Dass die US-Notenbank Fed im September den Leitzins senkt, ist noch nicht ausgemacht. Die Enttäuschung darüber drückte die Kurse in New York. Nachbörslich gab es aber gute Zahlen von Meta und Microsoft.
Mit vorsichtigem Optimismus waren die US-Aktienmärkte in den Tag gestartet. Der Dow Jones hatte etwa 0,2 Prozent im Plus gelegen, als die Notenbank Fed wie erwartet verkündete, den Leitzins unverändert zu lassen. Doch die nachfolgenden Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell ließen weiter offen, ob es im September tatsächlich zu der erwarteten Zinssenkung kommt.
Der US-Leitindex rutschte daraufhin ab und beendete den Handel 0,38 Prozent tiefer bei 44,461 Punkten.
"Powell ließ sich auch nicht weiter in die Karten schauen", kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. "Die Botschaft lautet: Eine Zinssenkung im September ist in Abhängigkeit der Datenlage möglich." Das war auch den Anlegern an der Technologiebörse Nasdaq zu wenig. Der Nasdaq 100 konnte sich dennoch wieder ins Plus retten und schloss 0,16 Prozent höher bei 23.345 Punkten.
Microsoft und Meta über Erwartungen
Wichtiger für die weitere Tendenz dürften aber frische Daten von den großen Tech-Unternehmen sein. So blickten die Märkte gespannt auf die Quartalszahlen von Microsoft und Meta nach US-Börsenschluss. Beide Tech-Giganten übertrafen mit ihren Gewinnzahlen die Erwartungen, was die anhaltende Tech-Rally stützen dürfte. In einer ersten Reaktion zogen die beiden Aktien im nachbörslichen Handel deutlich an.
DAX legt weiter zu
Am deutschen Aktienmarkt hatte noch die Zuversicht überwogen. Nach schwachem Start drehte der DAX ins Plus und ging schließlich 0,19 Prozent höher bei 24.262 Punkten aus dem Handel. Vor dem Leitzinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und wichtigen Unternehmensdaten aus den USA war aber wenig Euphorie zu spüren.
Schwierige saisonale Phase
Um sein Rekordhoch von Anfang des Monats bei 24.639 Punkten zu erreichen, müsste der DAX um weitere 1,55 Prozent zulegen. Ein weiterer Höhenflug könnte sich aber angesichts der getrübten Gewinnaussichten für deutsche Unternehmen nach dem Zoll-Deal mit den USA als schwierig erweisen.
Auch die historische Betrachtung der jahreszeitlichen Börsenverläufe, die so genannte Saisonalität, lässt in den kommenden beiden Monaten eher ungünstige Kurseinflüsse erwarten. Positive Impulse könnten dagegen von der bisher ungebrochenen Technologie-Rally in den USA kommen.
US-Daten robust
Die Konjunkturdaten des Tages hatten die Erwartung gestützt, dass die Fed die Zügel vorerst nicht weiter lockert. So legte das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um deutliche 3,0 Prozent zu. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 2,4 Prozent gerechnet. Experten wiesen jedoch darauf hin, dass das Wachstum stark von Verzerrungen durch die US-Zollpolitik beeinflusst sei, was für eine Abschwächung im weiteren Jahresverlauf spreche.
Auch der Arbeitsmarkt präsentierte sich robuster als erwartet. So wurden im Juli in der Privatwirtschaft laut einer Umfrage des Personaldienstleisters ADP 104.000 Jobs geschaffen, nach dem Abbau von revidiert 23.000 Stellen im Juni.
Deutsches BIP geschrumpft
Die Unsicherheit wegen Donald Trumps Zollpolitik hat derweil die exportabhängige deutsche Wirtschaft belastet: Im zweiten Quartal von April bis Juni sank das BIP um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt heute in einer ersten Schätzung mitteilte. Analysten erwarten aber eine Erholung im Herbst - vor allem wegen der höheren Ausgaben des Staates für Infrastruktur und Verteidigung.
Eurozone bleibt auf Wachstumskurs
Im Gegensatz zur deutschen Wirtschaft ist die Wirtschaft in der Eurozone im Frühjahr überraschend gewachsen. Das BIP im Währungsraum legte von April bis Juni zum Vorquartal um 0,1 Prozent zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat auf Basis einer ersten Schätzung mitteilte. Das lag vor allem an einem unerwartet kräftigen Plus beim BIP Frankreichs.
Euro knickt weiter ein
Der Euro verschärfte nach dem Fed-Entscheid seine Abwärtsbewegung und verlor bis zum späten Abend 1,13 Prozent auf 1,1420 Dollar. Vor dem Zoll-Deal mussten Devisenanleger noch 1,1750 Dollar für einen Euro zahlen. Die Märkte sind überzeugt, dass die USA deutlich stärker von der Einigung profitieren als die EU.
Damit scheint die lange Aufwertungsphase des Euro gegenüber dem Dollar, die mit Kapitalzuflüssen an die europäischen Börsen einher ging, vorerst beendet.
Ölpreise erholt
Am Ölmarkt legen die Notierungen nach einer Schwächephase wieder deutlich zu. Die Sorte Brent aus der Nordsee kostete am späten Abend 72,53 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit ein Prozent mehr. In den USA sind die Ölreserven in der vergangenen Woche unerwartet und deutlich gestiegen. Die Rohölvorräte kletterten um 7,7 Millionen auf 426,7 Millionen Barrel. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang um 2,6 Millionen Barrel gerechnet.
Adidas leidet unter starkem Euro
Die Adidas-Aktie war mit einem Kursminus von über elf Prozent der mit Abstand größte DAX-Verlierer. Der Sportartikelhersteller hat im zweiten Quartal unter dem starken Euro gelitten. Die Erlöse legten um rund zwei Prozent auf 5,95 Milliarden Euro zu, negative Währungseffekte summierten sich dabei auf rund 300 Millionen Euro. Währungsbereinigt erzielte Adidas ein Plus von acht Prozent. Die Prognose für 2025 bestätigte Adidas.
Mercedes-Benz meldet massiven Gewinneinbruch von 69 Prozent
Auch die Aktie von Mercedes-Benz stand unter Druck. Der Autobauer hat im zweiten Quartal einen massiven Einbruch seines Nettogewinns verzeichnet. Das Konzernergebnis für die Monate April, Mai und Juni betrug 957 Millionen Euro - und damit 68,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
BASF warnt vor Konjunkturabkühlung
Der Chemiekonzern BASF stellt sich wegen der eintrübenden Weltkonjunktur auf schwierigere Geschäfte ein. In der zweiten Jahreshälfte dürfte das Wachstum in allen großen Wirtschaftsregionen nachlassen. Die Nachfrage nach Chemieprodukten werde daher weniger stark steigen als bisher erwartet.
Airbus meldet Gewinnsprung
Am Abend legte Airbus seine Halbjahreszahlen vor. Der europäische Flugzeugbauer hat den Gewinn kräftig gesteigert und sieht sich auf Kurs zu seinen Zielen für 2025. Der Konzernumsatz sei zwischen Januar und Juni um drei Prozent auf 29,6 Milliarden Euro gestiegen, teilte der französisch-deutsche DAX-Konzern mit. Dabei lieferte Airbus wegen anhaltender Lieferschwierigkeiten seiner Zulieferer nur 306 Verkehrsflugzeuge aus, 17 weniger als vor einem Jahr. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) schnellte auf 2,2 (Vorjahr: 1,39) Milliarden Euro, weil Sonderbelastungen in der Raumfahrt- und Satelliten-Sparte von fast einer Milliarde Euro wegfielen. Vorstandschef Guillaume Faury sprach von einer "starken wirtschaftlichen Entwicklung im ganzen Konzern". Die zwischen den USA und der EU vereinbarte Rückkehr zur Null-Zoll-Politik im Flugzeugbau sei eine "willkommene Entwicklung" für die Branche.
Siemens Healthineers wird wieder optimistischer
Nach der Zolleinigung zwischen den USA und der EU hat der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers seine Prognosespanne für das laufende Geschäftsjahr nach oben angepasst. So soll etwa das bereinigte Ergebnis je Aktie zwischen 2,30 und 2,45 Euro erreichen. Zuvor hatte das Unternehmen 2,20 bis 2,50 Euro als Ziel ausgegeben. Healthineers hatte erst im Vorquartal wegen des Zollkonflikts die Ergebnisprognose gesenkt.
Porsche kappt Prognose erneut - Zölle kosten Gewinn
Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche kappt wegen der US-Zölle und der anhaltend schwierigen Lage in China seine Prognose zum zweiten Mal binnen weniger Monate. Das Unternehmen rechnet nun nur noch mit einer Umsatzrendite von fünf bis sieben Prozent.
Symrise erwartet Umsatzdelle und höhere Marge
Eine nachlassende Kauflaune vieler Menschen stimmt den Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise vorsichtiger. Der DAX-Konzern rechnet für 2025 nun mit einem Umsatzanstieg aus eigener Kraft von drei bis fünf Prozent statt um fünf bis sieben Prozent. Zugleich soll ein größerer Teil des Umsatzes als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen hängen bleiben als bisher geplant.
Auto1 hebt Ergebnisprognose erneut an
Der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 hat seine Gewinnprognose erneut nach oben geschraubt. Das MDAX-Unternehmen peilt nun ein um Sonderposten bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 160 bis 190 Millionen Euro (zuvor: 150 bis 180 Millionen Euro) an.
Krones trotzt Zollstreit
Der Abfüllanlagen-Hersteller Krones hat im ersten Halbjahr seine Ertragskraft gesteigert und sieht sich trotz Handelskonflikten und Kriegen auf Kurs zu seinen Wachstumszielen. "Trotz der globalen Unsicherheiten bestätigt Krones seine Finanzziele für das Gesamtjahr 2025", erklärte das MDAX-Unternehmen.
Befesa setzt auf stärkeres zweites Halbjahr
Der Industrie-Recycler Befesa hat auch im zweiten Quartal trotz Wartungsarbeiten in seinen Anlagen mehr verdient. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 3,2 Prozent auf 56,3 Millionen Euro, während sich der Nettogewinn mit 21,4 Millionen Euro verdoppelte. Das Management rechnet zudem mit einer stärkeren zweiten Jahreshälfte.
Sandoz greift nach französischem Evotec-Werk
Abseits der Berichtssaison sorgte Evotec für Aufmerksamkeit. Der in einem tiefgreifenden Umbau steckende Biotechkonzern will einen Standort in Toulouse an den Pharmakonzern Sandoz verkaufen. Die Transaktion soll zu einer Verbesserung des kurz-, mittel- und langfristigen Umsatzmixes, der Gewinnmargen und der Kapitaleffizienz von Evotec führen.
Heidelberger Druck nach Rüstungscoup auf Höhenflug
Die Aussicht auf margenstarke Rüstungsgeschäfte heizte den Aktien von Heidelberger Druck weiter ein. Die Papiere legten um weitere 13 Prozent zu. Bereits gestern hatten sie 35,6 Prozent hinzugewonnen, nachdem der SDAX-Konzern eine Kooperation mit dem Rüstungshersteller Vincorion gemeldet hatte.
Santander übertrifft mit Rekordgewinn die Erwartungen
Höhere Gebühreneinnahmen haben der spanischen Großbank Santander im zweiten Quartal zu einem Rekordgewinn verholfen. Der Nettogewinn stieg um sieben Prozent auf 3,43 Milliarden Euro, wie die nach Marktwert größte Bank der Eurozone mitteilte. Damit übertraf das Institut die Erwartungen von Analysten.
Starbucks schrumpft zum sechsten Mal in Folge
Die Zurückhaltung der Verbraucher macht Starbucks weiter zu schaffen. Der flächenbereinigte Umsatz des Kaffehaus-Konzerns fiel im dritten Quartal um zwei Prozent. Dies war der sechste Rückgang in Folge. Konzernchef Brian Niccol versucht seit seinem Amtsantritt im vergangenen August, mit einer neuen Strategie eine Trendwende herbeizuführen.
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