Kevin Spacey erhält in Cannes einen Preis für sein Lebenswerk. Der Schauspieler, dessen Karriere nach Missbrauchsvorwürfen beendet schien, nutzt dies für einen leidenschaftlichen Appell gegen Cancel Culture - und einen Seitenhieb gegen die Kritiker seiner Ehrung.
Schauspieler Kevin Spacey ist am Rande der Filmfestspiele in Cannes mit einem Preis für sein Lebenswerk geehrt worden. Seine Dankesrede nutzt der 65-Jährige für einen leidenschaftlichen Appell gegen Cancel Culture. Dieser Begriff beschreibt das öffentliche Ächten oder Boykottieren von Personen, denen Fehlverhalten vorgeworfen wird. Spaceys Karriere galt nach Vorwürfen sexueller Übergriffe quasi als beendet. Er hat seitdem keine größeren Rollen mehr gespielt.
Der 65-Jährige vermarktet auf dem Filmmarkt in Cannes den Thriller "The Awakening", in dem er mitspielt. Es ist eine kleinere Produktion und der erste Film, den Spacey nach seinem Freispruch 2023 in London gedreht hat. Zuvor hatte er bereits in einigen kleineren Filmen mitgewirkt. In Hollywood wurde der zweifache Oscar-Preisträger ("American Beauty", "Die üblichen Verdächtigen") bislang nicht wieder engagiert.
"Es ist sehr schön, zurück zu sein", sagte Spacey am Rande der Veranstaltung. Auf die Frage, ob die Auszeichnung ein Comeback für ihn bedeute, sagte er: "Nun, ich bin froh, dass ich wieder arbeite. Das kann ich Ihnen sagen." Der Schauspieler wurde von der Organisation "Better World Fund" geehrt. Manche Medien beschrieben die Auszeichnung als eines der größten "Ent-Cancelings" der Promiwelt. Mit den Worten "Wer hätte je gedacht, dass es eine mutige Idee ist, jemanden zu ehren, der in jedem einzelnen Gerichtssaal, den er je betreten hat, entlastet wurde", nahm der 65-Jährige in seiner Dankesrede bissig Bezug auf Kritik an seiner aktuellen Auszeichnung.
In seiner Rede thematisierte Spacey mehrere Fälle, in denen Menschen zu Unrecht "gecancelt" worden seien. Etwa der US-amerikanische Drehbuchautor Dalton Trumbo, der in den 1940er- und 1950er-Jahren auf der "Hollywood Blacklist" stand, die die Arbeit mit Künstlern untersagte, denen man eine Nähe zum Kommunismus nachsagte.
"Es gibt Zeiten, in denen man für Prinzipien einstehen muss", sagte Spacey. "Ich habe eine Menge aus der Geschichte gelernt. Sie wiederholt sich sehr oft. Die 'Schwarze Liste' war eine schreckliche Zeit in unserer Branche, aber wir müssen daraus lernen, damit so etwas nie wieder passiert."
Freispruch nach Vorwürfen
Mehrere Männer hatten Spacey in den vergangenen Jahren sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Die 2017 im Zuge der MeToo-Debatte erstmals mit Nachdruck öffentlich gemachten Vorwürfe des Schauspielers Anthony Rapp gegen den Schauspieler hatten weitere Anschuldigungen nach sich gezogen.
Spacey bestritt die Vorwürfe und eine New Yorker Jury sprach den Star 2022 frei. Andere Klagen wurden zurückgezogen oder wegen Verjährung abgewiesen. Auch in einem Prozess vor einem Londoner Gericht, in dem ihm vier Männer sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten, gab es 2023 einen Freispruch für Spacey.
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