Wenn Techno-Rapper Finch zum großen Cover-Abend einlädt, dann müssen sich die Kollegen auf der "Tauschkonzert"-Couch musikalisch ganz schön strecken. Aber die Arbeit lohnt sich - für Finch, die Kandidaten und die Zuschauer daheim auf dem Sofa.
Beim Austausch von musikalischen Karrierepaletten hat der eingefleischte "Sing meinen Song"-Fan in den letzten Jahren schon viele spannende Konstellationen verfolgen dürfen. So kreuzten sich Pop, Metal, Rock, Jazz, Soul und Blues - Genres, die sonst eher für sich stehen und nur selten die Türen für fremden Input öffnen. Mit Finch sitzt nun ein Künstler auf der Format-Couch, der das große Ganze auf ein neues Level hievt.
Der ostdeutsche Partylöwe mit der kernigen Attitüde ist eigentlich so weit weg vom gängigen Chartpop-Standard wie Dieter Bohlen von der Wacken-Bühne. Wenn der gebürtige Brandenburger seine Soundschatulle öffnet, dann nehmen sich Ballermann-Experten, Asi-Pop-Fans, Schlager-Nerds und Techno-Feierbiester an die Hand und laden zur großen Moshpit-Party ein. Mia-Frontfrau Mieze ist die Auserwählte, die zu Beginn des vermeintlichen Endgegner-Abends das Eis brechen soll. Und das "Wendekind" liefert ab. Mit verträumter Pop-Ostalgie baut Mieze eine Brücke zwischen Perspektivlosigkeit und Hoffnung.
Aki Bosse outet sich als Brandenburg-Fan
Der Anfang ist gemacht. Nun darf Aki Bosse ran ("Memories"). Der Sänger mit dem ausgeprägten Bewegungsdrang dreht das wummernde Blümchen-trifft-Battle-Rap-Original komplett auf links. Mit einer zarten Klavierballade, inklusive fetzigem Abgang, erobert Aki das Herz von Finch im Sturm. Ganz Ostdeutschland verwandelt sich in ein Paradies für Taschentücher-Vertreter, wenn sich Aki Bosse als Brandenburg-Fan outet.
Der harte Finch kann aber auch ganz anders. "Seit der Geburt meiner kleinen Tochter habe ich mich verändert", erklärt der ehemalige Vokuhila-Träger. Paddy Kelly nimmt den Ball auf und verpasst dem Vater-Tochter-Track "Leuchtturm" einen sattgrünen Irish-Folk-Anstrich. Host Johannes verwandelt im Anschluss Techno-Rap in Hochzeits-Blues und die zarte Madeline kommt mit butterweichem Herzschmerz-Pop um die Ecke ("Liebe ist"). Am Ende setzt Boki dem Ganzen noch die Krone auf. Der ClockClock-Sänger nimmt sich den größten Finch-Hit vor ("Liebe auf der Rückbank"). Abermals müssen pumpende Beats und flirrende Eurodance-Techno-Vibes weichen. Stattdessen schält sich international konkurrenzfähiger Petting-Pop aus den Boxen, der alle Anwesenden noch einmal aus den Sitzen reißt.
Auf der Suche nach Liebe und Anerkennung
Die Musik hat wieder einmal Türen und Tore geöffnet. Was bleibt, sind aber nicht nur all die imponierenden Sound-Eindrücke, sondern auch die persönlichen Geschichten hinter der Kunstfigur mit dem Namen Finch. Der vermeintlich obercoole Bär aus dem ostdeutschen Nirgendwo, der nur allzu gerne provoziert und polarisiert, sucht am Ende des Tages auch nur nach Anerkennung und Liebe.
Aufgewachsen in Fürstenwalde hat er alles durchlebt. Fachabi, Praktikum, Ausbildung zum Mechatroniker, Zeitarbeit, Tiefbau, Studium: Nils Wehowsky alias Finch hat viel versucht auf der Suche nach dem großen Lebensglück. Die Musik hat ihm schließlich den richtigen Weg gezeigt - erst als Battle-Rapper und jetzt als Techno-Pop-Chartstürmer. Wer will, der kann auch irgendwann. So einfach ist das manchmal im Leben, auch wenn Finchs Pfad ins Glück sicherlich alles andere als einfach war. Nun steht er auf dem Gipfel, im roten Union-Trikot und mit stolzem Blick. Da klatscht sogar ein Hertha-Fan anerkennend Beifall.
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