E-Auto-Batterien könnten bereits in einigen Jahren im großen Stil recycelt werden. Sollte das gelingen, würde Deutschland seine Abhängigkeit von China verringern. Bisher fehlt es aber an Altbatterien.

Für die einen ist es Elektroschrott, für Lilian Schwich ein Schatz. Die Unternehmerin steht neben einer alten E-Auto-Batterie. Die acht Batteriemodule sind bereits ausgebaut und liegen in einer Reihe vor ihr. "Da sind all die Rohstoffe drin, die wir dann später mit unserem Verfahren recyceln", sagt Schwich.

Die 35-Jährige hat ein neues Recyclingverfahren entwickelt und ein Unternehmen mitgegründet. Cylib ist vor drei Jahren als Start-up gestartet und hat inzwischen 125 Mitarbeiter. Unter anderem Bosch und Porsche haben in das Unternehmen investiert.

Wertvolle Rohstoffe werden gewonnen

In einer Pilotanlage in Aachen läuft der Betrieb bereits. Hier wird der komplette Recyclingprozess durchgeführt - von der Demontage der alten E-Auto-Batterien bis zur Gewinnung der Metalle. Zunächst werden die Batteriemodule in einem Industrieofen erhitzt und anschließend mechanisch zerkleinert. Dadurch entsteht eine schwarze Masse, aus der die Metalle in weiteren Schritten herausgelöst werden.

Besonders stolz ist Schwich auf ein eigenes Verfahren, durch das ihr Unternehmen Lithium und Graphit mit Hilfe von Wasser zurückholen kann. Weil dabei keine Chemikalien gebraucht werden, sei man umweltfreundlich und kostengünstig zugleich.

Von der Pilotanlage zum Großbetrieb

"Wir haben im Endeffekt fünf verschiedene reine Materialien, die wir wieder in eine Batterie zurückführen können", sagt Gründerin Schwich. Es handelt sich um Lithium, Graphit, Kobalt, Mangan und Nickel.

Cylib kommt dabei auf eine Recyclingeffizienz von mehr als 90 Prozent. Was bisher nur in der Pilotanlage passiert, soll künftig in einer großen Industrieanlage stattfinden. In Dormagen baut Cylib gerade ein neues Werk auf. Übernächstes Jahr soll es in Betrieb gehen. Ab 2030 will das Unternehmen hier bis zu 150.000 E-Auto-Batterien jährlich recyceln.

Auch eine geopolitische Frage

Sollte es gelingen, das Recycling im industriellen Maßstab zu betreiben, hätte das für Deutschland und Europa nicht nur ökologische, sondern auch geopolitische Vorteile. Im Moment ist man bei der Batterieproduktion stark von Importen aus China abhängig. Diese Abhängigkeit könne verringert werden, sagt Christoph Neef vom Fraunhofer-Institut ISI in Karlsruhe: "Wenn wir das Recycling hier mit eigener Technologie umsetzen können, bedeutet das, dass wir in Zukunft eben auch diese wichtigen Rohstoffe hier in Europa haben und verwenden können."

Neef sieht deshalb ein großes Marktpotenzial für Batterierecycling in Deutschland, derzeit habe China aber auch hier die Nase vorn. Dort seien sehr viel früher große Mengen an E-Autos in den Markt gekommen. "Das heißt, das ganze Thema Recycling ist auch früher losgelaufen und entsprechend größer sind die Kapazitäten", sagt Neef. "Man kann sagen: China ist weiter mit der Industrialisierung des Recyclings."

Viele Anlagen entstehen gerade

Die Fraunhofer-Forscher beobachten, dass gerade zahlreiche Recyclinganlagen für E-Auto-Batterien in Europa entstehen. Noch aber gebe es für diese Kapazitäten gar nicht genug alte Batterien. Das sei eigentlich eine gute Nachricht, so Neef. Denn E-Auto-Batterien halten länger als Experten ursprünglich angenommen hatten, deshalb sind viele von ihnen noch in Betrieb.

In Aachen behilft sich das Unternehmen von Lilian Schwich unter anderem mit Produktionsausschüssen, die bei der Herstellung von Batterien entstehen. Außerdem nutze man Batterien, die aus der Forschung und Entwicklung kommen. Der Anteil der Altbatterien nehme aber bereits zu, sagt die Gründerin. In den kommenden Jahren wird er aller Voraussicht nach weiter steigen. Dann will die Branche bereit sein für Recycling im großen Stil.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.