Groß wurde Amerika bekanntlich durch seine Migranten. Friedrich Trump kam 1885 aus der Pfalz, sein Enkel Donald wurde zweimal Präsident. Zohran Mamdani wanderte mit seinen Eltern 1999 ein. Geboren wurde er als Kind einer indischen Mutter und eines indischen Vaters, dessen Vorfahren bereits im frühen 20. Jahrhunderts nach Uganda ausgewandert waren, in Kampala. Von Kampala, der Hauptstadt Ugandas, zogen die Mamdanis nach Südafrika. In Kapstadt wurde Zohran eingeschult, mit sieben Jahren kam er nach New York. Als 33-Jähriger gewann er dort die Vorwahl um das Amt des Bürgermeisters gegen Andrew Cuomo, einen Demokraten alter Schule.

Da war einiges los in der vergangenen Woche: Die verunsicherten Demokraten waren noch verunsicherter und versuchten sich darauf zu einigen, Zohran Mamdani als Gesicht der Zukunft und als Hoffnungsträger der Partei, als Anti-Trump, zu feiern.

Donald Trump war außer sich: „Ein 100 Prozent kommunistischer Verrückter hat gerade die Vorwahlen der Demokraten gewonnen und ist auf dem Weg, Bürgermeister zu werden. Wir hatten schon früher radikale Linke, aber das wird langsam ein bisschen lächerlich. Er sieht furchtbar aus, seine Stimme ist kratzig, er ist nicht sehr klug.“ Republikaner fordern bereits seine Abschiebung. Nach Indien, Südafrika, Uganda.

Manche wünschen sich ihn auch dorthin zurück, woher er in Amerika und aus New York kam: Aus der „Bronx“ (er ging dort zur Highschool of Science) und vom „Gangsta-Rap“ (sein Hit hieß „Nani“ und war eine Hymne auf alle indischen Großmütter, das war 2019).

Drei Jahre zuvor reiste Mamdani nach Kampala, in seine Geburtsstadt, um mit dem ugandischen Rapper HAB einige Tracks für eine EP aufzunehmen. Er selbst nannte sich Young Cardamom. Ein Song hieß „Sidda Mukyaalo“, was so viel bedeutet wie „Ich gehe nicht zurück ins Dorf“. Sie rappten in sechs Sprachen: Englisch und Luganda, Hindi und Swahili, Nubi und Runyoro.

In einem Gespräch mit „Okay Africa“ sagte Zohran „Young Cardamon“ Mamdani damals: „Ich kann in kein Dorf zurück, weil ich als Asiatischer Ugander einfach kein Dorf habe. Alles, was ich habe, ist die Stadt.“ Die Stadt als ganze Welt im kleinen. Cardamom und HAB traten in ihren Videos in chamäleonhaften Camouflageanzügen vor fröhlichen Mustern auf und als Milizen im Ausbildungslager. Aber das, so Cardamom später, sei selbstverständlich Ironie gewesen, westliche und nördliche, kolonialistische Klischees von „Afrika“ als „schwarzem Kontinent“.

2017 feierte er in „Salam“ fünf Aktivisten, die 2008 verurteilt worden waren, weil sie mehr als zwölf Millionen Dollar in Amerika über die Holy Land Foundation for Relief and Development an die Hamas gespendet hatten. „My love to the Holy Land Five“, rappte er, damals schon nicht mehr als Young, sondern als Mr. Cardamom: You better look ’em up!“

Seit vier Jahren ist Mamdani Abgeordneter im Staat New York. Berühmt wurde er durch klassische linke Themen wie Mietrecht und Reichensteuer, aber auch durch eine jüngere Agenda von Diversität bis Klimaschutz. Den Gazakrieg nannte er „Völkermord“, „Antisemit“ nennen ihn seine immer lauter werdenden Gegner, einen radikalen, linken Irren. Er hält sich für einen Sozialisten.

Sein Vater Mahmood Mamdani ist Professor für postkoloniale Studien am Institut für Anthropologie an den Columbia in New York. Mira Nair, Mamdanis Mutter, hat als Regisseurin Bollywood nach Hollywood gebracht, in Filmen wie „Salaam Bombay“, „Mississippi Masala“ und „Monsoon Wedding“. Seinen letzten großen Auftritt im Hip-Hop hatte Zohran Mamdani mit „Nani“ als Mr. Cardamom 2019. Der Song handelt davon, wie man ein zünftiges „Countryside Chicken Curry“ zubereitet. Seine Nani, die indische Großmutter, wird von Madhur Jaffrey gespielt, einer irisch-indischen Schauspielerin, Köchin und Schriftstellerin. „Go ahead, make a rap für ya Nani“, skandiert Mr. Cardamom. Die Großmutter antwortet: „‚I’m your boss! I’m your fuckin’ Nani!“

Sie trägt ein Barett wie M.I.A., die tamilische Rapperin aus London, allerdings in heiterem Sonnenblumengelb. Das Video überdreht die indischen Klischees wie im britischen Asian Underground seit drei Jahrzehnten. Sadiq Khan mit Wurzeln in Indien und Pakistan ist seit 2016 Londoner Bürgermeister. Rishi Sunak war im Königreich zwei Jahre lang Premierminister, als Sohn indischer Einwanderer aus Ostafrika. Die Bürgermeisterwahlen in New York sind im November.

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