Jetzt kaufen, später bezahlen: Solche Angebote locken viele Verbraucher. Das Einkaufen auf Pump boomt, vor allem im Online-Handel. Die Zahl der neu aufgenommenen Ratenkredite ist auf Rekordniveau.

Seit Jahren steigt die Anzahl neuer Ratenkredite in Deutschland an. Nun hat sie einen neuen Höchstwert erreicht. Wie die Schufa mitteilte, wurde 2024 die Zahl von zehn Millionen neu aufgenommenen Ratenkrediten geknackt.

Der stetige Zuwachs erkläre sich vor allem mit mehr Kleinkrediten unter 1.000 Euro, so die Auskunftei aus Wiesbaden. Jeder zweite Ratenkredit falle mittlerweile in diese Kategorie. Vor allem im Internet werde mit "Buy Now - Pay Later" ("Kaufe jetzt, bezahle später") geworben. Dafür seien meist nur wenige Mausklicks nötig.

Fast 50 Prozent sind Kleinkredite

Bei Krediten unter 1.000 Euro verzeichnete die Schufa einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu 2023. In dem Bereich wurden 4,99 Millionen neue Verträge abgeschlossen, das sind rund 14,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Waren 2020 noch etwa ein Fünftel (20,4 Prozent) Kleinkredite, betrug ihr Anteil im vergangenen Jahr 49,8 Prozent.

Die Zahl neu aufgenommener Ratenkredite über 1.000 Euro erhöhte sich verglichen mit dem Jahr 2023 nur moderat, um knapp vier Prozent auf gut 5,03 Millionen Verträge. Zusammen mit noch laufenden Verträgen hatten Banken zum Zeitpunkt der Erhebung auf Basis der Schufa-Daten knapp 19,6 Millionen Ratenkredite an Verbraucherinnen und Verbraucher ausgereicht - gut 574.000 mehr als ein Jahr zuvor.

Überschätzen Käufer ihre Finanzkraft?

Immer mehr laufende Ratenkredite haben vor allem Menschen im mittleren Alter, zwischen 35 bis 44 Jahren. In dieser Altersklasse erhöhte sich die Zahl von knapp 4,1 Millionen Verträgen im Jahr 2020 auf 5,2 Millionen im vergangenen Jahr. Auch bei den jungen Menschen gibt es einen Anstieg, dieser fällt jedoch weniger stark aus.

Verbraucherschützer warnen regelmäßig davor, dass Verbraucher ihre Finanzkraft überschätzen und mehr auf Pump kaufen, als sie sich leisten können. Vor allem dann, wenn die Finanzierung zum Nulltarif angeboten wird.

Mehrheit hält sich an die Verträge

"Dieser starke Anstieg der laufenden Kleinkredite unterstreicht das potenzielle Überschuldungsrisiko durch zu viele Kleinkredite wie etwa von Buy-Now-Pay-Later", sagt Schufa-Vorstandsmitglied Ole Schröder. Verbraucher verlieren demnach leichter den Überblick über die monatlichen Raten und damit die Gesamtschuldenlast.

Allerdings: Die Ratenkredite werden laut Schufa überwiegend vertragsgemäß bedient. Wie bei der Schufa-Analyse ein Jahr zuvor zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher in 98,1 Prozent der Fälle das Geld zuverlässig zurück. Der Anteil der Verträge, bei denen es mit der Rückzahlung Probleme gab, lag nach Schufa-Berechnungen 2024 unverändert bei 1,9 Prozent.

Werden auch Kleinkredite künftig geprüft?

Wer in Deutschland einen Kredit aufnehmen möchte, muss in der Regel zunächst eine Kreditwürdigkeitsprüfung durchlaufen. Teil davon ist häufig eine Bonitätsauskunft einer Auskunftei - etwa der Schufa. Die Prüfung soll Banken mitteilen, wie hoch das Risiko ist, dass ein Kreditnehmer einen Kredit nicht zurückzahlt. Klein- und Kurzzeitkredite bis 200 Euro sind von einer solchen Prüfung bislang noch ausgenommen.

Doch am 30. Oktober 2023 ist eine EU-Verbraucherkreditrichtlinie in Kraft getreten. Diese sieht vor, auch bei der Vergabe solcher kleinen Kredite eine Prüfung durchzuführen. Wer sich Geld bei der Bank leiht, soll künftig verständlicher informiert werden, was das kostet. Ziel ist es, vor allem Haushalte mit geringem Einkommen vor zu hohen Schulden zu bewahren. Bis zum 20. November müssen die EU-Mitgliedstaaten die Vorgaben in nationales Recht umsetzen. Im Juni hatte das Bundesjustizministerium dafür einen Referentenentwurf vorgelegt.

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