Das Heizungsgesetz der Ampelkoalition sorgte für Aufregung. Mit Strom aus Erneuerbaren betrieben, galt die Wärmepumpe als Mittel der Wahl und wurde vom Staat bezuschusst. Wird die Förderung nun gestrichen?
Weg mit alten Fossilenergiefressern, hin zu modernen Gasheizungen und zur Wärmepumpe: So lautete der Plan der Ampelkoalition. Derzeit fragen sich Verbraucher allerdings, wie lange die Förderung noch fortgesetzt wird. Das bekommt auch der Handel zu spüren.
"Die Leute sind massiv verunsichert. 2023 habe ich noch fast 100 Wärmepumpen pro Jahr verkauft, dieses Jahr werden es vielleicht zehn Stück", erklärt Mario Schunk. Er führt einen Sanitär- und Heizungsbetrieb in Neuwied, und hat inzwischen bundesweit fast 20 Standorte. Mit dem Gebäudeenergiegesetz, dem sogenannten Heizungsgesetz, hat er von Anfang an gefremdelt - wegen der Umsetzung, nicht wegen der Zielsetzung: "Natürlich ist es sinnvoll, klimafreundlich zu heizen und dabei auch noch Heizkosten zu sparen."
Formalitäten, Fristen, Frust
Was erhitzt die Gemüter so? Die Bundesregierung will das Heizungsgesetz abschaffen, so steht es im Koalitionsvertrag. Die Sanierungs- und Heizungsförderung soll aber bleiben. Beim Umstieg auf eine klimafreundliche Heizung ist derzeit noch eine staatliche Förderung von maximal 70 Prozent möglich. Es ist eine Förderung, die über viele Wege läuft und nicht ganz unkompliziert ist. Vor allem muss man in Vorleistung gehen. Geld vom Staat gibt es erst, wenn die Maßnahme abgeschlossen und alle Nachweise eingereicht und geprüft wurden.
Die Förderung muss außerdem beantragt werden, bevor es ans Einbauen geht. Dazu vergibt etwa der Sanitär- und Heizungsbetrieb, den der Kunde beauftragt, eine Bestätigung zum Antrag, die so genannte BzA. Sie ist der Nachweis, dass die energetischen Kennwerte der Effizienzhausplanung plausibel sind. Sie ist sechs Monate lang gültig, in dieser Zeit muss der Antrag gestellt werden.
Aber reicht der Zeitraum bis zum Inkrafttreten eines etwaigen neuen Heizungsgesetzes noch aus, um alle Formalitäten abzuwickeln? Oder lohnt es sich, abzuwarten und zu hoffen, dass Wärmepumpen günstiger werden und die Förderung nicht allzu sehr zurückgeschraubt wird? Bekäme man den Einbau einer neuen Wärmepumpe in diesem Jahr vor Beginn der Heizperiode überhaupt noch gestemmt?
Künftige Förderung ist ungewiss
Ruhe bewahren, rät Laura Vorbeck von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Vor knapp einem Jahr hat man hier den bundesweit ersten Wärmepumpen-Angebots-Check gestartet und seitdem mehr als 250 Anfragen beantwortet. "Wenn die BzA erstellt ist, muss man den Antrag bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau innerhalb eines halben Jahres einreichen. Man kann es aber auch direkt machen, um den Vorgang zu beschleunigen. Und ab dem Zeitpunkt der Genehmigung muss die Maßnahme innerhalb von 36 Monaten, also drei Jahren, abgeschlossen werden, um die volle Förderung zu bekommen", erklärt Vorbeck.
Die Verunsicherung bei den Interessierten erlebe aber auch sie in ihrer Beratung. Keiner wisse, wie es mit der Förderung weiter gehe. Der Zeitfaktor werde ebenfalls häufig angesprochen, genauso wie lange Lieferzeiten und knappe Monteurskapazitäten. Extreme Wartezeiten von bis zu 42 Wochen auf Geräte könne Vorbeck allerdings nicht bestätigen, es gebe genug Angebote auf dem Markt.
Fallen die Preise für Wärmepumpen?
Viele Experten gehen davon aus, dass die Preise für Wärmepumpen fallen werden. Dann könnte sich ein Abwarten also lohnen. Tatsächlich gibt es immer mehr Anbieter von Wärmepumpen, bestätigt der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie. Er verzeichnet im ersten Halbjahr 2025 zwar ein Absatzplus bei Wärmepumpen, auf das Jahr gerechnet schätzt man 250.000 verkaufte Geräte. Das ist jedoch etwa nur die Hälfte dessen, was unter der Ampelkoalition geplant war.
BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt fordert deshalb gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: "Wir haben das Ziel der alten Bundesregierung unterstützt, aber immer betont, dass dafür die Rahmenbedingungen durch politische Maßnahmen deutlich verbessert werden müssten. Das ist aber unter der alten Bundesregierung nicht geschehen. Umso mehr ist eine Verlässlichkeit bei der Förderung extrem wichtig. Sie stützt das aktuelle Marktgeschehen. Wir brauchen schnellstmöglich Klarheit, wie es mit dem Gebäudeenergiegesetz weitergeht."
Klimaanlage als Alternative
Die Klarheit gibt es derzeit nicht. Laura Vorbeck betont: "Klar kann man jetzt zocken und warten, was die Politik beschließt. Aber wer wirklich über eine Wärmepumpe nachdenkt, dem raten wir jetzt zur Entscheidung. Mehr Förderung wird es wohl nicht geben." Das sieht Heizungsbauer Mario Schunk genauso. Er setzt aber ohnehin auf eine Alternative zur Wärmepumpe, die er seinen Kunden wärmstens empfiehlt: "Die Klimaanlage ist im Grunde auch eine Wärmepumpe, die jeder aus Hotels, beispielsweise aus Spanien, kennt. Sie kann kühlen und heizen, kostet pro Stück keine 2.000 Euro, und auch hier gibt es Fördergelder, wenn darauf umgestellt wird."
Dafür verzichte man auf den Komfort einer Fußbodenheizung, könne aber unterm Strich richtig Geld sparen. "Etwa 50 Prozent der Heizkosten", so Schunk. 20.000 Geräte habe er dieses Jahr schon verbaut, er brennt für dieses Geschäftsmodell. Wird das die Heizart der Zukunft sein? Verbraucherschützerin Vorbeck ist vorsichtig. "Wichtig ist gute Beratung, ein sorgfältiges Abwägen der Vor- und Nachteile. Nicht jede Technik ist für jeden ideal."
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