Sechs Wochen lang hört sich die Jury teils verstörende Zeugenaussagen im Prozess gegen Sean "Diddy" Combs an. In ihrem Schlussplädoyer will dessen Anwalt die Gewaltausbrüche gar nicht wegdiskutieren. Trotzdem plädiert er auf Freispruch.

Im Prozess gegen Sean "Diddy" Combs hat die Verteidigung in ihrem Schlussplädoyer häusliche Gewalt des früheren Rap-Superstars eingestanden - jegliche Straftat aber bestritten. Die Aussagen von zwei Ex-Freundinnen, nach denen Combs sie unter anderem geschlagen und getreten habe, bestreite er nicht, sagte Verteidiger Marc Agnifilo vor Gericht in New York. "Zu der häuslichen Gewalt stehen wir."

Combs habe jedoch etwa seine Ex-Freundin Cassie Ventura zu nichts gezwungen, sie sei nach einer Millionen-Einigung mit ihrem Ex sogar als "Gewinnerin" zu verstehen. "Es stand ihr immer frei zu gehen. Sie hat sich dafür entschieden zu bleiben, weil sie ihn liebte." Die beiden hätten einen ähnlichen "Swinger-Lifestyle" gelebt und in dieser Hinsicht sehr gut zusammengepasst, sagte Agnifilo. "Hier geht es nicht um Gerechtigkeit. Hier geht es nicht um ein Verbrechen. Hier geht es um Geld", so der Anwalt.

Zuvor hatte die Anklage dem früheren Rapper in ihrem Schlussplädoyer die Leitung eines "kriminellen Unternehmens" sowie unter anderem Kidnapping, Brandstiftung, Bestechung, Zwangsarbeit und Sexhandel vorgeworfen. All diese Straftaten bestritt die Verteidigung.

Jetzt ist die Jury am Zug

Ab kommender Woche beraten in Downtown Manhattan die zwölf Geschworenen über das Urteil. Sie müssen über Schuld oder Unschuld des Musikers entscheiden. Für ihre Beratungen haben die Jurymitglieder so viel Zeit, wie sie brauchen - das Urteil könnte schon nach ein paar Stunden fallen, vielleicht aber auch erst nach vielen Tagen.

In dem Verfahren in New York sind rund sechs Wochen lang mehr als 30 Zeugen und Zeuginnen befragt worden. Der 55 Jahre alte Combs bestreitet sämtliche Anschuldigungen und plädiert auf nicht schuldig. Bei einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

Der 1969 im New Yorker Stadtteil Harlem geborene Musiker sitzt seit September in Untersuchungshaft. Bei einem Freispruch könnte er diese verlassen. Wird er schuldig gesprochen, wird das Strafmaß von Richter Arun Subramanian wie üblich zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben. Combs könnte in Berufung gehen.

Neben der Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gibt es allerdings noch zahlreiche Zivilklagen gegen Combs, der dreimal verheiratet war und sieben Kinder hat. Unter anderem vertritt eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston eigenen Angaben zufolge rund 120 Menschen mit Vorwürfen gegen den Rapper.

Unterstützung bekam Combs im Prozess von seiner Mutter und seinen Kindern, die häufig im Publikum waren. Auch Combs' umstrittener Rap-Kollege Kanye West schaute einmal vorbei. Ansonsten haben sich viele seiner früheren Freunde von ihm abgewendet. Combs wurde mit Hits wie "I'll Be Missing You" und "Bad Boy For Life" zu einem der erfolgreichsten Rapper der Welt, außerdem gründete er ein eigenes Musiklabel und eine Modemarke.

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