UN-Generalsekretär António Guterres zeigt sich angesichts von Berichten über Angriffe auf Gebäude der Vereinten Nationen im Zuge der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen schockiert und verlangt Schutz vor Gewalt. „Ich bin entsetzt über die Angriffe auf UN-Einrichtungen, darunter Einrichtungen des UN-Büros für Projektdienste und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), einschließlich des Hauptlagers der WHO“, sagte Guterres vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Das mächtigste UN-Gremium tagt regelmäßig zum Krieg im Gazastreifen.

Guterres sagte weiter, alle Kriegsparteien seien über die Standorte dieser UN-Gebäude informiert gewesen. „Diese Einrichtungen sind unverletzlich und müssen nach dem humanitären Völkerrecht ausnahmslos geschützt werden“, so der UN-Chef. Weiter bezeichnete er die Situation in dem abgeriegelten Küstengebiet als Horrorszenario: „Das Ausmaß an Tod und Zerstörung ist in jüngster Zeit beispiellos, die Unterernährung nimmt rasant zu.“ Dem humanitären System würden zudem die Voraussetzungen genommen, um Hunderttausenden Notleidenden zu helfen.

Israel soll WHO-Einrichtung gestürmt haben

Die WHO hatte am Montag mitgeteilt, das israelische Militär habe ihre Einrichtung in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens gestürmt und Mitarbeiter festgenommen. Auch sei eine Mitarbeiterunterkunft angegriffen worden. Männliche WHO-Mitarbeiter und männliche Angehörige seien in Handschellen gelegt, ausgezogen, vor Ort verhört und mit vorgehaltener Waffe durchsucht worden.

Israels Armee teilte mit, in der Gegend seien am Montag Schüsse auf israelische Soldaten gefeuert worden. Die Soldaten hätten darauf mit Beschuss in die Richtung reagiert, aus der die Schüsse gekommen seien. Die Armee sagte aber nicht explizit, ob die Schüsse aus Einrichtungen der WHO abgegeben wurden.

Fast 21 Monate nach Beginn des Krieges im Gazastreifen ist die humanitäre Lage in dem Palästinensergebiet katastrophal. Auslöser war der brutale Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Angesichts der von Israel verkündeten Ausweitung seines Militäreinsatzes im Zentrum des Gazastreifens warnte UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk zuletzt vor schweren Völkerrechtsverletzungen.

„Wegen der hohen Dichte von Zivilisten in der Region und den Mitteln und Methoden der Kriegsführung, die Israel bisher angewendet hat, ist das Risiko unrechtmäßiger Tötungen und weiterer schwerer Völkerrechtsverletztungen extrem hoch“, erklärte er am Dienstag.

Mit den jüngsten von Israel erteilten Evakuierungsaufforderungen bleibe der Bevölkerung im Gazastreifen keine andere Wahl, als in immer kleiner werdende Gebiete zu fliehen, wo bereits Hunderttausende Schutz gesucht hätten, betonte Türk. Er warnte Israel, jede dauerhaft Vertreibung von Bewohnern könne einem Kriegsverbrechen oder gar einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit gleichkommen.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.