Trotz zahlreicher Krisen blickt gut jeder zweite Deutsche optimistisch in die persönliche Zukunft. Das ergab eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage der Körber-Stiftung mit Sitz in Hamburg. 52 Prozent der Befragten stimmten dieser Aussage zu. Das sind sechs Prozentpunkte mehr als 2024. Es handle sich um den höchsten Wert seit fünf Jahren, teilte die Stiftung mit.
Doch die repräsentative Befragung zeigt auch eine Diskrepanz zwischen individueller Zufriedenheit und gesellschaftlicher Skepsis: Drei Viertel der Deutschen bewerteten die wirtschaftliche Lage im Land negativ; 62 Prozent fanden, die Bundesrepublik sei für bevorstehende Aufgaben nicht gewappnet (2024: 57 Prozent). Zudem gaben 64 Prozent an, unzufrieden mit der Regierung zu sein. Im Osten waren es sogar 76 Prozent.
Auch die Grundwerte der Gesellschaft stuften viele Befragte als gefährdet ein. Demokratische Prinzipien wie Gleichberechtigung, freie und geheime Wahlen oder Meinungsfreiheit hielten 90 Prozent zwar für zentral. Doch nur die Hälfte fand, in Deutschland gehe es gerecht zu. Auch hatten nur noch 45 Prozent ein sehr großes Vertrauen in die Demokratie. Zudem gaben drei Viertel der Befragten an, den Medien nur noch weniger großes bis geringes Vertrauen zu schenken. Das Vertrauen in die Wissenschaft hingegen wuchs von 64 Prozent im Jahr 2024 auf aktuell 71 Prozent.
Der Leiter des Bereichs Demokratie und Zusammenhalt der Stiftung, Sven Tetzlaff, erklärte, viele Menschen in Deutschland seien verunsichert. „Sie verlieren Vertrauen in Demokratie und Wirtschaft, fürchten um ihre Freiheit und misstrauen der Kontrolle staatlicher Macht.“ Die Demokratie bleibe unter Druck, so Tetzlaff.
Mehr als die Hälfte für Verbot populistischer Parteien
80 Prozent der Befragten sahen den Angaben zufolge Populismus als Gefahr für die Demokratie (2024: 69 Prozent). Unter Befragten mit AfD-Präferenz waren es nur 39 Prozent. Um Populismus zu begegnen, sprachen sich 85 Prozent für ein hartes Vorgehen gegen Fake News aus; 54 Prozent für ein Verbot populistischer Parteien. Ebenfalls 85 Prozent sagten, soziale Medien förderten Hass und Polarisierung. 84 Prozent forderten härtere Strafen gegen Hetze im Netz. Zwei von drei Befragten fordern eine Lockerung des Datenschutzes, um strafrechtlich effektiver vorgehen zu können.
94 Prozent wünschen sich starke Kontrollmechanismen durch Parlamente und Gerichte. Andererseits glauben nur 56 Prozent, dass diese Kontrolle derzeit effektiv umgesetzt wird – 19 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
Die Befragung wurde den Angaben zufolge von „policy matters - Gesellschaft für Politikforschung und Politikberatung“ im Auftrag der Stiftung durchgeführt. 1108 Personen wurden dafür im Monat Juli befragt.
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