Zahlreiche Risiken haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt heute zurückschrecken lassen. Der deutsche Leitindex fiel deutlich unter die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten.

Der deutsche Aktienmarkt ist heute deutlich unter Druck geraten. Der DAX rutschte weit unter die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten, die er erst tags zuvor wieder überwunden hatte. Letztlich schloss der Leitindex 2,29 Prozent tiefer bei 23.487 Zählern und damit auch merklich unter der 100-Tage-Durchschnittslinie, einem mittelfristigen Trendindikator.

Wegen zahlreicher Risiken und steigender Zinsen werden die Anleger angesichts der erreichten Kurshöhen vorsichtiger. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte brach um 2,76 Prozent auf 29.604 Punkte ein.

Sorgen am Aktienmarkt mehren sich

"Der September scheint seinem Ruf alle Ehre zu machen", kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow mit Blick auf die oftmals triste Bilanz des neu angebrochenen Monats. "Es bilden sich derzeit viele neue Risikocluster aus, die noch für erhebliche Schwankungen an den Finanzmärkten sorgen könnten." Lipkow verwies auf die konjunkturellen Folgen der US-Zölle und den gescheiterten Friedensversuch im Ukraine-Krieg. Dazu kommt der Machtkampf rund um die US-Notenbank und ihr weiteres geldpolitisches Vorgehen. Ein schwacher Start der US-Börsen nach dem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende belastete zusätzlich.

Am Markt wurde außerdem auf steigende Zinsen sowie Sorgen rund um Frankreich verwiesen. Vor allem die Verschuldung des französischen Staates bereite den Finanzmärkten zunehmend Sorgen, sagte Volkswirt Andrzej Szczepaniak von der Bank Nomura.

Euro-Inflation legt leicht zu

Die Inflation in der Eurozone ist derweil überraschend über die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent gestiegen. Die Teuerungsrate nahm im August auf 2,1 Prozent zu, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte.

"Die nur leicht gestiegene und niedrige Inflationsrate in der Eurozone sollte den Befürwortern von Zinssenkungen innerhalb der EZB eigentlich Auftrieb geben, zumal auch die stabil gebliebene Kernrate keinen Anlass zur Sorge gibt", stellte Cyrus de la Rubia fest, Chefvolkswirt bei der HCB. "Allerdings hat man kommunikativ in den vergangenen Wochen eher in Richtung unveränderter Zinsen argumentiert, obwohl der starke Euro, die US-Zollpolitik und die schwache Konjunktur eine Zinssenkung durchaus rechtfertigen würden."

Zollurteil macht Wall Street zu schaffen

Die jüngsten Nachrichten rund um die US-Handelspolitik kommen bei den Anlegern an der Wall Street nicht gut an. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zur Eröffnung heute - dem ersten Handelstag nach dem US-Feiertag Labor Day - gut ein Prozent tiefer bei 45.035 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 verlor knapp 1,5 Prozent auf 6.373 Zähler.

Ein US-Berufungsgericht hatte am Freitagabend die meisten der von Präsident Donald Trump verhängten Zölle für illegal erklärt. "Wenn auch der Oberste Gerichtshof die Zölle für unrechtmäßig erklärt, muss die US-Regierung das ganze Geld zurückzahlen", sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota Wealth.

"Und wenn die Schulden dadurch weiter steigen, werden die Bondrenditen noch höher ausfallen, was zusätzliche Probleme für den Aktienmarkt bedeutet." Höhere Renditen machen Staatsanleihen im Vergleich zu Aktien attraktiver, da sie als eine risikoärmere Anlageklasse gelten.

Tech-Werte verzeichnen Verluste

Die Gefahr weiter steigender Staatsschulden hat Investoren zu Verkäufen von US-Staatsanleihen veranlasst. Im Gegenzug stiegen deren Renditen. Das wiederum lastete an den Aktienbörsen auf der Tech-Branche, die bei vielen Anlegern als sehr hoch bewertet gilt. Bei steigenden Zinsen hinterfragen Anleger diese hohen Bewertungen.

Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel zunächst um fast zwei Prozent auf 21.056 Punkte zurück. Amazon, Nvidia, Apple, Microsoft und Meta büßten zum Handelsstart bis zu 2,3 Prozent ein.

US-Arbeitsmarkt im Fokus

Im weiteren Wochenverlauf dürfte sich der Fokus der Anleger auf den US-Arbeitsmarkt richten. Die Welle an US-Arbeitsmarktdaten, die in den kommenden Tagen erwartet wird, könnte neue Argumente für oder gegen eine baldige Zinssenkung der Federal Reserve liefern, meint Frank Sohlleder, Analyst beim Broker ActivTrades. Vor allem dem monatlichen Arbeitsmarktbericht, der am Freitag veröffentlicht wird, wird besondere Bedeutung beigemessen.

"Steigen die Beschäftigungszahlen stärker als erwartet, könnte dies den Zinsoptimisten einen Strich durch die Rechnung machen. Das dürfte nicht im Sinne der Aktienmärkte sein", kommentiert IG-Chefmarktanalyst Christian Henke. Der Markt rechnet derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 88 Prozent mit einer Zinssenkung der Fed am 17. September.

Eurokurs gefallen

Der Kurs des Euro hat nachgegeben. Am frühen Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,1661 Dollar. Am Morgen hatte der Euro noch über 1,17 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1646 Dollar fest.

Belastet wurde der Euro vor allem durch die Unruhe an den Anleihemärkten in der Eurozone. Insbesondere die Renditen von langlaufenden Staatsanleihen legten zu. So stieg die Rendite 30-jähriger Bundesanleihen auf den höchsten Stand seit 2011.

Zudem sorgt das drohende Ende der französischen Regierung für große Verunsicherung. Anfang der vergangenen Woche hatte Frankreichs Premier François Bayrou angekündigt, im Streit um den von ihm vorgelegten Sparhaushalt am 8. September im Parlament die Vertrauensfrage zu stellen. Erwartet wird der Sturz der Mitte-Rechts-Regierung, die in der Nationalversammlung keine Mehrheit hat. Die Renditen französischer Anleihen legten zuletzt besonders deutlich zu.

Gold springt auf Rekordhoch

Gold ist so teuer wie noch nie. Der Preis des Edelmetalls steigt um knapp ein Prozent auf bis zu 3.508 Dollar je Feinunze und markiert damit ein frisches Allzeithoch. Zuletzt legte der Kurs noch moderat auf 3.484 Dollar zu und lag damit wieder etwas unter dem bisherigen Rekordhoch von rund 3.500 Dollar aus dem April.

Der schwächere Dollar und die Aussicht auf eine Zinssenkung der US-Notenbank im September haben zuletzt die Gold-Rally angetrieben. Goldbarren haben in diesem Jahr rund ein Drittel an Wert gewonnen.

VW-Betriebsratschefin fordert Ende der Doppelrolle von Blume

Volkswagen-Betriebsratschefin Daniela Cavallo fordert ein Ende der Doppelrolle von Oliver Blume als Chef von Volkswagen und Porsche. "Der Vorstandsvorsitzende kann in Wolfsburg kein Halbtags-Chef sein und die restliche Zeit bei Porsche verbringen", sagte Cavallo gestern auf einer Betriebsversammlung einem Reuters vorliegenden VW-internen Bericht zufolge. "Dieser Zustand muss enden!" Blume führt seit zehn Jahren Porsche und steht zusätzlich seit Sommer 2022 an der Spitze der Muttergesellschaft Volkswagen.

SMA Solar: Verluste drohen, Aktie stürzt ab

Die Aussicht auf Verluste infolge schwacher Geschäfte und Restrukturierungen hat die Anleger des Solartechnikkonzerns SMA Solar verschreckt. Zuvor hatte der Konzern mitgeteilt, im laufenden Jahr einen operativen Verlust (Ebitda) von 80 bis 30 Millionen Euro zu erwarten statt eines Gewinns von 70 bis 80 Millionen. Beim Umsatz peilt der Vorstand 1,45 bis 1,5 Milliarden Euro an statt 1,5 bis 1,55 Milliarden. Die Geschäfte mit Lösungen für Privathaushalte und Gewerbe hätten sich im Verlauf des dritten Quartals weiter verschlechtert und eine Trendumkehr sei nicht in Sicht, erklärte der Vorstand.

Deutz kauft Drohnen-Antriebsspezialisten

Der Motorenbauer Deutz steigt mit dem geplanten Kauf der Sobek Group, einem Antriebsspezialisten für Drohnen, in den Rüstungsmarkt ein. Deutz-Chef Sebastian C. Schulte hatte zuletzt bereits immer wieder angekündigt, dass der Ausbau des Rüstungsgeschäfts ein Teil der Strategie ist, unabhängiger vom zyklischen Geschäft mit Verbrennungsmotoren zu werden. Angaben zum Kaufpreis machte Deutz nicht.

US-Gericht lässt Sammelklage gegen Amazon zu

Der Online-Händler Amazon muss sich wegen überhöhter Preise einer Sammelklage von 288 Millionen US-Kunden stellen. Dies geht aus einer Entscheidung des zuständigen Bundesrichters in Seattle hervor. Die Klage umfasst Transaktionen im Wert von mehreren Milliarden Dollar. Damit ist sie eine der größten Sammelklagen in der Geschichte der USA. Stellungnahmen von Amazon und den Anwälten der Gegenseite lagen zunächst nicht vor.

Klarna wagt nun doch Börsengang

Der Bezahldienst Klarna geht nun doch an der Wall Street an die Börse. Dabei wollen mehrere Anteilseigner und Klarna selbst insgesamt gut 34,3 Millionen Anteile zu einem Stückpreis von 35 bis 37 Dollar veräußern, wie Klarna heute mitteilte. Insgesamt sollen damit bis zu 1,27 Milliarden Dollar zusammenkommen. Sollte das Unternehmen diesen Höchstpreis erzielen, würde es insgesamt mit rund 14 Milliarden Dollar bewertet. Die Klarna-Aktie wurde für den Handel an der New Yorker Börse unter dem Kürzel "KLAR" zugelassen.

Kraft Heinz spaltet sich in zwei börsennotierte Unternehmen auf

Der US-Nahrungsmittelkonzern Kraft Heinz spaltet sich in zwei separat an der Börse notierte Unternehmen auf. Ein Unternehmen soll sich auf die Bereiche Saucen wie Heinz-Ketchup und Fertiggerichte wie Kraft Mac & Cheese konzentrieren, wie Kraft Heinz am Dienstag mitteilte. Der Bereich setzte 2024 rund 15,4 Milliarden Dollar um. Das zweite Unternehmen soll den Bereich Lebensmittelprodukte wie Oscar Mayer Hotdogs und Lunchables beinhalten. Dieser erzielte 2024 einen Umsatz von rund 10,4 Milliarden Dollar.

US-Aufseher lockern Kontrollen der Banken

US-Bankenaufseher haben Insidern zufolge unter der Regierung von Präsident Donald Trump ihre Prüfungen der Institute gelockert. Die Aufsichtsbehörden Office of the Comptroller of the Currency (OCC), die Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Verbraucherschutzbehörde Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) hätten in den vergangenen Monaten Bankenkontrollen zurückgefahren, verschoben oder sogar abgesagt, sagten sieben Manager aus der Branche der Nachrichtenagentur Reuters.

Nestlé feuert Konzernchef wegen Liebesbeziehung

Ein Jahr nach seinem Amtsantritt muss Nestlé-Konzernchef Laurent Freixe schon wieder gehen. Freixe wurde entlassen, weil er eine "romantische Beziehung" zu einer ihm direkt unterstellten Mitarbeiterin nicht offengelegt habe, teilte der Konzern mit. Damit habe er interne Richtlinien verletzt. Nachfolger wird Philipp Navratil, der bisher das Geschäft mit dem Konzernbereich Nespresso leitete und in der Konzernleitung sitzt.

Digital-Token der Trump-Familie sinkt am ersten Handelstag

Ein Digitalwährungs-Token, hinter dem die Familie von US-Präsident Donald Trump steht, hat an seinem ersten Handelstag an Wert verloren. Der Preis des Tokens World Liberty Financial (WLFI) rutschte im Handelsverlauf um gut 19 Prozent auf 22,69 US-Cent ab. Zumindest auf dem Papier bescherte der Handelsstart der Präsidenten-Familie zusätzliche Milliarden - doch Trump und seine Söhne Eric, Donald Jr. und Barron dürfen ihre WLFI-Einheiten noch auf unbestimmte Zeit nicht zu Geld machen.

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