Stellantis steckt im ersten Halbjahr 2025 tief in den roten Zahlen. Praktisch alle wichtigen Kennzahlen von Europas zweitgrößtem Autobauer sind schlecht. Auch die deutsche Konzerntochter Opel ist im Strudel.

Stellantis hat im ersten Halbjahr 2025 mit seinem Kerngeschäft einen Verlust von 2,3 Milliarden Euro eingefahren. Der Umsatz sank auf 74 Milliarden Euro - im Vorjahreszeitraum waren noch 85 Milliarden in die Kassen gekommen. Vor allem das Geschäft in Nordamerika wurde gebeutelt. Dort ist Stellantis mit den Marken Chrysler, Jeep, Dodge und Ram vertreten. Der regionale Umsatz brach von 38 auf 28 Milliarden Euro ein.

Vergleiche mit dem ersten Halbjahr des Vorjahres spiegeln nicht eine gute alte Zeit. Schon das Geschäftsjahr 2024 war schlecht. Zwar gelang es Stellantis, in Europa den Umsatz fast zu halten. Das muss auf gestiegene Preise und teurere Ausstattungen zurückzuführen sein, denn die Zahl der verkauften Autos sackte auch in Europa ab.

Schlechte Opel-Verkäufe

Daten des Kraftfahrtbundesamtes belegen, dass auch Opel in seinem Heimatmarkt betroffen ist. Zwar werden viele Neuwagen auch von Autohändlern zugelassen, doch geben die amtlichen Zulassungen weitgehend das Verkaufsgeschehen wieder.

Der Hessische Rundfunk hat die Zulassungsstatistik mit Unterstützung durch Künstliche Intelligenz analysiert. Nur im April 2025 liefen die Opel-Zulassungen in Deutschland gut. In allen anderen Monaten sanken sie gegenüber den Vorjahresmonaten mit Werten zwischen zehn und 45 Prozent. Allerdings wurden im ersten Halbjahr 2025 gegenüber 2024 insgesamt fünf Prozent weniger Autos zugelassen; der Markt ist also geschrumpft.

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hatte Stellantis-Deutschland-Chef Florian Hüttl vergangene Woche versucht, Optimismus für Opel und den Konzern zu verbreiten. Zu neuen Märkten sagte Hüttl: "Opel hat klar den Auftrag, innerhalb von Stellantis den Norden und Osten Europas zu bedienen." Er lobte zugleich den Opel-Verkauf in der Türkei und Nordafrika und kündigte Modelloffensiven im Mittleren Osten und Afrika an.

Konzern hat neues Management

Stellantis hat das weltweite Geschäft stets zentral gesteuert und regionalen Ingenieuren, Designern, Verkäufern und Managern wenig Freiraum gelassen. So wurde die Geschäftsführung der deutschen Opel Automobile GmbH auf zwei Personen reduziert. Der Konzern produziert und handelt mit 14 Marken.

Stellantis entstand vor vier Jahren aus dem Zusammenschluss von Peugeot und Fiat/Chrysler. Seit wenigen Wochen gibt es ein neues Management. Vorstandsvorsitzender Antonio Filosa kündigte bei Präsentation der Halbjahresbilanz ein hartes Jahr an ("a tough year") und setzte Hoffnungen in kommende Modelle.

Branchenkenner sagen, Stellantis habe zu sehr auf Elektromobilität gesetzt, ohne Spitzenprodukte hervorgebracht zu haben. Der Konzern bemüht sich zwar, den Einsatz für Forschung und Entwicklung positiv darzustellen, doch sanken die Ausgaben im ersten Halbjahr 2025, nachdem sie schon vergangenes Jahr zurückgefahren worden waren.

Qualitätsprobleme und Überproduktion

Im Geschäftsbericht für 2024 berichtet Stellantis von Qualitätsproblemen. Sie führten zu verspäteten Markteintritten von hoffnungsvollen neuen Automodellen. Auffallend ist, dass die Lager voll sind: 900.000 Autos stehen bei Händlern und 300.000 auf den Höfen der Stellantis- Werke.

Zwar berichtete der Konzern 2024, dass das zu sinkenden Preisen führe und unbedingt beendet werden müsse. Doch zeigen die neuen Halbjahreszahlen, dass sich beim Bestand an unverkauften Neuwagen praktisch nichts getan hat.

Trübe Aussichten

Gerade in den teuren Produktionsländern Europas Deutschland, Frankreich und Italien versucht Stellantis, Kosten zu senken und Produktionskapazitäten zu verlagern. Für Restrukturierungen in Europa sind dieses Jahr bereits eine halbe Milliarde Euro ausgegeben worden. Der Personalstand weltweit und in Europa sinkt seit Jahren. Für die deutsche Opel Automobile GmbH gibt es keine neuen Zahlen; die letzte amtliche Veröffentlichung nennt für 2023 knapp 9.000 Mitarbeiter nach gut 11.000 im Jahr zuvor.

In Nordamerika produziert der Konzern viel in Mexiko und Kanada. Angesichts der amerikanischen Zollpolitik sind im laufenden Jahr 1,5 Milliarden Euro für Zölle angesetzt, was besonders hervorgehoben wird. Der Geschäftsbericht des vergangenen Jahres nennt keine Vergleichszahl.

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