Die SPD setzt sich für ein Ende des Ehegattensplittings ein. Wiebke Esdar, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, sagte gegenüber dem „Handelsblatt“, ihre Partei sehe bei dem Thema grundsätzlichen Reformbedarf. Das Ehegattensplitting begünstige „Alleinverdiener-Ehen“ und erschwere „Erwerbsanreize für Frauen“, so Esdar. Die Folgen seien hohe Teilzeit-Quoten und in der Folge niedrigere Renten und Ersatzleistungen. Durch das Ehegattensplitting fördere der zudem Staat „ein völlig überholtes Rollenbild“, kritisierte Esdar.

Auch Sarah Philipp, Vorsitzende der nordrhein-westfälischen SPD, sieht Reformbedarf. „Wenn es darum geht, das Ehegattensplitting in ein gerechtes Familiensplitting zu überführen, sind wir gerne bereit, mit der Union zu verhandeln“, sagte Philipp dem „Handelsblatt“.

Einen Beitrag zur Schließung der Haushaltslücken könne ein Ende des Ehegattensplittings allerdings nicht leisten, so Wiebke Esdar. Die Reform würde aus „verfassungsrechtlichen Gründen“ nicht für bestehende, sondern nur für zukünftige Ehen gelten.

Der heutige Bundesfinanzminister und Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) hatte sich bereits vor zwei Jahren für eine Reform des Ehegatten-Splittings ausgesprochen. Die Union lehnt hingegen die Abschaffung des Modells ab.

Beim Ehegattensplitting handelt es sich um einen Steuervorteil für Ehepaare. Die Einkommen der Ehepartner werden zusammengerechnet und so besteuert, als hätte jeder die Hälfte verdient. Der Steuersatz kann so teilweise deutlich sinken, wenn einer der Partner deutlich mehr verdient als der andere. Laut Berechnungen des Wirtschaftsinstituts DIW kann der Steuervorteil bis zu 20.000 Euro im Jahr betragen. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) kam zu dem Ergebnis, dass eine Abschaffung des Ehegattensplittings zu mehr als einer halben Million zusätzlicher Vollzeit-Arbeitskräfte führen könnte. Befürworter sehen im Splitting ein familienpolitisches Instrument, mit dem der Staat die Ehe und Familie fördert.

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