- Ökonom Gropp: 15 Prozent besser als 30 Prozent
- Ernährungsindustrie ist besorgt über steigende Zölle
- Thüringer Wirtschaft reagiert verhalten
Der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Reint Gropp, sieht in der Zoll-Einigung mit den USA keine gute Nachricht für die ostdeutsche Wirtschaft. Der IWH-Chef sagte MDR AKTUELL, mitteldeutsche Unternehmen seien ebenso betroffen wie Unternehmen in Westdeutschland, auch wenn sie weniger exportierten. Es gebe aber sehr viele Zulieferbetriebe in Mitteldeutschland, die an Unternehmen liefern, die in die USA exportieren. Insofern sei Mitteldeutschland, "so ziemlich genauso betroffen wie der Rest Deutschlands". Das seien "keine wirklich guten Neuigkeiten", aber er denke nicht, dass das Ganze dramatisch sei, sagte der Ökonom.
Ökonom Gropp: 15 Prozent besser als 30 Prozent
Gropp betonte, die vereinbarten 15 Prozent seien besser als die angedrohten 30 Prozent – aber schlechter als die bisherige Regelung. Das Wichtigste sei am Ende aber, so der IWH-Präsident, dass man einen Deal habe, "der auch hält". Das Schlimmste wäre laut Gropp, wenn Trump in ein paar Wochen sagen würde, er wolle irgendetwas anders. Es sei entscheidend, dass nun Stabilität herrsche, "so dass sich Unternehmen auf diese Zölle, auf die neue Situation einstellen können", erklärte Gropp.
Kein Nachteil gegenüber Briten und Japanern
Gropp verwies zudem darauf, dass Deutschland bei Verkäufen in die USA wenigstens keinen Wettbewerbsnachteil gegenüber Großbritannien oder Japan habe, wo es ähnliche Deals gebe. Zudem seien die US-Zölle auf kanadische oder mexikanische Importe mit 25 Prozent sogar höher. Das bedeute, dass die deutschen Autohersteller gegenüber den amerikanischen Autoherstellern "vielleicht sogar einen komparativen Vorteil" hätten, weil diese sehr stark Teile aus Kanada und Mexiko importieren würden.
Zölle auf Stahl und Alu weiter bei 50 Prozent
Der IWH-Präsident betonte in dem Zusammenhang, dass es sehr stark von den einzelnen Sektoren abhänge, wie genau die Auswirkungen des Zoll-Deals ausfielen. Der "schlechteste Teil des Deals" sei, dass die US-Zölle für Stahl- und Aluminium-Importe aus der EU mit 50 Prozent weiterhin "extrem hoch" seien. Das sei "keine gute Nachricht", weil dies tatsächlich Stahlexporte und Aluminiumexporte in die USA verhindere. "Es wäre wirklich wichtig, wenn wir versuchen würden, da doch noch eine bessere Lösung zu finden und diese Zölle auch auf das allgemeine Niveau zumindest von 15 Prozent zu senken", betonte Gropp.
Planungssicherheit trotz hoher Zölle
Auch Oliver Köhn, Geschäftsführer des Landesverbands Ost im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), sieht Mitteldeutschland stark vom Handel mit den USA abhängig. "Die mitteldeutschen Länder haben im vergangenen Jahr über eine Milliarde Euro an Maschinen und Anlagen in die USA exportiert, das spricht für sich", erklärte Köhn bei MDR AKTUELL.
Zwar begrüßt er die erzielte Einigung der EU mit den USA als wichtigen Schritt für Planungssicherheit, warnt aber vor den Belastungen: "Der pauschale Zollsatz von 15 Prozent, der ist natürlich sehr bedauerlich, der ist sehr hoch." Ein Handelskrieg sei damit vorerst abgewendet, sagte Köhn.
Ernährungsindustrie ist besorgt
Olivier Kölsch, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, hält Zölle in Höhe von 15 Prozent für eine große Belastung der Branche – vor allem mittelständische Unternehmen. "Die kleinen und mittelständisch aufgestellte deutsche Ernährungsindustrie kann diese Zusatzkosten eigentlich gar nicht stemmen", sagte Kölsch. Die Mehrkosten würden in der Lebensmittelkette weitergegeben, was spürbare Folgen hätte: "für Produzenten in Deutschland und für Händler in den USA und sehr wahrscheinlich auch für die in den USA lebenden Konsumenten".
Thüringer Wirtschaft reagiert verhalten
Thüringens Wirtschaft hat unterdessen zurückhaltend auf die Zoll-Einigung zwischen der EU und den USA reagiert. Eine Verbandssprecherin sagte MDR THÜRINGEN, es sei erst mal gut, dass eine Einigung erzielt worden sei. Gerade für die Autoindustrie seien die jetzt vereinbarten Zölle von 15 Prozent ein Vorteil im Vergleich zu den zuletzt erhobenen Zöllen. Skeptisch zeigte sich der Wirtschaftsverband, wie lange die Einigung halte.
Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John begrüßt, dass die angedrohten 30 Prozent-Zölle abgewendet werden konnten. Allerdings befürchtet die CDU-Politikerin, dass auch die 15 Prozent am Ende Wachstum kosten werden. Rico Chmelik vom Autozuliefererverband erwartet, dass für die Unternehmen der Preisdruck steigt und die Gewinne sinken.
MDR (dni)
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.