apropos Doppelmoral: Til Schweiger war diese Woche bei einer Studentenveranstaltung in Rostock, sprach mit Regisseur Andreas Dresen über Film und die Branche. Harmlos? Mitnichten. Schweiger habe "fahrig" gewirkt, heißt es. Medien sprechen von einem "skurrilen Fiasko". Und schon steht die nächste Schlagzeile.

Spielt es denn keine Rolle, dass Schweiger offen über seine Alkoholsucht sprach, sich für Fehler entschuldigt hat und um Kontrolle ringt? Auch bei diesem Auftritt wurden wieder alte Vorwürfe gegen ihn verwurstet. Ist Schweigers Krankheit ein gefundenes Fressen?

Wäre er ein Theaterregisseur mit "richtiger" Haltung, sähe die Berichterstattung anders aus. Mitgefühl? Nur für die Richtigen. Bestes Beispiel: El Hotzo. Der moralisch überhöhte Medienliebling, der sich selbst Feminist nennt, hat seine Partnerinnen manipuliert, "gelovebombt" und belogen. Er hat, wie er angeblich reumütig einräumte, sein Image als reflektierter Medienmann ausgenutzt. Auch ntv.de berichtete. Nach einer kleinen Social-Media-Auszeit kehrt El Hotzo nun zurück. Likes und Herzchen seiner Fans inklusive. Geläutert? Nicht wirklich. Aber die Community mit der "richtigen Haltung" verzeiht schnell.

Doch Schweiger bleibt der perfekte Sündenbock: erfolgreich, unbequem, nicht woke genug. Dass Medien gerade bei sensiblen Themen wie Sucht und öffentlicher Reue Verantwortung tragen, wird ignoriert. Medienethik? Naja, vielleicht beim nächsten Podcast.

"Kein Posten für Weimer!"

Aber ist es nicht auch bezeichnend, wie zuverlässig die moralinsaure Dauerempörung mit Clickbait-Garantie mittlerweile anspringt? Schweiger hat, wie gesagt, Fehler eingeräumt, sich erklärt - doch jeder seiner Schritte wird erneut skandalisiert. Nun habe er "einsilbig" geredet. Oha! Frage: Wer ist hier eigentlich auf wen neidisch?

Und dann noch diese Personalie: Wolfram Weimer soll Kulturstaatsminister werden. Was erlauben Friedrich Merz? Ein Publizist, ein profilierter Autor, ein streitbarer ntv-Kolumnist in einem politischen Amt? "Kein Posten für Weimer!", heißt es sofort. Und ja, ein reflexhafter Aufschrei ist oft schneller verfasst als ein differenzierter Gedanke.

Aber ganz von der Hand zu weisen ist die Kritik nicht. Weimer steht in der Migrationspolitik für eine klar rechtskonservative Linie. Seine Positionen zur islamischen Einwanderung, zum Multikulturalismus und zur bisherigen Asylpolitik sind scharf, manchmal sogar provokant formuliert. Dass da bei vielen die Alarmglocken schrillen, ist nachvollziehbar. Besonders, wenn es um ein Amt geht, das für kulturelle Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt stehen soll.

Andererseits: Ministerposten wurden hierzulande schon mit Menschen besetzt, die vorher wenig bis gar nichts mit ihrem neuen Ressort zu tun hatten. Weimer hingegen ist publizistisch erfahren, intellektuell gewandt und sicher kein Leichtgewicht. Dass ausgerechnet er nun als völlig untragbar gilt, während anderswo großzügig weggesehen wird, sagt mindestens ebenso viel über den Zustand der Debatte wie über Weimer selbst.

Wir leben in einer Zeit der Dauerempörung. Weimer soll weg, bevor er überhaupt da war. Vielleicht wäre es an der Zeit, die Diskussion nicht immer nur als moralisches Tribunalspektakel zu inszenieren, sondern auch mal die Frage zu stellen: Was genau stört uns eigentlich - die Haltung oder die Tatsache, dass sie nicht unsere ist? Dieses nicht selten pseudo-moralische Haltungsgetöse ist inzwischen, um es mit einem Lieblingsadjektiv von Heidi Reichinnek zu sagen: "hochproblematisch".

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