Die Wall Street tendierte zum Wochenschluss uneinheitlich. Die Nasdaq markierte zunächst Bestmarken, dann setzten Gewinnmitnahmen ein. Der DAX tendierte weiter seitwärts.

Lange hatte es nicht danach ausgesehen, dass sich der Kursanstieg an der Nasdaq heute fortsetzen würde, zumal der gestern so starke Leitindex Dow Jones nicht an die Gewinne des Vortages anknüpfen konnte. In der zweiten Sitzungshälfte aber standen die Tech-Indizes wieder stärker im Fokus und erzielten neue Bestmarken, ehe gegen Sitzungsende dann noch Gewinnmitnahmen einsetzten. Auch der marktbreite S&P 500 erreichte knapp ein neues Allzeithoch bei 6.600 Punkten, das er aber nicht halten konnte.

Insgesamt tendierten die US-Indizes damit zum Wochenschluss uneinheitlich. Der Dow Jones konsolidierte nach seiner gestrigen 600-Punkte-Rally und schloss bei 45.834 Zählern um 0,59 Prozent leichter. Die Nasdaq gewann letztlich 0,44 Prozent auf 22.141 Punkte und erreichte im Verlauf bei 22.182 Zählern ein neues Allzeithoch. Ähnlich der Auswahlindex Nasdaq 100, der bis auf 24.137 Punkte anzog und am Ende bei 24.092 Zählern um 0,42 Prozent höher aus dem Handel ging.

Der marktbreite S&P 500 erzielte bei genau 6.600 Punkten ein neues Allzeithoch und bewegte sich insgesamt mit einem leichten Verlust von 0,1 Prozent nicht sehr stark. Da aber alle Indizes auf hohem Niveau stehen, reichen schon kleine Bewegungen von wenigen Punkten, um in die Bestmarken-Statistik einzugehen. Der Schlussstand lag bei 6.584 Punkten.

"Der Tech-Bereich hält sich gut, da die Märkte sehr enthusiastisch bezüglich KI und Investitionsausgaben sind. Aber der Rest des Marktes scheint im Moment ein wenig erschöpft , sagte Mark Hackett, Chef-Marktstratege bei Nationwide.

Zinsfantasien trägt weiter

Neben dem KI-Rausch hatten zuletzt Spekulationen auf eine Serie von Zinssenkungen der Notenbank die Indizes teils auf Rekordniveaus getrieben. Die Märkte preisen eine Zinssenkung um 25 Basispunkte in der kommenden Woche fest ein. Nach schwachen Arbeitsmarktdaten für August wird sogar über einen größeren Schritt von 50 Basispunkten spekuliert.

"Man sollte jedoch kein klares Signal von der Fed erwarten, dass sie eine Serie von Zinssenkungen einleiten will. Sie wird sich wahrscheinlich zumindest alle Optionen offenhalten wollen", sagte Brian Jacobsen, Chefökonom bei Annex Wealth Management. Die Notenbank tagt in der kommenden Woche und wird ihren Entscheid am 17. September bekannt geben.

US-Filmbranche vor Mega-Übernahme

Unter den Einzelwerten stand der Hollywood-Riese Paramount Skydance im Fokus, der offenbar nach dem Rivalen Warner Bros Discovery greift. Paramount bereite ein Übernahmeangebot für Warner vor, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Ein solcher Schritt könnte zwei traditionsreiche US-Filmstudios zusammenführen und die Unterhaltungsbranche umgestalten.

Zuerst hatte das Wall Street Journal (WSJ) über die Pläne berichtet. Demnach steht hinter dem Angebot die Familie Ellison, zu der Skydance-Chef David Ellison und sein Vater, der milliardenschwere Oracle-Mitbegründer Larry Ellison, gehören - einem langjährigen Vertrauten von US-Präsident Donald Trump.

Das Vorhaben kommt nur wenige Wochen, nachdem Skydance Paramount Global für 8,4 Milliarden Dollar übernommen hat. Dem WSJ-Bericht zufolge will Skydance alle Medienwerte von Warner Bros Discovery erwerben, einschließlich des Filmstudios Warner Bros, des Senders HBO und des Nachrichtensenders CNN. Unter einem Dach wären dann auch Comic-Superhelden wie Superman, Nickelodeons SpongeBob und Science-Fiction-Reihen wie "The Matrix" und "Star Trek".

DAX weiter im Seitwärtstrend

Der DAX hat Beobachtern heute ein ganz ähnliches Bild geboten wie in den vergangenen Handelstagen. Der Leitindex tendierte trotz zuletzt boomender US-Börsen weiter seitwärts und blieb am Ende nahezu unverändert bei 23.698 Punkten. Gestern hatte der Index bei 23.703 Punkten geschlossen. Auf Wochenbasis gab es ein Mini-Plus von 0,4 Prozent.

Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets, sprach von einer gebrauchten Woche für den Deutschen Aktienindex. Der MDAX der mittelgroßen Werte endete bei 30.175 Punkten leicht um 0,1 Prozent höher.

Allerdings kann von einem Ausverkauf hierzulande auch keine Rede sein, der DAX bleibt trotz der derzeit lustlosen Tendenz insgesamt weiter auf hohem Niveau und rund vier Prozent unter einem Allzeithoch bei 24.639 Punkten.

An der Wall Street spielt die Musik

Etwas neidisch dürfte so mancher Investor derzeit nach New York blicken. Denn getrieben von Zins- und KI-Fantasie gleichzeitig laufen die dortigen Indizes von einem Hoch zum anderen. Da können DAX & Co. nicht mithalten, entsprechend zurückhaltend reagieren derzeit die Anleger.

KI-Hoffnungsträger wie Nvidia, Broadcom oder zuletzt Oracle finden sich nun mal nicht auf den deutschen und europäischen Kurszetteln. Auch die geopolitischen Brandherde in Nahost und in der Ukraine liegen quasi vor der europäischen Haustür und verschärfen die Unsicherheit.

Autowerte nicht gefragt

Üppig im DAX vertreten ist dafür hierzulande die Autoindustrie, die sich bekanntlich in einem schwierigen Marktumfeld bewegt. Hohe Zölle und womöglich den Elektro-Trend verschlafen - anders als die chinesischen Konkurrenz? Das sind Eckdaten, die natürlich an der Börse nicht für Begeisterung sorgen. Auch die derzeit laufenden IAA Mobilty kann bisher nicht für Aufbruchstimmung sorgen. Im DAX gehörten Continental und BMW zu den schwächeren Werten.

Rückversicherer legen zu

Aber es gab heute auch gute Nachrichten, denn Rückversicherer waren heute nach einem positiven Analystenkommentar der UBS gefragt und standen an der DAX-Spitze. Mit Hannover Rück und Münchener Rück sind zwei dividendenstarke Weltmarktführer im DAX enthalten, die zu den Perlen des Index gehören.

Ansonsten gingen Gewinne und Verluste bei den 40 DAX-Titeln heute quer durch alle Branchen, wobei sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage halten.

Frankreich im Fokus

Zur Vorsicht mahnte die Anleger heute noch ein Blick auf den Terminkalender. Heute Abend wollte die Ratingagentur Fitch ihre Bewertung für Frankreich veröffentlichen, allerdings hat sich der Termin offensichtlich verzögert. Zum Handelsschluss gab es noch keine Erklärung der Agentur. Frankreich hat derzeit ein "AA-"-Rating mit einem negativen Ausblick. Marktbeobachter fürchten, die Agentur könnte die Bonität Frankreichs herabstufen.

Eine Herabstufung würde an den Börsen die Ängste vor einer neuen Euro-Schuldenkrise schüren. Immerhin hat Frankreich derzeit eine Schuldenquote von über 114 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und liegt damit EU-weit auf Rang drei hinter Griechenland und Italien.

In absoluten Zahlen belief sich die Schuldenlast Frankreichs im ersten Quartal des laufenden Jahres auf 3,345 Billionen Euro - kein anderes Land in der Eurozone hat in Summe mehr Schulden.

Euro am Abend etwas höher

Die Gemeinschaftswährung konnte im europäischen Handel heute zwar nicht an ihre Gewinne vom Vortag anknüpfen, notierte zuletzt aber im US-Handel bei 1,1738 Dollar wieder etwas höher und am Tageshoch - und damit etwa auf dem Niveau vom Vorabend.

Gestern hatten noch unerwartet schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt die Spekulation auf eine deutliche Zinssenkung durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) verstärkt. Dies hatte den Dollar belastet und dem Euro im Gegenzug Auftrieb verliehen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1718 (Donnerstag: 1,1685) Dollar fest.

Der Konsumklima-Indikator der Universität Michigan zur Verbraucherstimmung für den September ist derweil um 2,8 Punkte auf 55,4 Punkte zurückgefallen. Belastet wurde der Indikator vor allem durch die deutlich gesunkenen Erwartungen der Verbraucher. "Die Verbraucher stellen weiterhin zahlreiche Schwachstellen in der Wirtschaft fest", kommentierte Joanne Hsu, Leiterin der Umfrage.

Gold auf dem Weg zur 3.700-Dollar-Marke

Der sichere Hafen Gold blieb derweil gefragt. Dabei profitiert das Edelmetall auch von den steigenden Zinssenkungserwartungen. Die Feinunze Gold kostete zuletzt 3.647 Dollar - das Rekordhoch vom Dienstag bei knapp 3.675 Dollar bleibt in Reichweite.

Seit Jahresbeginn hat Gold rund 40 Prozent zulegen können. Der Sprung über die Marke von 3.700 Dollar sei nur eine Frage der Zeit, sagt Ryan McIntyre, Partner beim Vermögensverwalter Sprott.

"Projekt Bromo" nimmt Gestalt an

Die europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerne Leonardo, Thales und Airbus treiben Insidern zufolge die Zusammenlegung ihrer Satellitengeschäfte voran. Ziel sei ein Gemeinschaftsunternehmen im Wert von zehn Milliarden Euro, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Unter dem Codenamen "Projekt Bromo" solle ein europäischer Satellitenhersteller entstehen, um der wachsenden Konkurrenz aus China und den USA die Stirn zu bieten. Dazu zählt auch das Starlink-Projekt von Tech-Milliardär Elon Musk. Bis Ende September solle eine erste Grundsatzvereinbarung unterzeichnet werden, hieß es weiter.

Airbus-Chef Guillaume Faury hatte Anfang der Woche erklärt, die Unternehmen stünden kurz vor einer Einigung. "Wir haben auch damit begonnen, mit allen Beteiligten zu sprechen und die Genehmigung der Wettbewerbsbehörden einzuholen", sagte er vor Journalisten in Washington. Leonardo lehnte eine Stellungnahme ab, Airbus verwies auf die Faury-Aussage. Thales erklärte, bislang gebe es keine Vereinbarung, man arbeite weiter an dem Vorhaben.

Die Neuordnung der Branche ist Teil der Bemühungen Europas, angesichts geopolitischer Spannungen und einer sich wandelnden US-Politik seine strategische Autonomie zu stärken. Da alle drei Unternehmen staatliche Anteilseigner haben, bedarf eine Einigung der politischen Zustimmung und dürfte von den Wettbewerbsbehörden genau geprüft werden.

Merz-Aussagen belasten Windkraftanlagen-Hersteller

Spekulationen auf eine geringere Nachfrage setzen den europäischen Windkraftanlagen-Herstellern zu. Aktien von Nordex und Vestas fielen zurück. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte in einem Interview des Branchendienstes "Recharge News" einen verlangsamten Ausbau der Windenergie-Kapazitäten in der Bundesrepublik angedeutet. Für Vestas sei Deutschland der wichtigste europäische Absatzmarkt, betont Analyst Tancrede Fulop vom Research-Haus Morningstar.

Wer kauft Armani - LVMH, L'Oréal oder EssilorLuxottica?

Nach dem letzten Willen des verstorbenen Modemachers Giorgio Armani sollen schrittweise Anteile an dem gleichnamigen italienischen Modehaus verkauft werden. Alternativ sieht das Testament auch einen Börsengang vor. Als bevorzugte Käufer nannte Armani internationale Branchenriesen wie den Luxuskonzern LVMH, den Kosmetikhersteller L'Oréal oder den Brillenanbieter EssilorLuxottica.

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