Ohne politische Reformen können die Beitragssätze zur gesetzlichen Krankenversicherung bis Ende des Jahrzehnts auf 20 Prozent steigen. Das schätzt Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse. „Wenn die Ausgaben weiter so stark steigen, werden viele Kassen die Beiträge zum nächsten Jahreswechsel wieder anheben müssen“, warnte Baas in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitschrift „Die Zeit“. Schon heute liegen die Beiträge bei über 17 Prozent.
Baas kritisierte weiter: „Wir haben eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt, das in Sachen Qualität eher im Mittelfeld ist.“ Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimme nicht mehr. Auch hätten viele Patienten das Gefühl, die Versorgung habe sich in den vergangenen zehn Jahren verschlechtert, etwa aufgrund langer Wartezeiten beim Arzt. „Klar ist: So wie jetzt kann es nicht weitergehen“, betonte Baas.
Keine Kredite, sondern Lösungen
Auch drängte er auf zügige politische Lösungen. Es sei nicht akzeptabel, dass die Bundesregierung mit einer Reform auf die Vorschläge einer Kommission warten wolle, die jedoch erst im Jahr 2027 vorgelegt werden sollen. Die Ausgaben stiegen zu schnell. Auch seien geplante Kredite des Bundes keine Lösung. „Wenn ein System staatliche Hilfen braucht, zeigt das eigentlich nur, dass es allein nicht überlebensfähig ist“, so der Krankenkassen-Chef.
Baas forderte deshalb den Bund auf, die Behandlung von Bürgergeldempfängern zu übernehmen. Bislang würde diese größtenteils aus Beitragsgeldern bezahlt. Die Kassen würde das um zehn Milliarden Euro im Jahr entlasten. Auch brauche es eine Lösung für die steigenden Arzneimittelpreise. „Kurzfristig müsste die Regierung die Hersteller verpflichten, den gesetzlichen Kassen wieder höhere Rabatte zu geben“, so Baas. Eine weitere Forderung: die konsequente Umsetzung der Krankenhausreform.
Laut Baas braucht es außerdem eine vorgeschaltete Ersteinschätzung mittels Fragenkatalog, „damit nur die Patienten in die Praxis kommen, die auch ein Arzt sehen muss“. Dieser Service könne mit den Daten der Patientenakte verbunden werden, um Vorerkrankungen zu berücksichtigen.
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