Der Dinosaurier-Boom ist vorbei, das Interesse für die riesigen Reptilien verflogen. Nicht nur in unserer Wirklichkeit, sondern auch der fiktionalen Welt. Ein filmischer Kosmos, der für «Jurassic Park» (1993) entworfen worden war, bevor man ihn für «Jurassic World» (2015) auf den ganzen Globus ausdehnte. «Niemand interessiert sich mehr für die Saurier», sagt der Paläontologe Dr. Henry Loomis (Jonathan Bailey) im neuen Film mit Bedauern in einem leeren Museum.

Die Dinos leiden im jüngsten Kapitel von «Jurassic World» aber nicht nur an abnehmender Popularität, sondern auch am Klima. In den Strassen von New York sterben – wie in allen Grossstädten – gerade die letzten Riesen. Nur auf einer abgelegenen Insel am Äquator gedeihen sie weiterhin prächtig. Vermutlich auch, weil dort Unbelehrbare in geheimen Labors so lange am Erbgut der Saurier herumgebastelt hatten, bis letztere das Zepter übernahmen.

Legende: Ei, was haben wir denn da? Scarlett Johansson und Jonathan Bailey staunen in «Jurassic World: Rebirth» mehr als ihr Publikum. Universal

Jetzt ist die Pharmaindustrie scharf auf das Blut dieser völlig abgeschottet lebenden, genetisch veränderten Wunderwesen; weil sie hofft, daraus ein lukratives Herzmedikament zu entwickeln. Big-Pharma-Vertreter Martin Krebs (Rupert Friend) greift darum tief in die Tasche, um eine bunt gemischte Truppe auf die genannte Insel zu schicken. Was genau Zora Bennett (Scarlett Johansson) und Duncan Kincaid (Mahershala Ali) – abgesehen von ihrem Draufgängertum – für diese Mission prädestiniert, bleibt jedoch schleierhaft.

Wirklich neu ist nur das Schauspiel-Ensemble

Das in den letzten Filmen etablierte Szenario, dass sich Menschen und Dinosaurier das globale Ökosystem teilen, wurde also wieder fallengelassen. Stattdessen versucht «Rebirth», auf den erzählerischen Pfaden des Originals zu wandeln: Wie in «Jurassic Park» befinden wir uns auf einer isolierten Dinoinsel, die von einem furchterregenden Saurierkönig dominiert wird.

Legende: Als taffe Södnerin eingeführt, lässt einen Scarlett Johanssons Figur über weite Strecken von «Jurassic World: Rebirth» kalt. Universal

Die Unterschiede sind minim: Früher hiess der Tyrann T-Rex, heute herrscht dessen genetisch verzerrter Verwandter D-Rex. Distortus Rex, so sein voller Name, erinnert dabei eher an die Königin aus «Alien» als an irgendeine Saurierart, die je real auf unserem Planeten gelebt hat. Wer sich an den vierten «Alien»-Film erinnert, dürfte gar stärkere Parallelen ziehen: Im deutschsprachigen Raum wurde dieser nämlich als «Die Wiedergeburt» vermarktet, genau gleich wie nun «Jurassic World: Rebirth».

Der erwähnte Umstand, dass die Faszination für die Dinos immer mehr schwindet, macht den Vergleich mit «Alien» noch stimmiger. Denn ohne das ehrfürchtige Staunen, welches «Jurassic Park» zu einem Klassiker machte, sind Saurier letztlich austauschbare Monster. Tatsächlich ersetzt wurde in «Rebirth» im Vergleich zu seinen Vorgängern indes bloss die Besetzung rund um Chris Pratt und Bryce Dallas Howard.

Reisszähne vom Reissbrett

Die neue Besetzungsliste ist lang und unübersichtlich: Neben Scarlett Johansson, Mahershala Ali und Jonathan Bailey wäre insbesondere Manuel Garcia-Rulfo zu nennen, der den Vater einer schiffbrüchigen Familie verkörpert. Wie es diese geschafft hat, auf der verbotenen Insel zu stranden, ist eines von vielen Rätseln des grausam generischen Drehbuchs.

Legende: Austauschbare Action: Dieses Bild aus «Jurassic World: Rebirth» könnte auch aus einem der vielen Vorgängerfilme stammen. Universal

Als bedeutend gravierender als die mangelnde Logik der Story erweist sich aber deren Kälte. Immer wieder werden Menschen von Saurierzähnen zerfleischt, ohne dass dies – mangels menschlicher Empathie – irgendwen gross erschüttern würde.

Kinostart: 2.7.2025

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