Wer ist Tyler Robinson, der mutmaßliche Schütze, der den ultrakonservativen Aktivisten Charlie Kirk mit nur einem Schuss aus über 100 Metern Entfernung getötet haben soll? Während Ermittler nach einem Motiv suchen, zeichnen neue Details ein vielschichtiges Bild des 22-Jährigen. Er wuchs laut US-Medien in einem republikanischen Elternhaus auf, kam von klein auf mit Waffen in Kontakt und soll nun einen der bekanntesten konservativen Meinungsführer, der vor allem junge Fans hatte, getötet haben. Auf der Munition, die Ermittler neben der Tatwaffe fanden, waren antifaschistische Botschaften eingraviert.

Robinson sei ein herausragender Schüler gewesen, berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf frühere Klassenkameraden. Als intelligent, pünktlich und fleißig beschrieben sie ihn. „Er ist die Art von Mensch, den man auch dann in seine Projektgruppe aufnehmen würde, wenn man nicht befreundet ist“, sagte Jaida Funk, die mit Robinson die Grund- und Mittelschule besuchte. Er habe nicht zu den angesagtesten Schülern gehört, aber man mochte ihn.

Viel Zeit habe Robinson mit Videospielen und Comics verbracht. Aber auch aktuelle Ereignissen interessierten ihn. Er sei in der Schule eher zurückhaltend gewesen, sagten mehrere frühere Mitschüler. Doch Keaton Brooksby, die mit ihm die Highschool besuchte, erinnerte sich auch an politische Debatten, in die er sich mit viel Wissen eingemischt habe. „Es ist wirklich traurig, dass jemand mit seinem Verstand so etwas daraus gemacht hat“, sagte er der Zeitung.

In einem Video, das 2021 auf Facebook gepostet wurde, liest Robinson einen Bescheid vor, laut dem er ein Stipendium für die Utah State University im Wert von 32.000 US-Dollar erhielt. Die Universität besuchte er einem Sprecher zufolge jedoch nur für ein Semester. Anschließend wechselte er auf das Dixie Technical College im selben Bundesstaat, wo er zum Zeitpunkt seiner Tat eine Ausbildung zum Elektriker absolvierte.

Aufgewachsen sei Robinson in einem republikanischen Umfeld im Bundesstaat Utah. Er soll Mitglied einer lokalen Mormonen-Kirche gewesen sein: „Ich kann bestätigen, dass Robinson in jungen Jahren Mitglied der Kirche wurde, aber alle weiteren Fragen zu seiner kirchlichen Tätigkeit bitte ich Sie, an ihn oder seine Familie zu richten“, sagte ein Sprecher. Ein regelmäßiger Kirchenbesucher bezeichnete Robinson als „inaktives Mitglied“.

Robinsons Eltern seien registrierte Republikaner und besitzen laut „Wall Street Journal“ ein Unternehmen für Arbeitsplatten, seine Mutter sei Sozialarbeiterin. Robinson selbst habe sich keiner politischen Partei angeschlossen und bei der vergangenen Präsidentschaftswahl nicht gewählt. Öffentlich zugängliche Daten geben keinen klaren Aufschluss über die politische Haltung des 22-Jährigen.

Seine Eltern besitzen laut „New York Times“ Jagdscheine. Die Zeitung fand Familienfotos in den sozialen Medien, die Robinson und seine beiden Brüder beim Schießen und Posieren mit Waffen zeigten. Auch Fotos von Reisen nach Puerto Rico, Alaska, Hawaii und mehrfach nach Disneyland seien zu sehen, schrieb die „Washington Post“.

An der Highschool soll er politisch konservativ gewesen sein

Über seine politische Haltung ist kaum Näheres bekannt. An der Highschool soll Robinson – wie seine Familie – konservativ gewesen sein. Vor der Präsidentschaftswahl 2020 habe er Donald Trump unterstützt, zitierte CNN einen früheren Klassenkameraden: „Als ich ihn und seine Familie kannte, waren sie eingefleischte Trump-Anhänger.“ Mit Blick auf das Attentat fügte er hinzu: „Als das passiert ist, dachte ich ... Ich weiß auch nicht, was sich verändert hat.“

Ein Elektriker, der kürzlich mit Robinson zusammengearbeitet haben soll, beschrieb seinen Kollegen gegenüber CNN hingegen als jemanden, der „nicht wirklich über Politik“ gesprochen habe, es sei denn, jemand habe das Thema aufgeworfen. Der Elektriker sagte weiter, Robinson habe „Trump oder Charlie (Kirk) nicht besonders gemocht“. Er beschrieb den mutmaßlichen Todesschützen als schüchternen Menschen, der „nicht gesprächig war, wenn man ihn nicht ansprach“.

Vor Kurzem soll Robinson bei einem Abendessen mit einem Familienmitglied den geplanten Auftritt von Charlie Kirk an der Uni erwähnt haben. Sie sollen sich darüber ausgetauscht haben, warum sie Kirk nicht mochten, berichteten Ermittler. Kirk war ein einflussreicher Vertreter der Bewegung „Make America Great Again“ (MAGA) von US-Präsident Trump und glühender Unterstützer des Republikaners. Millionen folgten seinen Social-Media-Kanälen und Podcasts.

Zusammen mit der Tatwaffe fanden Ermittler auch Munition, in die verschiedene Botschaften eingraviert waren. Die Sprüche nehmen teilweise auf die Internet- und Gaming-Kultur Bezug. Einer las sich demnach „Hey Faschist! Fang“, ein anderer „Wenn du das liest, bist du schwul, lmao“. Das Kürzel kommt aus der Online-Sprache und heißt sinngemäß „Ich lache mich kaputt“. Auch „Bella Ciao“ habe auf einer Hülse gestanden, ein antifaschistisches italienisches Lied aus dem Zweiten Weltkrieg, das inzwischen auf TikTok wiederbelebt wurde.

Nach seiner Tat am Mittwoch war Robinson geflüchtet. Sein Vater soll ihn auf einem Fahndungsbild erkannt und ermutigt haben, sich zu stellen, wie die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf einen Strafverfolgungsbeamten berichtet. Zunächst habe Robinson dies abgelehnt, später aber seine Meinung geändert. Robinsons Vater kontaktierte demnach einen Jugendpastor, der Robinson dabei half, sich zu stellen.

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