Designer Harald Glööckler ist nicht nur durch seine Mode, sondern auch durch seine Optik bekannt geworden. Mit nun 60 Jahren möchte er dem Älterwerden weiterhin ein Schnippchen schlagen. Unters Messer lege er sich aber wirklich nur, wenn es "notwendig ist", beteuert er.

Für die ewige Jugend würde Harald Glööckler einiges in Kauf nehmen. "Am liebsten würde ich ewig leben. Gäbe es Vampire, würde ich mich beißen lassen, um schön und ewig jung zu bleiben", sagte er bereits zu seinem 50. Geburtstag der Münchner "Abendzeitung". Zehn Jahre später arbeitet der exzentrische Designer noch immer an der Formel für den Jungbrunnen und scheut dabei weder Spritzen noch Skalpell. An seinem 60. Geburtstag am 30. Mai ist an ihm immer noch alles auffällig, schrill, exzentrisch - genau so, wie er es liebt. "Sei alles, außer langweilig" ist sein Credo.

Geboren wurde Harald Glöckler unter weitaus weniger glanzvollen Umständen. Er wuchs im kleinen Maulbronn-Zaisersweiher in Baden-Württemberg auf, dort führten seine Eltern eine Gaststätte. Der junge Harald schwärmte schon früh für Mode, inspiriert durch seine Tante, eine Schneiderin. Mit gerade einmal sieben Jahren entwarf er für sie sein erstes Kleid aus schwarzer Spitze und mit goldfarbenem Futter - da war die Liebe für Opulenz schon geboren.

Glööcklers Kindheit war überschattet von Tragik. Sein Vater war Alkoholiker und gewalttätig. Seine Mutter starb nach einem Treppensturz, als er gerade 14 war. "Überall war Blut. Eimerweise", erinnert sich der Modedesigner in seiner Autobiografie. Er selbst holte damals Handtücher und rief den Arzt. Die Schuld an dem Sturz gab er seinem Vater und sprach bis zu dessen Tod 1992 kein Wort mehr mit ihm. Es sind diese frühen Erfahrungen, die den Wunsch in ihm verstärkten, sich eine eigene, glitzernde Welt zu erschaffen.

"Pompööse" Selbstinszenierung

1987 eröffnete er nach seiner Lehre zum Einzelhandelskaufmann in einem Modekaufhaus seinen ersten Laden mit eigenen Designs in Stuttgart. Drei Jahre später gründete er das Label "Pompöös" und taufte sich gleich mit: Aus Glöckler wurde Glööckler. Das Doppel-Ö, der schwarze Bart, das bunte Make-up, der Strass, die Krone - alles Teil seiner selbst entworfenen Kunstfigur. Der Verkauf seiner Produkte über Teleshopping machte Glööckler ab 2004 schließlich deutschlandweit bekannt. Seine Botschaft lautet "Jede Frau ist eine Prinzessin", es braucht nur genug Glitzer. Heute gibt es quasi nichts, das er noch nicht mit seinem Namen versehen hätte. Mode, Schmuck, Tapeten, Lampen, Koffer, Hundenäpfe, Servietten.

Das Fernsehen entdeckte den Unterhaltungswert des schillernden Designers schnell. 2010 und 2011 saß er als Jurymitglied in der RTL-Tanzsendung "Let's Dance". Es folgten eigene Dokumentationen wie "Herr Glööckler zieht um" oder "Glööckler, Glanz und Gloria". 2022 war er dann auch im Dschungelcamp zu sehen.

"Ich werde immer mit Schönheits-OPs in Verbindung gebracht. Weiß gar nicht, warum", scherzte er dort. Die Wahrheit ist: Harald Glööckler hat aus sich ein lebendes Kunstwerk geschaffen. "Nach dem Sport ist vor dem Sport und nach der OP ist vor der OP", erklärt er seine Philosophie. "Sie dürfen sich aber nicht vorstellen, dass es da einen OP-Plan gibt, sondern vielmehr, es wird dann etwas gemacht, wenn es notwendig ist."

Seit 30 Jahren lässt er sich regelmäßig unterspritzen. "Ich habe dem Älterwerden ja gekonnt ein Schnippchen geschlagen bis jetzt, von daher ist das in Ordnung für mich", sagt er der "AZ" auf die Frage nach den Gefühlen zu seinem 60. Geburtstag. Von dem Ausdruck "In Würde altern" hält er wenig: "Entweder man altert in Würde oder nicht, aber ob man sich dabei liften lässt oder nicht ist doch völlig uninteressant."

Trennung von der großen Liebe

Ein Mann blieb trotz aller optischen Veränderungen 35 Jahre treu an seiner Seite. Mit 21 Jahren lernte Harald Glööckler denn 16 Jahre älteren Dieter Schroth kennen. 2015 heiratete das Paar. Schroth, zweifacher Vater und geschieden, begleitete ihn bei jedem Schritt seiner Karriere und war jahrelang als sein Manager tätig. Doch 2022 folgte die überraschende Trennung. "Ich wollte so nicht mehr leben", erklärte Glööckler der "Bild"-Zeitung über das Ende seiner Ehe. Er habe sich eingeengt und "emotional ausgebrannt" gefühlt. "Nähe kann auch entfremden."

Die Wahrheit ist: "Ich war schon die letzten zehn Jahre in meiner Beziehung unglücklich. So unglücklich, dass ich Depressionen bekam." Heute lebt er allein in Berlin und will seine Freiheit genießen. In "Herr Glööckler sucht das Glück" ließ er sich von RTLzwei beim Start in sein neues Leben begleiten. Die Quoten machten allerdings offenbar nicht glücklich, die Sendung wurde abgesetzt.

In letzter Zeit erlebt Harald Glööckler trotzdem wieder einen Popularitätsschub. Als Juror der Stylingsendung "My Style Rocks" ist er aktuell der virale Hit bei Tiktok. Seine legendären Ausraster - inklusive Tassenwurf - werden zu Memes, sein erbostet "Mann!" zum geflügelten Wort.

Seinen 60. Geburtstag plant Glööckler aber entspannt anzugehen. "Ich habe noch keine konkreten Pläne für meinen runden Geburtstag, aber mein Management und meine Freunde wohl schon. Ich habe es mit dem Feiern nicht so", verrät er der "Bild". Wie er über die 60 denkt? "Da muss man nicht drüber nachdenken, da muss man mit klarkommen. Das ist halt so, das ist Teil des Deals."

Wenn er seinem jüngeren Ich einen Rat geben müsste, wäre das daher, ganz im Sinne der ewigen Jugend, nur einer: "Alles nochmal so zu machen. Auch alle Fehler nochmal genauso zu machen. Nur ein bisschen früher, damit man mehr davon hat."

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