Im Fall um die ermordete Tierschutz-Aktivistin kochten die Emotionen hoch, zwischen Melly Böwe und Katrin König knirschte es gewaltig. "Böse geboren" bot nicht nur eine Menge Spannung, sondern schrieb auch die Saga der beiden weiter.

Fünf Fälle lang haben Melly Böwe (Lina Beckmann) und Katrin König (Anneke Kim Sarnau) inzwischen gemeinsam ermittelt, da könnte man langsam an eine erste Zwischenbilanz denken. Wie läuft das Leben nach Sascha Bukow für Kommissarin König? Und wie kommt dessen Halbschwester, Melly Böwe, mittlerweile mit den Kollegen - und vor allem Katrin König - klar?

"Seine Familie kann man sich nicht aussuchen", so lautete der Titel der Böwe/König-Premiere, genau genommen auch ein passender für den "Polizeiruf 110" vom Vorabend, bei dem es letztlich genau darum ging: Wie unausweichlich prägend ist der eigene Clan, wie bestimmen unsere Vorfahren von einst unser Tun von heute? "Als direkte Nachfolgerin von Charly Hübner tritt Lina Beckmann in große Fußstapfen. Und sie macht ihren Job gut, (…) ein sehenswerter Krimi, der Lust auf mehr macht", schrieb nt-v.de-Kollege Julian Vetten und gab acht von zehn Punkte.

Beim zweiten Fall "Daniel A." gab es gleich noch ein Pünktchen mehr, "Rostock-typisch durchweg hoch", hieß es in Sachen Wow-Faktor, "nicht nur auf dem Kommissariat, wo es gilt, den Bukow/Böwe-Tausch auszubalancieren". Im Anschluss zeigte die Kurve mit "Nur Gespenster" bei fünf von zehn Punkten deutlich nach unten, wobei es mehr der Fall war, bei dem es hakte, als die Weitererzählung des Teams. Mit dem vierten Fall "Diebe" war man in Rostock schließlich zurück in der Spur: "Ein wirklich sehenswerter Krimi, der mit einer stark erzählten Story, seinen üppigen Bildern und einer feinen Prise Humor genau an den richtigen Stellen punktet".

Wann platzt der Knoten?

Drei Jahre, fünf Fälle, so die numerische Bilanz der Achse Böwe/König, und bei aller kriminalen Klasse wartete man schon auch ein wenig darauf, dass der Knoten zwischen den beiden so verschiedenen Protagonistinnen, wenn schon nicht platzt, so sich doch zumindest mal etwas lockert. "Böse geboren", in all seiner Komplexität und Düsternis, wäre womöglich nicht der Fall gewesen, der Raum für interpersonelles Vorankommen ermöglich hätte. Doch ausgerechnet dieser Umstand bot Verbindungsstücke, denn Melly Böwe bekam Besuch von ihrer Tochter Rose (Emilie Neumeister). Und die hat ein paar dringliche Fragen an ihre Mutter, allen voran: Wer ist mein Vater? Und warum fühle ich, was ich fühle?

Plötzlich war Katrin König ebenfalls involviert. Sie bekam Besuch von eben jener Rose, die auch an sie Fragen hatte. Fragen, bei denen es vor allem um den entschwundenen Sascha Bukow ging. Das wiederum triggerte eine alte Wut in König, die fast etwas zur Ruhe gekommen war. Man hörte ihre Zähne förmlich knirschen, bis es dann einfach nicht mehr ging, und sie die Mittagspause nutzte, um Böwe rundzumachen. Dabei hatte sie die Rechnung ohne die Wahrheit gemacht, denn die Geschichte um Roses Vater ist längst nicht so simpel, wie von König vermutet. Im Verhör mit Eva Greuner (Jördis Triebel), der Mutter eines Verdächtigen, offenbarte Böwe plötzlich, dass sie vergewaltigt worden sei. Ein Schock für König, ein großartiger Moment, wie sie und Röder (Uwe Preuss), ihr Chef, der alles mit angehört hatte, einen konsternierten Moment der Sprachlosigkeit teilten.

In Rostock weht ein anderer Wind

Nun ist die Katze also aus dem Sack, es wird spannend sein zu sehen, wie sich das Binnenverhältnis zwischen Böwe und König fortan weiterentwickelt. Auch zwischen Pöschel (Andreas Guenther) und Thiesler (Josef Heynert) kracht es unablässig, noch so eine offene Baustelle, die einiges an Arbeit benötigt.

Zoff zwischen Kommissaren, innerhalb des Teams, ein wiederkehrendes Thema auf dem Sonntagabend-Sendeplatz im Ersten, nicht immer gereicht das zur Unterhaltung, im Gegenteil - der Blick nach Bremen reicht aus, um die Augen zu verdrehen.

In Rostock weht ein anderer Wind, hier scheint die Krise kein Selbstzweck, ist der Konflikt nicht stilisiert, sondern Teil einer Entwicklung, eines Weges, bei dem man seit diesem fünften Fall nun umso mehr gespannt ist, wohin der führt.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.