In den zehn Geschichten, die in «Fucking fucking schön» versammelt sind, geht es immer um das erste Mal: den ersten Kuss, das erste Mal Masturbieren, den ersten Geschlechtsverkehr. Aber auch um die erste Konfrontation mit einem Hardcore-Porno oder ungewollte Berührungen. Erzählt werden diese Geschichten aus der Sicht von zwölf fiktiven Jugendlichen. Beim Lesen taucht man tief ein in ihre Gefühls- und Gedankenwelt.

Legende: Eva Rottmann war bereits 2024 für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert und gewann letztes Jahr den Deutschen Jugendliteraturpreis. Rottmann schreibt Theaterstücke und Prosa und arbeitet unter anderem als Literaturvermittlerin. IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Für Kathrin Jakob, Jurypräsidentin des diesjährigen Kinder- und Jugendbuchpreises, ist «Fucking fucking schön» ein wichtiges Buch: «Jugendliche können heute jederzeit auf dem Handy nachschauen, welche Verhütungsmittel es gibt oder sich ein Sexspielzeug bestellen. Aber dieses Buch schafft etwas, was auch eine KI kaum leisten kann: Es macht spürbar, wie intensiv und komplex die Gefühle sein können, die mit den ersten sexuellen Erfahrungen einhergehen.»

Knalliges Buch, intensives Gefühlsleben

Schon der knallig kirschrote Umschlag und die wie mit Filzstift geschriebenen grossen schwarzen Buchstaben des Titels deuten darauf hin, dass es hier um intensive Emotionen geht. Auf den ersten beiden Seiten hat es eine «Beziehungslandkarte» – ähnlich einer Kritzelei auf einer Toilettentür in einem Club –, auf der die Namen der Figuren auftauchen.

Legende: Mit den ersten sexuellen Erfahrungen gehen oft starke Gefühle einher. Die Autorin Eva Rottmann findet dafür die passenden Worte. Getty Images/Tatiana Maksimova

Jede Figur hat einen eigenen Sound: von dramatisch-schwärmerisch über vorgetäuscht lässig bis hin zu roh und unverblümt. Mit diesen individuellen Stimmen erzählt die Autorin authentisch. Stets auf Augenhöhe mit den Jugendlichen, geht sie mit deren Unerfahrenheit respektvoll um.

Intime Momente ohne Voyeurismus

Dieser respektvolle Umgang habe auch der Jury sehr gefallen, betont Jurypräsidentin Kathrin Jakob: «Eva Rottmann verzichtet auf einen moralisierenden oder bewertenden Ton und zeigt stattdessen, wie sehr unser Bild von der Sexualität durch Filme, Pornos, Angeberei, Halbwissen und Mythen verzerrt wird.» Das Buch lade dazu ein, weniger darüber nachzudenken, was vermeintlich normal sei oder erwartet werde, sondern den eigenen Gefühlen zu vertrauen.

«Fucking fucking schön» überzeugt nicht nur inhaltlich und literarisch, sondern ist auch zugänglich und gut lesbar. Die Fragmentierung mit den individuellen Geschichten, wechselnden Stimmen und Gedankensplittern entspricht heutigen Lesegewohnheiten und erleichtert die Lektüre für weniger geübte Leserinnen und Leser.

Kathrin Jakob lobt: «Design, Gliederung, Sprache, Thema, Figuren – das alles ergänzt sich auf eine Weise, die sehr durchdacht ist, aber trotzdem ganz locker daherkommt.»

Und: Das Buch zeige deutlich, dass Aufklärung mehr brauche als blosses Fachwissen. Denn «beim Thema Sexualität gibt es keinen richtigen Weg, sondern nur einen ganz persönlichen.»

 

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