Von 1994 bis 2004 ist sie mit ihrer Talkshow "Arabella" ein gern gesehener täglicher Gast in deutschen Wohnzimmern. Nun feiert Arabella Kiesbauer als Moderatorin von "Kampf der Realitystars - Schiffbruch am Traumstrand" hierzulande ihr TV-Comeback. Im Interview mit ntv.de spricht sie über ihre Liebe zum Reality-TV, die Tücken der sozialen Medien und ihr Glück, auch heute noch von Fans von einst erkannt zu werden.
ntv.de: Du feierst mit "Kampf der Realitystars" nach einer fast 20-jährigen Pause dein TV-Comeback in Deutschland - wie fühlt sich das an?
Arabella Kiesbauer: Sehr fein. Es ist ein bisschen wie nach Hause kommen, muss man ehrlich sagen. Dass es so lange her ist, dass ich in Deutschland moderiert habe, ist mir gar nicht bewusst. Die Zeit ist vergangen wie im Flug.
Du warst in Österreich weiter im Fernsehen präsent, moderierst dort unter anderem "Bauer sucht Frau". Jetzt hast du dich bei deinem deutschen TV-Comeback für ein Reality-Format entschieden. Nach welchen Kriterien wählst du aus, was du gerne machen möchtest?
Ich bin ein Bauchmensch und eigentlich in meinen Entscheidungen sehr schnell. Wenn ich mir Zeit lasse bei einer Entscheidung, dann hat das schon was zu bedeuten, denn dann habe ich meist Bedenken oder Einwände. Bei "Kampf der Realitystars" habe ich aber gleich "Juhu!" geschrien.
Warum?
Das hat sich sofort sehr stimmig angefühlt. Ein Bauchgefühl kann man ja nicht wirklich erklären. Es war einfach ein gutes Gefühl. Irgendwelche Bedenken hatte ich bei der Zusage überhaupt nicht.
Bist du Reality-Fan?
Ja, ich gucke selbst viel Reality, aber eher internationale Formate. Weil ich verschiedene Sprachen spreche, kann ich mir diese Sendungen im Original anschauen. Und mein Sohn und ich, wir sind die beiden Reality-Experten zu Hause.
Was schaut ihr am liebsten?
Gerne Survival-Formate. Wie überlebt man nur mit dem Nötigsten in den Wäldern Alaskas, wer hält es dort am längsten aus? Mich interessiert bei Reality-TV auch immer das Psychologische. Wie gehen Menschen mit solchen Extremsituationen um? Was macht das mit einem? Wie verändere ich mich?
Würdest du selbst in einem Reality-Format mitmachen?
Nein. (lacht)
Und warum nicht?
Weil der Reiz ja darin besteht, dass Menschen verschiedenster Couleur aufeinander losgelassen werden und wie in einer WG auf beengtem Raum miteinander auskommen müssen. Das allein birgt ja schon Konfliktpotenzial. Und dieser Gedanke ist für mich befremdlich, weil ich mir schon aussuchen möchte, mit wem ich meine Zeit verbringe.
Dann würde dir ja eigentlich so ein Survival-Format eher entgegenkommen?
Das würde es, ja. Ich bin dafür allerdings komplett ungeeignet, weil die Protagonisten, die bei solchen Formaten mitmachen, schon gewisse Grundvoraussetzungen mitbringen, zum Beispiel sind sie Jäger, Zimmermann oder Extremsportler. Diese Qualitäten habe ich leider alle nicht. Meine Fremdsprachen helfen mir in der unwirtlichen Landschaft Alaskas nicht weiter.
Protagonisten in Reality-Format haben oft den Ruf, für Ruhm alles zu tun ...
Da kann was Wahres dran sein. Aber darum geht es ja auch bei dem Format. Man will Sendezeit generieren - und dafür muss man natürlich auch einiges bieten. Realitystars müssen irgendwie Aufmerksamkeit auf sich ziehen, was auch immer sie sich einfallen lassen.
Siehst du, was diese Protagonisten angeht, Parallelen zu den täglichen Talk-Shows in den 90ern?
Ich glaube, dass wir mit dem Daily Talk den Weg geebnet haben für Reality-TV. Weil bei uns zum ersten Mal normale Menschen, die keine Prominenten oder Politiker waren, aufgetreten sind und über Gott und die Welt gesprochen haben.
Glaubst du, dass deine Talkshow-Erfahrung von damals dich gut auf "Kampf der Realitystars" vorbereitet hat?
Auf jeden Fall. Natürlich habe ich Interviewführung von der Pike auf gelernt. Ich weiß gar nicht, wie viele Sendungen ich gemacht habe, damals beim Daily Talk, wohl 3500 oder 4000. Ich habe davor ja auch schon beim Fernsehen in Österreich gearbeitet. Dieses Know-how kommt mir heute noch bei allen Sendungen, die ich moderiere, zugute.
Wie hat sich deiner Ansicht nach die TV-Landschaft seit den 90ern verändert?
Fernsehen hat durch Social Media und Streaming Konkurrenz bekommen. Aber letztendlich gibt es immer noch Formate, die einen gewissen Event-Charakter haben und es immer noch schaffen, Menschen vor dem Fernseher zu versammeln. Oft allerdings auch begleitend mit Social Media, wo sich Fangruppen vernetzen.
Als du mit deinem täglichen Talk im TV zu sehen warst, war Social Media noch nicht so ein großes Ding. Nun muss sich jede öffentliche Person damit arrangieren, dort kritisiert, bewertet und angegriffen zu werden. Wie fühlt sich das im Vergleich zu früher an?
Früher wurden Menschen in der Öffentlichkeit eigentlich nur durch die Medien zerpflückt. Mittlerweile können Hinz und Kunz quasi zu allem und jedem ihren Senf geben. Das hat natürlich viel Positives, aber auch viel Negatives. Irgendjemand hat mal gesagt: "Wenn die Menschen den Schmerz, den sie in den Sozialen Medien verbreiten, selbst spüren würden, würde das Internet oder Social Media ganz anders aussehen." Soziale Medien sind für viele ein Frustventil. Ich weiß, wie ich damit umzugehen habe. Mich kratzt das nicht. Aber es gibt natürlich junge Leute, die sich das zu Herzen nehmen, die darunter leiden.
Zu deinem TV-Comeback habe ich Headlines gelesen, in denen es auch um dein Äußeres geht, wie "unverändert" oder toll du "noch" aussiehst. Schlagzeilen, die es über männliche Prominente meist nicht gibt. Wie denkst du darüber?
So ist das Leben. Wir Frauen werden nach Äußerlichkeiten beurteilt. Bei einem Mann fällt uns nicht ein, zu sagen: "Das T-Shirt sieht scheiße aus." Bei uns Frauen wird die Optik immer sehr unter die Lupe genommen und auch minutiös zerpflückt. In manchen Fällen habe ich mir allerdings schon gedacht, es ist besser, die Leute konzentrieren sich jetzt auf Äußerlichkeiten und schauen sich den Inhalt nicht so an. (lacht)
Du hast mal in einem Interview erzählt, dass es dir gutgetan habe, dich für längere Zeit aus dem TV zurückzuziehen. Inwiefern?
Ja, ich habe unglaublich viel gearbeitet, teilweise in drei Ländern gleichzeitig. Ich habe den Talk in Deutschland präsentiert, ich habe in der Schweiz die Show "MusicStar" und in Österreich "Starmania" moderiert. Die Woche hat aber nur sieben Tage, und ich habe 13 Sendungen in der Woche gemacht. Ich war nur im Fernsehstudio, ich war nur unterwegs, bin andauernd hin und her geflogen. Das war mir einfach zu viel.
Du postest ab und zu auch private Sachen bei Instagram, beispielsweise von einer Reise mit deiner Tochter nach London. Wie gehen deine Kinder mit deiner Prominenz um?
Dass ich auf der Straße sehr oft angesprochen werde, haben sie als Kinder immer als seltsam empfunden. Sie haben mich dann gefragt: "Kennst du diese Person? Wieso ist sie dir um den Hals gefallen und will unbedingt ein Foto mit dir?" Ich habe dann erklärt: "Ich kenne die Person nicht, aber sie hat das Gefühl, sie kennt mich. Sie kennt mich natürlich nicht persönlich, aber ich bin ihr sehr vertraut, da ich durch das TV sehr oft in ihrem Wohnzimmer zu Gast war." Das haben die Kinder nicht verstanden. Und bis zum heutigen Tag haben sie immer das Gefühl, sie müssen mich teilen.
Was würdest du ihnen raten, wenn sie selbst in den Medien arbeiten wollen würden?
Das hängt davon ab, was sie machen wollen. Prinzipiell bin ich nicht dagegen. Ich würde ihnen aber sagen, dass sie genau das, was sie jetzt an meinem Bekanntheitsgrad immer stört, auch erleben würden. Wenn sie die Entscheidung, in der Öffentlichkeit zu stehen, bewusst treffen sollten, würde ich Sie auf die Konsequenzen vorbereiten. Viele davon sind sehr positiv. Aber natürlich gibt es auch negative.
Freut es dich, wenn dich Menschen auch heute noch sofort erkennen und auf der Straße ansprechen?
Ich empfinde das als sehr positiv. Es hat etwas Vertrautes. Mittlerweile ist es wirklich so, dass die Leute, wenn sie mir entgegenkommen, anfangen zu lächeln. Und ich weiß genau, was sich in ihren Köpfen abspielt. Sie sehen mich. Sie erinnern sich. Sie erinnern sich vor allen Dingen an ihre eigene Jugend. Und wir wissen ja, in Erinnerungen verklärt sich vieles zum Guten, auch wenn es nicht immer so gut war. Letztendlich bin ich nur eine Projektionsfläche. Es ist aber berührend zu sehen, dass ich damit in vielen Menschen schöne Erinnerungen wachrufe.
Mit Arabella Kiesbauer sprach Claudia Spitzkowski
RTLZWEI zeigt "Kampf der Realitystars - Schiffbruch am Traumstrand" immer mittwochs ab 20.15 Uhr. Auf RTL+ steht die aktuelle Folge immer bereits eine Woche vorher zum Streamen bereit.
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