«Superkraft Atmung», «In die Füsse atmen», «Immunbooster Atmen»: unzählige Buchtitel und Atemseminare zeigen: Atmen boomt. Dabei begleitet uns der Atem ein Leben lang – vom ersten bis zum letzten Atemzug.

Legende: Tiiiief einatmen: Mit bewusster und gleichmässiger Atmung lässt sich unser Immunsystem regulieren und die Aufmerksamkeit lenken. imago images/Westend61

Woher rührt der aktuelle Hype ums Atmen? Umfragen belegen: Etwa ein Viertel der Erwerbstätigen sind bei der Arbeit gestresst – das erhöht das Burnout-Risiko. Bewusstes Atmen verspricht hier Abhilfe.

Die inneren Rhythmen unseres Lebens sind aus der Balance. Durch Atemübungen kommen wir zur Ruhe.
Autor: Christoph Glaser Coach und Managementberater

«Die wichtigste Energiequelle ist der Atem. Mit Atemübungen gewinnen wir Zeit, Energie und Klarheit», sagt Christoph Glaser. Wie das geht, vermittelt der Coach und Managementberater in Bestsellern und Seminaren: «Wenn wir im Jetzt sind, haben wir bessere Beziehungen, können klarer denken und unser Potenzial besser abrufen.»

Glaser ist davon überzeugt, wer mithilfe von Atemübungen über mehr und bessere Energie verfüge, sei weniger negativen Emotionen wie Wut, Ärger oder Hoffnungslosigkeit ausgesetzt.

Legende: Atemcoach Christoph Glaser: Mit seinen Übungen möchte er «gestresstem» Atem wieder Ruhe und Tiefe geben. Carmen Wong Fisch

Atembasierte Achtsamkeit soll die Selbstwirksamkeit erhöhen. Und dies in einer Zeit, in welcher Leistungsdruck und finanzielle Sorgen zunehmen. Christoph Glaser: «Es ist mehr als ein Hype. Die inneren Rhythmen unseres Lebens sind aus der Balance geraten. Durch Atemübungen oder Meditation kommen wir zur Ruhe.»

Mehr Flow durchs Atmen

Der Atem spiegelt, was im Körper geschieht. Wenn Menschen gestresst sind, beschleunigt sich der Atem. Wenn sie entspannt sind, fliesst er ruhig.

Elisabeth Balint, leitende Ärztin an der Privatklinik Meiringen, bestätigt, dass Atmung und vegetatives Nervensystem eng zusammenhängen: «Wir können mit bewusster und gleichmässiger Atmung unser autonomes Nervensystem beeinflussen, unser Immunsystem besser regulieren, ruhig werden und unsere Aufmerksamkeit bewusst lenken.»

Veränderung ist die einzige Konstante. Diese urphilosophische Einsicht beschreibt das Lebensgefühl vieler Menschen in der modernen Welt. Für manche ist es zu viel Veränderung, sie erleben die Welt als unübersichtlich.

Atemcoach Christoph Glaser meint dazu: «Die Welt ist so schnelllebig geworden. Es braucht einen Gegenpol. Wenn wir immer nur rennen, brennen wir aus. Um kreativ und innovativ zu sein, brauchen wir Speed – und Ruhe.»

Spiritueller Urgrund der Atemtechniken

Dafür hat er seine «Zwölf-Minuten-Methode» entwickelt, eine Abfolge von Atemübungen aus dem Yoga. «Das kommt aus dem alten Indien, aus der vedischen und yogischen Tradition», erklärt Glaser.

Menschen beeinflussen seit langem mithilfe des Atems den Körper und ihr Erleben. Hinduistische und buddhistische Traditionen sehen den Atem als Scharnier zwischen bewussten und unbewussten Vorgängen: Einerseits atme es ständig im Menschen, unbewusst, und andererseits lasse sich der Atem willentlich beeinflussen.

Atemmethoden kommen heute neutral daher. Das passt in eine Gesellschaft, die sich von Religion zunehmend distanziert. «Das yogische Wissen wurde nie als Religion betrachtet, sondern als Studie über das Leben», erklärt Christoph Glaser. Yoga frage, wie Menschen ihre Gedanken und Emotionen steuern können.

Durch Atemübungen also mehr Tiefe im Leben erreichen? Es ist nachvollziehbar, dass Menschen in einer zunehmend von Leistung und Stress geprägten Gesellschaft den Atem als Lebenselixier, als Lebenskraft wiederentdecken.

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