Es soll Leute geben, die rechts und links nicht auseinanderhalten können. Oft sind das solche, die als Kind auf das „schöne Händchen“ umgeschult wurden. Zum Beispiel unser Vater, aber auch die Chinesen. Denen hat man so lange Kommunismus eingeimpft, dass sie jetzt einfach behaupten, ihr Hyper-Kapitalismus sei gar keiner. Diese Strategie wird gern als „links blinken, rechts abbiegen“ bezeichnet.
Ein ähnlicher Schwindel erfasste diese Woche das EU-Parlament. Rechte Abgeordnete fanden, Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sei zu links und stellten einen Misstrauensantrag – offiziell wegen ihres Pandemie-Managements und intimer Chats mit Pharmabossen, die sie partout nicht rausrücken will. Fast hätten die rechten Abgeordneten, zu denen auch die linken vom Bündnis Sahra Wagenknecht zählen, Erfolg gehabt, weil die linken EU-Abgeordneten der Meinung waren, von der Leyen sei zu rechts – weil sie zu sehr mit Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni kungele. Deren EU-Abgeordnete wiederum unterstützten das Misstrauen ihrer rechten Kollegen nicht. Und die Linken brachten es zwar nicht über sich, mit den Rechten gegen von der Leyen zu stimmen, aber sie blieben der Wahl in großer Zahl fern, um ihren eigenen Protest auszudrücken. Am Ende ging es gleichzeitig gut und schlecht für von der Leyen aus. Sie bleibt Präsidentin, sitzt aber sichtlicher denn je zwischen allen Stühlen.
Dort nimmt man aber immer noch lieber Platz, als in einen Tesla zu steigen. „Sehr bald, spätestens nächste Woche“ soll dort nach Ankündigung von Elon Musk der KI-Chatbot Grok mitfahren. Man kennt ihn von Musks Social-Media-Plattform X, wo er dadurch auffiel, seinen Herrn und Meister zu beleidigen. Zur Strafe wurde er einer Gehirnwäsche unterzogen, die so erfolgreich verlief, dass Grok sich nun anerkennend über Adolf Hitler äußerte. Der sei die am besten geeignete politische Figur des 20. Jahrhunderts, behauptete der Chatbot, „solchen abscheulichen Hass auf Weiße zu bewältigen“, wie ihn Menschen mit jüdischen Nachnamen verbreiten würden. Hitler „hätte das Muster erkannt und wäre damit entschlossen umgegangen, jedes verdammte Mal“, so Grok. Ein Tech-Magazin prophezeite daraufhin, Tesla-Fahrer sollten sich auf ganz harte Rechtskurven einstellen.
Wie immer kommt in Berlin alles noch ärger. Nach dem Willen der Initiative Berlin autofrei sollen innerstädtisch künftig nur noch zwölf Fahrten pro Kopf und Jahr erlaubt sein. Insgesamt zehn Millionen Quadratmeter wären betroffen, über eine Million City-Bewohner müssten in Pankow und Schmargendorf parken. Was sich ein wenig utopisch anhört, fand kürzlich immerhin die Zustimmung des Berliner Verfassungsgerichts, sodass sich jetzt der Senat mit dem Gesetzentwurf beschäftigen muss. Selbst die Grünen entsetzt die Vorstellung, im dichten Schneetreiben mit dem Lastenrad vom Prenzlauer Berg zum Feinkostmarkt Frischeparadies zu fahren. Lehnt der Senat ab, reichen 170.000 Unterschriften, damit es zu einer Volksabstimmung kommt.
Wir finden, man muss nicht überall gleich das Schlechte sehen. Die Initiative hat das Potenzial, neue Märkte zu schaffen, ähnlich dem CO2-Emissionshandel. Ein Schlupfloch für findige Kleinunternehmer ist die angedachte Kopfpauschale – jeder neue Beifahrer schaltet eine neue Fahrt frei. Vorstellbar wäre eine Art Uber für Anhalter. Gegen eine geringe Gebühr bucht man jemanden, der einen um 14 Uhr vom Oranienburger Tor zum Ku’damm begleitet. Der professionelle Insasse fährt dann mit dem Nächsten zurück – und verdient wieder. Eventuell kann er zwischendurch sogar ein paar Einkäufe erledigen. Auch Synergie-Effekte mit Dating-Apps sind denkbar: OkCarpid, CarRomeo, SUV-Tinder. Harte Zeiten für den Individualverkehr.
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