Die deutschen Hoffnungen auf einen der vorderen Plätze im Eurovision Song Contest erfüllen sich nicht. Stattdessen gewinnt Österreich. Der Countertenor JJ setzt sich in Basel durch. Israel belegt den zweiten Platz.
Österreich hat den Eurovision Song Contest (ESC) gewonnen. Der österreichische Countertenor JJ setzte sich in der Nacht in Basel mit seinem Lied "Wasted love" vor Israel durch. Deutschland landete auf Platz 15 der 26 Finalisten und verpasste damit die erhoffte Platzierung in den Top Ten. JJ, der bürgerlich Johannes Pietsch heißt, bekam insgesamt 436 Punkte von Jury und Publikum. Damit lag er deutlich vor der israelischen Sängerin Yuval Raphael, die 357 Punkte erreichte. Dritter wurde der für Estland startende Tommy Cash mit einem Punkt weniger als Israel.
JJ inszenierte seinen Auftritt wie eine Oper mit einem dramatischen Bühnenbild, was vor allem die Jury bei der Punktevergabe überzeugte. Bei der Jury, die über die Hälfte der Punkte entschied, lag er mit 258 Punkten klar vorne. Beim Publikum dagegen lagen Israel, Estland oder Schweden vor dem Österreicher. JJ holte damit den dritten Sieg Österreichs beim weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerb. Zuletzt hatte 2014 Conchita Wurst für das Land den ESC gewonnen.
JJ galt vor dem ESC-Finale hinter Schweden in den Wettbüros als Top-Favorit für den Sieg. Er sagte nach dem Sieg, dieser liege jenseits seiner "wildesten Träume". Seine Botschaft an die Menschen sei, "dass die Liebe nie vergeudet ist. Liebe ist wirklich die stärkste Kraft, die es da draußen gibt."
Überschattet wurde die Veranstaltung - die in der Theorie neutral sein will - von politischen Spannungen rund um den israelischen Beitrag. Das Land hatte Sängerin Yuval Raphael nach Basel geschickt. Die 24-Jährige ist eine Überlebende des Massakers der islamistischen Hamas und weiterer Terrorgruppen vom 7. Oktober 2023. Sie versteckte sich damals acht Stunden lang unter dem Körper einer ermordeten Frau. In ihrem ESC-Song "New Day Will Rise" thematisierte sie Verlust und Hoffnung.
Stefan Raab sollte deutsche Bilanz aufbessern
Für das für Deutschland startende Geschwisterduo Abor & Tynna reichte es mit 151 Punkten für das Lied "Baller" für den 15. Platz. Damit schnitt Deutschland schlechter ab als im vergangenen Jahr. Mit ausgewählt hatte das deutsche Duo maßgeblich Moderator Stefan Raab. Den 58-Jährigen umgibt spätestens seit dem unter seiner Ägide im Jahr 2010 errungenen Sieg von Lena Meyer-Landrut mit dem Song "Satellite" die Aura eines ESC-Gurus. In den Tagen und Stunden vor dem Auftritt hatte der Raab auch noch einmal intensiv für das Lied getrommelt. Unter anderem versuchte er, Deutsche auf Mallorca zu einer Stimme für Abor & Tynna zu bewegen.
Raab war angetreten, um jemanden zu finden, der in Basel um den Sieg mitsingen kann. Die Bilanz Deutschlands bei dem Musikwettbewerb war in den vergangenen Jahren dramatisch schlecht. Seit 2015 hagelte es letzte oder vorletzte Plätze. Lichtblicke waren nur Michael Schulte (2018, 4. Platz) und im vergangenen Jahr Sänger Isaak (12. Platz).
Farbbeutelangriff während des israelischen Auftritts
Wegen des Gazakriegs hatte es bereits in den vergangenen Tagen in Basel immer wieder Proteste gegen die Teilnahme Israels gegeben. Auch Prominente bezogen Position - unter anderem sprach sich Vorjahressieger Nemo gegen eine Teilnahme Israels aus. Der neue deutsche Kulturstaatsminister Wolfram Weimer wiederum kritisierte Boykottaufrufe, Drohungen und verbale Angriffe gegen die israelische Sängerin scharf.
Am Samstag zogen vor und während des ESC-Finales mehrere Hundert Menschen durch die Baseler Innenstadt und demonstrierten gegen Israels Teilnahme. Die Polizei stellte sich der Kundgebung entgegen, um die Menschen daran zu hindern, in Richtung des Veranstaltungsgeländes zu ziehen. Zeitweise drohte sie den Einsatz eines Wasserwerfers an. Einige Demonstranten zündeten Fackeln mit buntem Rauch.
Auch in der Halle kam es zu einem Zwischenfall. Nach Angaben des ESC-Sprechers des Schweizer Senders SRF versuchten ein Mann und eine Frau am Ende des israelischen Auftritts auf die Bühne zu gelangen. Die beiden seien daran gehindert worden. "Einer der beiden Personen warf mit Farbe und ein Mitglied der Crew wurde dabei getroffen." Man habe das Duo der Polizei übergeben.
Schon im vergangenen Jahr hatten es antiisraelische Proteste den ESC in Malmö überschattet. Danach waren strengere Regeln angekündigt worden. Damals hatte es auch Anfeindungen und Spitzen aus dem Teilnehmerkreis gegen die israelische Interpretin gegeben.
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