Motiviert, engagiert, leistungsbereit? Fehlanzeige - Deutschlands Angestellte kämpfen laut einer aktuellen Studie mit einer anhaltenden Motivationskrise. Nur jeder Dritte ist "uneingeschränkt" zufrieden.
Deutschlands Angestellte kommen nicht aus ihrem Motivationsloch. Das geht aus einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung EY hervor, für die über 2.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befragt wurden. Demnach macht hierzulande deutlich mehr als ein Viertel (28 Prozent) höchstens "Dienst nach Vorschrift".
Nur noch wenig "Hochmotivierte"
Im Vergleich zur Vor-Befragung im Jahr 2023 ist die Verteilung nahezu unverändert geblieben. Der Anteil der "hochmotivierten" Angestellten bleibt mit 18 Prozent - plus einen Prozentpunkt im Vergleich zum Jahr 2023 - weiterhin auf einem deutlich niedrigeren Niveau als in den Vorjahren. Zum Vergleich: 2021 waren noch 28 Prozent der Angestellten hochmotiviert, 2019 sogar 42 Prozent.
Zwar geben 72 Prozent der Befragten an, grundsätzlich motiviert zu sein, doch echte Zufriedenheit sieht anders aus: Nur jeder Dritte (34 Prozent) ist mit seinem Job "uneingeschränkt zufrieden".
Ältere Arbeitnehmer sind zufriedener
Ein genauer Blick auf die Altersgruppen zeigt überraschende Unterschiede: So liegt der Anteil der zufriedenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei den Über-65-Jährigen bei satten 58 Prozent, während die Beschäftigten bis 65 Jahren nur auf eine Zufriedenheitsquote von 33 Prozent kommen.
Bei den Über-65-Jährigen liegt der Anteil der hochmotivierten Angestellten zudem bei 33 Prozent. Bei den 21- bis 35-Jährigen sind es derweil 20 Prozent, bei den 36- bis 50-Jährigen 18 Prozent und den 51- bis 65-Jährigen 17 Prozent.
Für Jan-Rainer Hinz, Arbeitsdirektor bei EY, ist die stagnierende Motivation ein Warnsignal: Eine niedrige Motivation wirke sich direkt auf die Produktivität der Firmen aus. "Durch das nicht genutzte Potenzial verlieren Unternehmen kurz- und mittelfristig Milliarden Euro an Umsatz." Langfristig drohe zusätzlich ein Fachkräfteverlust, so Hinz.
Gutes Arbeitsklima schlägt Gehalt
Aber was motiviert Beschäftigte heute überhaupt noch? Es ist jedenfalls nicht (nur) das Gehalt, wie oft angenommen wird. Nur 37 Prozent der Befragten nennen ein hohes Einkommen als relevanten Antrieb. Entscheidender sind das Arbeitsklima (57 Prozent) und ein gutes Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen (55 Prozent). Erfolgsprämien spielen mit zwölf Prozent kaum eine Rolle.
Nicole Dietl, Partnerin bei EY, erklärt: "Geld allein macht nicht glücklich - zumindest nicht im Job. Es sind die sozialen Faktoren, die Menschen bei der Stange halten."
Top-Manager und öffentlicher Dienst motiviert
Am motiviertesten sind dabei die Führungskräfte: Zwei von drei Top-Managerinnen und -Managern (67 Prozent, plus 22 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2023) bezeichnen sich als "hochmotiviert". Bei den übrigen Befragten liegt der Anteil der Hochmotivierten mit 18 Prozent erheblich niedriger. Mit einem Anteil von 24 Prozent liegen Angestellte aus dem öffentlichen Dienst deutlich über dem Durchschnitt. Zum Vergleich: In der freien Wirtschaft und bei Verbänden sowie sonstigen Institutionen sind gerade einmal 17 Prozent hochmotiviert.
EY-Expertin Dietl ist überzeugt: "Die überdurchschnittlich hohe Motivation im öffentlichen Dienst widerspricht vielen Klischees, die es über den Sektor gibt." Sie dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass die Menschen gerade in sehr unsicheren Zeiten vor allem die Jobsicherheit und "Work Life Balance", für die der öffentliche Dienst steht, zu schätzen wüssten.
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