In der Löwenhöhle gehen zwei Investoren ganz keck auf Tuchfühlung. Außerdem: emotionale Achterbahnfahrten mit gewürzten Sonnenblumenkernen, "liebenswerten" Lesehilfen und fermentierten Teeblättern.
Ein Abend in der Löwenhöhle ist immer für eine Überraschung gut. Man weiß vorher nie, welcher Pitch am Ende den Erfolg bringt und welche Pros und Contras letztlich zu welchen Entscheidungen führen. Alles ist möglich. Manchmal spricht zunächst alles für eine Erfolgsstory - so wie im Fall der beiden "Cravies"-Gründer Siddik Turhalli und Rio Leonhardt aus Neuss. Das Start-up-Duo hat gewürzte Sonnenblumenkerne in verschiedenen Geschmacksrichtungen dabei. Nach einer kurzen Verkostung sind alle Löwen hin und weg. Der Deal ist in greifbarer Nähe. Aber dann macht die Oberfläche Platz für die inneren Werte. Und hier stimmt es hinten und vorne nicht.
Die Gründer rufen eine Bewertung in Höhe von zwei Millionen Euro auf. Auf der bisherigen Habenseite stehen aber nur 5000 Euro Umsatz. War's das jetzt mit dem großen Deal-Traum? "Mit der Bewertung müsste man euch eigentlich hier rausprügeln", meckert Ralf Dümmel. Kurz darauf ist der Regale-König der einzig verbliebene Investor. Es sieht nicht gut aus. Zum Glück erweisen sich die Gründer als einsichtig und verhandlungsbereit. So kommt man am Ende doch noch zusammen. Was für eine Achterbahnfahrt!
Selbstgebauter Strandkorb-Sauna-Hybrid
Ähnlich dramatisch verläuft der Pitch-Abend für die beiden "korbsauna"-Gründer und Brüder Torsten Sauer und Thomas Sauer. Auch hier machen zunächst alle anwesenden Löwen große Augen. Mit ihrem selbstgebauten Strandkorb-Sauna-Hybrid begeistern die beiden Tüftler vor allem Judith Williams und Tillman Schulz. "Tillman, komm mit, wir setzen uns da mal rein", flüstert Judith ihrem Kollegen ins Ohr. Der lässt sich nicht zweimal bitten. Sekunden später sitzen die Beauty-Queen und der Food-Experte zusammen in dem in eine finnische Sauna umfunktionierten Strandkorb. "Frau Williams, mir wird heiß!", witzelt Tillman Schulz.
Die Betriebstemperatur steigt, genauso wie die Hoffnung der beiden Gründer, dass in Kürze ein großer Traum in Erfüllung geht. Aber auch hier kommt es anders. Ein Sauna-Strandkorb soll am Ende satte 14.000 Euro kosten. Und in den vergangenen zwei Jahren wurde bereits 120.000 Euro Verlust eingefahren. Die "korbsauna"-Aktien sinken - und das im Rekordtempo. Statt mit ganz viel Löwenpower stehen die Gründer am Ende ihrer Performance mit leeren Händen da.
"Ihr seid liebenswert, aber nicht löwenswert"
Die zweite Enttäuschung des Abends kündigt sich schon wesentlich früher an. Die beiden "BOOKHOOVER"-Gründer Mana Kakuan und Daniel Nienkämper aus Köln können die Löwen mit ihrem selbst entwickelten Lesewerkzeug nur so lange bei Laune halten, bis die harten Geschäftsfakten auf den Tisch kommen. Keine belegende Studie und ein viel zu hoher Produkt-Endpreis (zwischen 25 und 69 Euro je nach Modell): schnell zeigen alle Investoren mit den Daumen nach unten. "Ihr seid liebenswert, aber nicht löwenswert", verabschiedet Carsten Maschmeyer das sichtlich enttäuschte Gründer-Duo.
Auch die "Laphet"-Gründer Min Zaw Oo und May Htat Oo aus Berlin verlassen die Löwenhöhle mit gesenkten Häuptern. Fermentierte, essbare Teeblätter sorgen zwar kurzzeitig für erstaunte Gesichter ("Das habe ich so noch nicht geschmeckt" - O-Ton Judith Williams). Für einen Deal reicht es am Ende aber nicht aus. Besser läuft es für die "soulfi"-Erfinder Ciro Paolo D`Andrea, Thomas Bolz und Eray Özmü aus Hamburg. Die vorgestellte digitale Plattform für psychologische Selbsthilfe sorgt vor allem im Hause Glagau für Begeisterung. Nach einer kurzen Verhandlungsrunde ist der zweite Deal des Abends eingetütet.
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