Für gute Stimmung an den US-Börsen sorgten heute neue Inflationsdaten. Trotz höherer Zölle tritt die Inflation auf der Stelle. Dies schürt Hoffnungen auf eine Zinssenkung der US-Notenbank im September.
Neue Inflationsdaten haben die US-Börsen angeschoben. Der technologielastige Nasdaq 100 und der marktbreite S&P 500 erreichten Rekordhöhen. Auch der Leitindex Dow Jones Industrial legte deutlich zu, ihm fehlt aber noch etwas bis zu seinem Höchststand von Ende vergangenen Jahres.
Der US-Standardwerteindex gewann schließlich 1,1 Prozent auf 44.458 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte 1,4 Prozent auf 21.681 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 legte 1,1 Prozent auf 6.445 Stellen zu.
Bester Wert im Dow waren Goldman Sachs. Die Papiere der Bank kletterten auf ein Rekordhoch und gewannen schließlich mehr als drei Prozent. Auch Boeing gehörte heute zu den besten Werten im Leitindex. Die Auslieferungszahlen des Flugzeugbauers für Juli stützten den Kurszuwachs etwas. Analyst Ken Herbert von der kanadischen Bank RBC sah vor allem die Zahlen für 737 Max und 787 positiv.
Preisdruck in den USA unverändert
In den USA hat sich die Inflation im Juli nicht verändert. Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise wie bereits im Vormonat um 2,7 Prozent, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Die Kerninflation allerdings - also die Teuerung ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel - kletterte im Juli von 2,9 Prozent auf 3,1 Prozent und damit überraschend deutlich.
"Der allgemeine Preisdruck durch höhere Zölle ist bisher nicht sehr groß, er nimmt aber zu", sagte Analyst Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Ich denke, die Fed wird im September die Zinsen senken, teilweise aufgrund des politischen Drucks und teilweise aufgrund der schwächeren Arbeitsmarktdaten", sagte Mike Houlahan von Electus Financial. Die Finanzmärkte taxieren die Wahrscheinlichkeit für eine Lockerung der Geldpolitik um 0,25 Prozent auf knapp 90 Prozent.
Trump setzt Powell unter Druck
Derweil hat US-Präsident Donald Trump heute erneut den Notenbankchef Jerome Powell unter Druck gesetzt. Er erwäge, "eine große Klage gegen Powell zuzulassen", schrieb Trump auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social. Anlass dafür biete dessen "schreckliche und grob inkompetente Arbeit, die er bei der Leitung des Baus der Fed-Gebäude geleistet hat", schrieb der Republikaner. "Drei Milliarden Dollar für eine Arbeit, die eine Reparatur für 50 Millionen Dollar hätte sein sollen. Nicht gut."
Ähnliche Vorwürfe hatte Trump vor kurzem bereits bei einem Baustellenbesuch erhoben - und wurde von Powell vor laufenden Kameras darüber aufgeklärt, dass er falsche Zahlen verwendet hatte.
Trump forderte zudem nun erneut eine Zinssenkung von der Notenbank, die politisch eigentlich unabhängig ist. Die US-Notenbank hatte Ende Juli trotz der ständigen Rufe nach einer Zinssenkung aus dem Weißen Haus weiter die Füße stillgehalten. Der Leitzins liegt derzeit in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.
China-Zölle wieder vertagt
Für weitere Erleichterung an den Aktienmärkten sorgte die Verlängerung der Pause im Zollstreit zwischen den USA und China bis zum 10. November. Es sei eine gute Nachricht für die Weltwirtschaft, dass sowohl die USA als auch China gewillt schienen, ihren Handelskonflikt beizulegen, sagte Neil Birrell vom Vermögensverwalter Premier Milton.
"Riesige Freudensprünge bleiben an der Frankfurter Präsenzbörse aus, denn der Konflikt zwischen Washington und Peking ist nur aufgeschoben und nicht aufgehoben", kommentiert Christian Henke, Marktbeobachter beim Broker IG. Beide Seiten hätten nun weitere 90 Tage Zeit, eine Einigung zu finden. "Diese wäre für die weitere globale Konjunkturentwicklung und somit auch für die Börsen immens wichtig", unterstreicht Henke.
"Anleger im Sommerurlaub"
Die US-Inflationsdaten haben dem DAX nur wenig Impulse geliefert und konnte die Anleger nicht locken. "Die Anleger scheinen im Sommerurlaub zu sein", sagte IG-Analyst Christian Henke. "Seit Anfang Juni bewegt sich der DAX in recht engen Bahnen."
Am Dienstag rutschte der deutsche Leitindex nach anfänglichen Kursgewinnen zeitweise wieder unter die 24.000-Punkte-Marke, bevor er die Verluste eingrenzte und 0,2 Prozent schwächer bei 24.025 Zählern aus dem Handel ging.
Beim weiteren Kursverlauf hänge viel von der externen Meldungslage zum Zollkrieg der USA sowie zum Gipfeltreffen zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Alaska ab, heißt es vom ING-Experten Christian Zoller. "Hier liegen die Anschauungen aller Beteiligten noch weit auseinander, sodass eine nachhaltige Waffenruhe zum jetzigen Zeitpunkt eher Wunschdenken bleiben dürfte", bemerkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets.
Gewinner und Verlierer
Schlusslicht im DAX war heute SAP. Die Aktien des Softwarekonzerns verloren rund sieben Prozent. Börsianer begründen dies mit charttechnischen Faktoren. Zum Wochenstart waren die Titel unter die 200-Tage-Linie gerutscht. Analysten weisen zudem darauf hin, dass notwendige Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) die Gewinnmargen auf absehbare Zeit schmälern könnten. Auch die aktuellen Zahlen der Hannover Rück kamen bei den Anleger nicht gut an, die Aktie gehörte heute ebenfalls zu den Verlierern.
Sartorius dagegen war mit einem Plus von mehr als sieben Prozent heute der absolute Favorit im DAX. Das Analysehaus Jefferies empfahl die Aktie zum Kauf und hob das Kursziel an. An der Börse werde gegenwärtig ein unterdurchschnittliches Wachstum für den Pharma- und Laborzulieferer und die Biotech-Tochter Sartorius Stedim eingepreist, hieß es.
Euro profitiert von US-Inflationsdaten
Zunehmende Spekulationen auf eine nahende US-Zinssenkung setzen die Weltleitwährung unter Druck. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, weitete seine Verluste am Nachmittag aus und gab bis zu 0,3 Prozent auf 98,189 Punkte nach.
Gleichzeitig verteuerte sich der Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung kostete im New Yorker Handel 1,1667 US-Dollar. Vor der Veröffentlichung der Inflationsdaten hatte sie noch bei 1,1600 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1606 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8616 Euro.
Goldpreis zieht leicht an
Gold kletterte auf ein Tageshoch von 3357,94 Dollar je Feinunze, nachdem der Preis des Edelmetalls gestern um 1,6 Prozent nachgegeben hat. Donald Trump hat nach tagelanger Unsicherheit auf dem Goldmarkt Zölle auf das Edelmetall ausgeschlossen. Dies hatte die Nervosität am Markt gelindert.
Ölnachfrage dürfte steigen
Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) rechnet wegen einer stärkeren Weltwirtschaft mit mehr Wachstum bei der globalen Nachfrage nach Rohöl. Für das kommende Jahr erwarten die OPEC-Experten ein Wachstum der Nachfrage um täglich 1,4 Millionen Barrel (je 159 Liter), wie aus dem aktuellen Monatsbericht des Ölkartells hervorgeht. Außerdem gehen die OPEC-Experten davon aus, dass die weltweiten Ölvorräte im nächsten Jahr deutlich schrumpfen werden, um fast 1,2 Millionen Barrel pro Tag. Dies sei aber nur dann zu erwarten, wenn die OPEC und ihre Verbündeten nicht zur alten Produktionsmenge zurückkehren würden.
Die Ölpreise sind heute gefallen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet am Abend 66,26 Dollar und damit 0,5 Prozent weniger. Der Kurs der US-Sorte WTI gab um 0,6 Prozent auf 62,71 Dollar nach.
Hannover Rück hält trotz Preisrückgang an Zielen fest
Der Rückversicherer Hannover Rück muss nach Jahren voller Preiserhöhungen mit weniger auskommen. Bei der jüngsten Vertragserneuerung im Geschäft mit Erstversicherern sanken die Preise bereinigt um Inflation und veränderte Risiken um fast drei Prozent. Dennoch sieht der neue Vorstandschef Clemens Jungsthöfel die Hannover Rück in diesem Jahr weiter auf Kurs zu einem Rekordgewinn von rund 2,4 Milliarden Euro. Nach dem ersten Halbjahr steht ein Gewinn von rund 1,3 Milliarden Euro in den Büchern.
TUI hebt Gewinnprognose an
Der Reisekonzern TUI erwartet dank starken Wachstums bei Kreuzfahrten und Hotels ein höheres Gewinnplus im laufenden Jahr als bisher. Das bereinigte Betriebsergebnis zu konstanten Wechselkursen werde um neun bis elf Prozent zulegen, teilte der MDAX-Konzern mit. Bisher wurde ein Plus zwischen sieben und zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresergebnis von 1,3 Milliarden Euro erwartet. Das Umsatzwachstum sieht TUI jetzt allerdings am unteren Ende der angegebenen Spanne von fünf bis zehn Prozent (Vorjahr: 23,1 Milliarden Euro).
Springer Nature hebt Prognosen an
Der Berliner Wissenschaftsverlag Springer Nature hebt seine Umsatz- und Gewinnprognosen an. Grund sei ein unerwartet starkes Wachstum im Bereich Research, in dem fast alle Vertragsverlängerungen abgeschlossen seien und die Zahl der für die Zeitschriften eingereichten Artikel weiterhin hoch sei, hieß es in einer Pflichtmitteilung. Springer Nature rechnet für das Gesamtjahr nun mit einem Umsatz von 1,93 bis 1,96 Milliarden Euro. In den ersten sechs Monaten sei der Umsatz organisch um sechs Prozent auf 926 Millionen Euro gestiegen.
KI-Suchmaschine Perplexity will Google-Browser Chrome kaufen
Die KI-Suchmaschine Perplexity AI will den Webbrowser Chrome von Google übernehmen. Das Unternehmen habe ein unaufgefordertes Angebot in Höhe von 34,5 Milliarden Dollar vorgelegt, teilte Perplexity mit. Dieses soll komplett in bar bezahlt werden. Mit dem Kauf von Chrome könnte sich das Startup den Zugang zu den mehr als drei Milliarden Nutzern des Browsers sichern und sich so einen Vorteil im Wettrennen um die KI-gestützte Suche verschaffen.
Staatsfonds Norwegen baut Israel-Engagement ab
Der norwegische Staatsfonds will wegen der Lage im Gazastreifen und im Westjordanland weitere israelische Firmenanteile abstoßen. Dies kündigte der Chef des mit zwei Billionen Dollar weltgrößten Staatsfonds, Nicolai Tangen, an. Der Fonds hatte gestern mitgeteilt, Verträge mit externen Vermögensverwaltern für einige seiner israelischen Anlagen zu kündigen.
Der größte Pensionsfonds der Welt hat im ersten Halbjahr 2025 eine solide Rendite von 5,7 Prozent eingefahren. Allerdings hätten Währungseffekte dazu geführt, dass der Gesamtwert der Investitionen des Fonds zurückging, erklärte die norwegische Zentralbank am Dienstag. Das Fondsvolumen ging demnach um 156 Milliarden Kronen auf 19,586 Milliarden Kronen zurück (1,646 Billionen Euro).
Musk will Apple verklagen
US-Milliardär Elon Musk hat eine Klage gegen den Apple-Konzern angekündigt. Apple weigere sich, die Plattform X und die Chatbot-App Grok in den Top-Empfehlungen seines App Stores aufzuführen, erklärte Musk am Montagabend in einem Beitrag auf X zur Begründung. Grok gehört Musks Start-up für künstliche Intelligenz, xAI.
Adidas entschuldigt sich wegen mexikanischen Schuh-Designs
Nach dem Vorwurf der kulturellen Aneignung beim Design des Schuhs "Oaxaca Slip-On" hat der Sportartikelhersteller Adidas um Verzeihung gebeten: "Wir entschuldigen uns öffentlich und bekräftigen unser Engagement, mit Yalálag in einem respektvollen Dialog zusammenzuarbeiten, der ihr kulturelles Erbe würdigt." In Mexiko wurde der "Oaxaca Slip-On", der nach dem Vorbild der Huaraches-Sandalen entworfen wurde, als kulturelle Aneignung gesehen.
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