September 1998, in der Nähe der Ȋle de Riou bei Marseille. Ein Fischer macht in einem seiner Netze einen aussergewöhnlichen Fund. Ein Silberarmband. Die Inschrift: «Antoine de St. Exupéry».
Als auch noch Trümmerteile eines Flugzeugs gefunden werden, scheint klar: Hier muss der französische Pilot und Autor Antoine de Saint-Exupéry 1944 abgestürzt sein. Die Ursache des Unfalls wird nie abschliessend geklärt.
«Man sieht nur mit dem Herzen gut»
Saint-Exupérys Vermächtnis hingegen kennen Generationen von Leserinnen und Lesern. Vor allem seine Geschichte «Der kleine Prinz» von 1943: Der Ich-Erzähler – ein Pilot – muss in der Wüste notlanden und trifft ein kleines Männchen, das sich als Prinz vorstellt.

Sein Reich ist ein winziger Planet, den er wegen der unglücklichen Lieben zu einer Rose verlassen hat. Nach Begegnungen mit einem tyrannischen König oder einem geldgierigen Geschäftsmann auf anderen Planeten lehrt ihm ein Fuchs auf der Erde wichtige Sätze über Liebe, Empathie und Verantwortung.
«Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.» Solche Sätze haben Generationen von Lesenden berührt und begleitet. Intellektuelle Stimmen kritisieren sie, weil sie zu wenig genau seien: Was ist «das Wesentliche»?
Zeit zum Fliegen und Zeit zum Schreiben
Antoine de Saint-Exupéry, der aus einem der ältesten französischen Adelsgeschlechter stammt, ist nicht nur ein sensibler Autor, sondern auch ein draufgängerischer Abenteurer. Die Fliegerei ist seine grosse Leidenschaft. Seinen Wehrdienst absolviert er bei der Kavallerie, und er wird zum Flugzeugmechaniker ausgebildet. Die Pilotenausbildung macht er auf eigene Rechnung mit privaten Flugstunden.

Später hat «St. Ex», wie ihn seine Freunde nennen, als Chef eines einsamen Flugplatzes in der Kolonie Spanisch-Marokko viel Zeit, um auch seiner anderen Leidenschaft zu frönen: dem Schreiben. Ende der 1920er-Jahre richtet er in Argentinien Flugpost- und Luftfrachtlinien ein. Über seine Erfahrungen schreibt er das Werk, das ihm den Durchbruch als Autor beschert: «Nachtflug».
Wild, sensibel – und verschollen
Je länger, desto mehr hält Saint-Exupéry der Gesellschaft auch einen Spiegel vor. In seinen Augen ist sie zu bequem und verwöhnt, er konfrontiert sie mit grundsätzlichen, existentiellen Werten.

1931 heiratet er Consuelo, eine jung verwitwete Malerin aus El Salvador, mit der er eine sehr turbulente Beziehung führt. In den 1940er-Jahren lebt er für kurze Zeit in den USA im Exil, bevor er als Pilot zu den Luftstreitkräften in Nordafrika zurückkehrt.
Wegen seiner zahlreichen Bruchlandungen und Unfälle ist Saint-Exupéry aber körperlich so versehrt, dass er ausgemustert wird. Aufklärungsflüge darf er noch absolvieren. Von einem solchen kehrt er 1944 nicht mehr zurück.
Überlebt aber hat die Faszination für einen Mann mit vielen Facetten. Den wilden Abenteurer. Den sensiblen Autor. Und den kritischen Denker, der heute Sonntag 125 Jahre alt geworden wäre.
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