Unangekündigte Besuche, strenge Regeln und prüfende Blicke auf die Eiscreme: Lebensmittelkontrolleure suchen regelmäßig Eisdielen auf. Dabei geht es nicht nur um Hygiene.

Sie kommen nicht, um sich ein Eis zu bestellen - sie kommen, um es genau unter die Lupe zu nehmen. Franz Stolz und Matthias Boese sind im Auftrag der Stadt Aachen unterwegs. Gemeinsam gehen sie von Eisdiele zu Eisdiele und kontrollieren, ob alle Regeln eingehalten werden.

Rund 70 Eisdielen stellen in der Städteregion Aachen ihr Speiseeis selbst her. Einmal im Jahr stehen bei ihnen die Kontrolleure des Lebensmittelamts vor der Tür - ohne vorherige Ankündigung. Die beiden schauen in Kühlräume, begutachten Zutaten und sprechen mit den Mitarbeitern.

"Wir gucken wortwörtlich in jede Ecke", sagt Lebensmittelkontrolleur Franz Stolz. Nicht selten weist er auf Kleinigkeiten hin: Eine offene Packung darf nicht auf dem Boden stehen, Mindesthaltbarkeitsdaten müssen beachtet werden. Kleinere Mängel können meist sofort behoben werden.

Speiseeis besonders empfindlich

Neben Hygiene und Sauberkeit liegt der Blick auch auf einem etwaigen Befall durch Schädlinge. "Der Gesamteindruck vom Lager war wunderbar", resümiert Stolz nach einer Kontrolle - nur ein paar Hinweise musste er geben.

Speiseeis gilt als besonders empfindlich, da es Milch enthält. Wird es nicht ausreichend gekühlt oder unsauber verarbeitet, können sich schnell Keime bilden. Deshalb prüfen die Kontrolleure regelmäßig die Temperatur von Kühltruhen oder Zutaten wie Sahne und Nüsse.

Auch der Geruchstest gehört dazu: Frische Nüsse riechen aromatisch, verdorbene fallen sofort auf. Nur selten probieren die Kontrolleure selbst das Eis. "Wenn ich den Verdacht habe, dass etwas nicht in Ordnung ist, machen wir Geruchs- und Geschmacksproben", sagt Stolz. "Ist der Verdacht bestätigt, wird die Ware in Absprache mit dem Betreiber vernichtet."

Marco Serafin zeigt den Lebensmittelkontrolleuren seine Eismaschine.

Kleine Mengen, frische Zutaten

Viele Eisdielen setzen auf Tradition und handwerkliche Fertigung. Cristian Fanni betreibt seine Eisdiele in Aachen seit 26 Jahren. Sein Prinzip: möglichst kleine Mengen herstellen, dafür täglich frisch. "Dann schmeckt es am besten", sagt er. Und es gibt weniger Probleme mit der Hygiene.

800 Meter weiter vertraut Marco Serafin auf Familienrezepte. Für sein Pistazieneis nutzt er eine Paste aus Sizilien. Das Besondere bei ihm: In seinem Betrieb verarbeitet er noch rohe Eier - ein Verfahren, das heute selten geworden ist. Für die Kontrolleure ist das Anlass, besonders genau hinzusehen. Beanstandungen gibt es bei ihm jedoch nicht. Serafin bleibt gelassen: "Wenn man nichts hört, war alles in Ordnung - bis nächstes Jahr."

Franz Stolz lässt sich von Cristian Fanni eine Eisprobe für das Labor abfüllen.

Eis-Bezeichnungen genau geregelt

Neben der Hygiene ist auch die Frage entscheidend, welche Bezeichnungen die Eisdielen überhaupt verwenden dürfen. Das Deutsche Lebensmittelbuch schreibt detailliert vor, welche Inhaltsstoffe nötig sind, damit ein Produkt sich "Eiscreme", "Milcheis" oder "Sorbet" nennen darf.

So muss Eiscreme mindestens zehn Prozent Milchfett enthalten. Milcheis hat einen Milchanteil von mindestens 70 Prozent. In Fruchteis muss mindestens 20 Prozent Frucht (bei Zitrusfrüchten zehn Prozent) sein. Bei Sorbet sind es mindestens 25 Prozent Fruchtanteil (15 Prozent bei Zitrone). Und Wassereis darf maximal drei Prozent Fett enthalten.

Proben kommen ins Labor

Die Kontrolleure haben all das auf dem Schirm. Alle Produkte, die diese Anforderungen nicht erfüllen, dürfen nicht als Speiseeis bezeichnet werden, sondern müssen schlicht "Eis" heißen. Um die Vorgaben zu überprüfen, nehmen die Kontrolleure Proben mit, die im Labor untersucht werden. Dort zeigt sich, ob wirklich das drin ist, was auf der Karte steht.

Schokoladeneis gerät besonders gern in den Fokus. "Im Labor wird dann untersucht: Ist das wirklich Schokolade oder kakaohaltige Fettglasur, weil das billiger ist? Das wäre nicht verboten, müsste aber gekennzeichnet werden", erklärt Lebensmittelkontrolleur Matthias Boese.

Franz Stolz überprüft eine Spaghettieispresse.

Jede zehnte Probe beanstandet

Im vergangenen Jahr wurden in der Städteregion Aachen rund 200 Proben untersucht. Jede zehnte war zu beanstanden, meist wegen falscher oder unvollständiger Kennzeichnung. Ein schwerwiegendes Hygieneproblem sei jedoch selten, betonen die Behörden.

Die unangekündigten Kontrollen sorgen dafür, dass Kundinnen und Kunden ihre Eisbecher unbeschwert genießen können. Für die Betriebe sind sie eine Selbstverständlichkeit geworden. "Es ist unser Job, genau hinzuschauen", sagt Kontrolleur Stolz. Deshalb werden sie auch im nächsten Sommer wieder vorbeikommen.

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