Wird der Fernsehsender ProSiebenSat.1 italienisch oder tschechisch? Um Mitternacht lief das Angebot der italienischen Berlusconi-Holding an die Aktionäre ab. Kommende Woche soll es Gewissheit geben.

Die Antwort auf diese Frage könnte sich bald klären. Um Mitternacht lief das Angebot des italienischen Berlusconi-Konzerns Media for Europe (MFE) an die Aktionäre von ProSiebenSat.1 ab. Auch der tschechische Finanzinvestor PPF hat den Aktionären ein Übernahme-Angebot gemacht.

Dem Berlusconi-Konzern werden aber die besseren Chancen eingeräumt. Noch ist allerdings nicht klar, ob der Konzern mit seinem Angebot die 50-Prozent-Mehrheit überschritten hat. Eine verlässliche Information dazu wird nächste Woche erwartet. Laut einer Mitteilung hielten die Italiener am Mittwoch 40,38 Prozent der Anteile.

Keine kartellrechtlichen Hürden

Kartellrechtlich gibt es keine Hürden für einen Deal. Die mögliche Übernahme wurde bereits 2023 der Europäischen Kommission sowie 2024 der Bundeswettbewerbsbehörde zur Prüfung vorgelegt.

MFE hatte sein Angebot im Juli deutlich erhöht. Vorstand und Aufsichtsrat der ProSiebenSat.1 Media SE hatten wenige Tage später ihren Widerstand gegen die Transaktion aufgegeben und den Aktionären das MFE-Angebot als "angemessen" zur Annahme empfohlen. PPF blieb hingegen bei seinem Angebot und erhöhte nicht.

Unternehmen will Senderkette nicht komplett übernehmen

MFE will eine paneuropäische Sendergruppe aufbauen. Berlusconi bekräftigte im Juli, sein Unternehmen wolle die deutsche Senderkette (Pro7, Sat.1, Kabel 1 und weitere Spartensender) nicht komplett übernehmen. "Wir zielen nicht auf vollständige Kontrolle ab, sondern auf Flexibilität, die es uns ermöglicht, eine klare Richtung vorzugeben, die auf einer gemeinsamen Vision beruht." MFE werde die redaktionelle Unabhängigkeit und die nationale Identität des großen privaten Medienkonzerns bewahren.

Media for Europa gehört den Kindern des 2023 verstorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Er hatte den Medienkonzern viele Jahrzehnte für seine politische Karriere genutzt. Die Kinder sind bislang noch nicht in die Politik eingestiegen. Sie stehen der Berlusconi-Partei Forza Italia aber nahe.

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