Hitzewellen, Dürren und Überflutungen bringen viele negative Folgen mit sich - auch finanziell. In der EU beziffern sich die Verluste laut einer Studie in den kommenden Jahren auf mehr als 120 Milliarden Euro.

Extremwetter sind für europäische Volkswirtschaften teuer. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Uni Mannheim und der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie schätzen die Verluste, die durch Hitzewellen, Dürren und Überflutungen entstehen, in der EU auf etwa 126 Milliarden Euro bis einschließlich 2029. Gut ein Drittel der Gesamtkosten, nämlich 43 Milliarden Euro, werden den Schätzungen zufolge bereits in diesem Jahr anfallen.

In der Studie wollen die Forscher nicht nur direkte Kosten - wie zerstörte Gebäude oder Ernten - abbilden, sondern auch indirekte Kosten, zum Beispiel eine reduzierte Produktivität während Hitzewellen oder den Wegzug von Menschen aus betroffenen Regionen.

Diese Gesamtkosten sind teils sehr viel höher, treten aber nicht immer sofort auf, sondern über mehrere Jahre hinweg, wie die Forscher erklären. Deswegen beziehen sich die errechneten Werte auf den Zeitraum 2025 bis inklusive 2029 - dabei aber nur auf die Folgen des diesjährigen Sommers, nicht auf mögliche künftige Wetterextreme.

Deutschland weist geringere Schäden auf

Spanien, Frankreich und Italien sind laut der Studie besonders betroffen. Sie kommen jeweils auf Kosten zwischen knapp 34 und 35 Milliarden Euro. Auch diese Zahlen beziehen sich auf die Jahre bis inklusive 2029.

Deutschland ist mit Kosten in Höhe von etwa 2,5 Milliarden Euro im Vergleich weniger betroffen. Nördliche Länder wie Dänemark oder Schweden weisen ebenfalls relativ geringe Schäden auf. Aber die Häufigkeit und das Ausmaß extremer Wetterereignisse, insbesondere Überschwemmungen, nehmen laut Studie in diesen Regionen zu.

Und: "Kleinere Volkswirtschaften wie Bulgarien, Malta und Zypern sind besonders anfällig und erleiden im Verhältnis zur Bruttowertschöpfung große Verluste", heißt es.

Hitze führt demnach zu Produktivitätsverlusten, etwa im Bau- und Gastgewerbe, während Dürren vor allem die Landwirtschaft treffen. Überschwemmungen verursachen laut Studie direkte Schäden an Infrastruktur und Gebäuden, aber auch mittelbare Verluste, etwa durch unterbrochene Lieferketten.

EU-Staaten sollen stärker investieren

"Extreme Wetterereignisse sind keine weit entfernte Bedrohung mehr - sie beeinflussen bereits heute die wirtschaftliche Entwicklung in Europa", heißt es. Die Forschenden plädieren deshalb für eine verstärkte Investition in Klimaanpassungen, wie etwa Hitzeschutz in Städten oder verbesserte Wasserbewirtschaftung.

Die tatsächlichen Schäden könnten sogar noch höher sein, heißt es von der Uni Mannheim. Waldbrände, Hagel oder Sturmereignisse etwa wurden in der Analyse nicht berücksichtigt. Die Studie basiert auf Wetterdaten für den Zeitraum Juni bis August 2025.

BIP sinkt nach Hitzewellen

Auch zu den langfristigen Folgen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) veröffentlichte die Uni bereits im August eine Studie. Demnach liegt das regionale BIP in europäischen Ländern zwei Jahre nach einer Hitzewelle im Schnitt um 1,5 Prozentpunkte niedriger.

Nach vier Jahren liegt es bei Dürre-Ereignissen sogar drei Prozentpunkte und nach Überschwemmungen um 2,8 Prozentpunkte unter dem vorherigen Niveau. Besonders schwer trifft es laut Studie Regionen mit geringem Einkommen oder mit ohnehin hohen Temperaturen.

Arbeitsproduktivität nimmt ebenfalls ab

"In den Jahren nach einem Extremereignis sinkt nicht nur die Wirtschaftskraft, sondern oft auch die Zahl der erwerbsfähigen Personen", heißt es. Besonders nach Dürren und Überschwemmungen zeige sich ein Rückgang der Arbeitsproduktivität.

"Ein Grund dafür könnte sein, dass mehr in sogenannte Anpassungskapazitäten investiert wird, wie etwa Klimaanlagen oder Hochwasserschutz", so die Studie. Diese Maßnahmen helfen demnach zwar gegen die direkten Folgen, sind aber wirtschaftlich weniger produktiv als andere Investitionen.

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