Das Wachstum des Cloud-Geschäfts hat SAP Rückenwind gegeben. Europas größter Softwarekonzern konnte seinen Gewinn im zweiten Quartal deutlich steigern. Für Unsicherheiten sorgt die US-Zollpolitik.
Das vergangene Quartal war ein erfolgreiches für SAP. Europas größter Softwarehersteller konnte seinen um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 32 Prozent auf 2,57 Milliarden Euro steigern, wie der Walldorfer DAX-Konzern nach US-Börsenschluss mitteilte.
Treiber bei den Nordbadenern bleibt das von Vorstandschef Christian Klein auf Wachstum gepolte Geschäft mit Abo-Software über die Cloud. Der Umsatz in diesem Bereich zog um 24 Prozent an, auch der Vertragsbestand der kommenden zwölf Monate wuchs deutlich und gibt damit mehr Planungssicherheit.
"Geopolitischen Entwicklungen" im Blick
Insgesamt erzielte der Konzern ein Umsatzplus von neun Prozent auf 9,03 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdoppelte sich der Nettogewinn nahezu auf 1,75 Milliarden Euro. Neben den Kostensenkungen im Tagesgeschäft fielen auch die Aufwendungen für den Konzern- und Stellenumbau nicht mehr so hoch aus.
Finanzchef Dominik Asam merkte an, dass der Konzern in der ersten Jahreshälfte von einigen Sonderfaktoren profitiert habe, so etwa geringere aktienbasierte Vergütungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Außerdem sei man aktuell noch etwas vorsichtig gewesen mit Neueinstellungen, was aber in der zweiten Jahreshälfte noch etwas stärker zu Buche schlagen sollte. "Für das zweite Halbjahr bleiben wir vorsichtig optimistisch und behalten die geopolitischen Entwicklungen und Trends im öffentlichen Sektor genau im Auge", sagte Asam laut Mitteilung.
SAP bleibt bei Jahresausblick
Angesichts dieses guten Ergebnisses im zweiten Quartal bleibt der Konzern bei seinem Ausblick auf das Gesamtjahr. Die Unsicherheit rund um die US-Zollpolitik habe die Entscheidungszyklen bei einigen Kundengruppen verlängert, sagte Finanzchef Dominik Asam am Abend nach US-Börsenschluss in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Zu diesen Gruppen, bei denen Verkaufsprozesse nun länger dauerten, gehörten unter anderem der öffentliche Sektor in den USA und Industrieunternehmen.
Obwohl der operative Gewinn der Walldorfer besser ausfiel als von Analysten erwartet, verloren in den USA gehandelte Anteilsscheine nachbörslich 1,3 Prozent. Einige Experten hatten spekuliert, SAP könnte eventuell die Prognose für den operativen Gewinn mit den Halbjahresergebnissen anheben.
Wechselkurse belasten SAP
Vor allem die volatilen Wechselkurse, die eine Folge von Donald Trumps aggressiver Zollpolitik sind, und zu einem schwachen Dollar führen, dürften Europas wertvollsten börsennotierten Konzern dieses Jahr bremsen. SAP formuliert seine Prognosen für Umsatz und operatives Ergebnis auf währungsbereinigter Basis, weil er Wechselkurse kaum genau vorausahnen kann - wie sich im ersten Halbjahr auch zeigte. Zwar gab es im ersten Quartal noch Rückenwind, doch mit der ruckhaften Zollagenda von US-Präsident Donald Trump ist der Dollar gegenüber vielen Währungen seitdem ins Rutschen gekommen.
Die USA sind der größte Markt für SAP, in der Umrechnung in Euro bleibt davon dementsprechend weniger übrig. Im vergangenen Jahr lag der Wechselkurs in der Kalkulation von SAP durchschnittlich bei 1,08 Dollar je Euro, zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung schon mehr als 1,17 Dollar. Finanzchef Asam betonte, dass eine Abwertung des Dollars um einen Prozentpunkt "für uns einen Verlust von etwa einem halben Prozentpunkt beim Wachstum" bedeutet.
Falls die Wechselkurse so bleiben, dann kostet das laut SAP-Berechnungen beim Umsatzwachstum in der Cloud 3,5 Prozentpunkte und beim operativen Ergebnis 3,0 Prozentpunkte. Währungsbereinigt peilt das SAP-Management weiter einen Anstieg von 26 bis 28 Prozent beziehungsweise 26 bis 30 Prozent.
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