- Nach einer Idee der EU soll die Emissionsmessung von Autos künftig deren ganzen Lebenszyklus zu betrachten – nicht nur die Abgase am Auspuff.
- Das Gesetz zum Verbrenner-Aus soll zugunsten technologieoffener Methoden geändert werden.
- Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert, dass der Vorschlag nur dazu diene, Verbrenner künstlich am Leben zu erhalten.
Eigentlich will die Europäische Union ab 2035 Neuzulassungen für Fahrzeuge mit Verbrennermotor verbieten. Nun kündigte die EU-Kommission an, die Überprüfung des Verbrenner-Aus auf diesen Herbst vorzuziehen. Gleichzeitig plädieren Automanager und EU-Abgeordente dafür, den CO2-Verbrauch von Fahrzeugen künftig nicht mehr an Auspuff-Emissionen zu messen, sondern nach anderen Kriterien.
In vielen Ländern stamme der Strom für Elektroautos noch immer aus Kohle- und Gaskraftwerken, also aus fossilen Energieträgern, sagte der Präsident des Verbandes der Europäischen Automobilzulieferer, Andreas Zink in der Zeitung "Die Welt". Niemand könne behaupten, dass E-Autos keinerlei Emissionen verursachen würden.
Deutsche Autozulieferer und Abgeordnete der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) im EU-Parlament fordern neue Messmethoden, um herauszufinden, wie sauber oder wie schmutzig ein Autos ist.
EVP: Ganzen Lebenszyklus des Autos für Emissionswert betrachten
Eine richtige Überlegung, findet der CDU-Politiker Peter Liese und Mitglied der EVP-Fraktion: "Man darf nicht einfach nur am Auspuff messen. Ein Auto, das am Auspuff Emissionen hat, kann klimafreundlicher sein als ein Auto, das am Auspuff keine Emissionen hat."
Es sei ein bisschen kompliziert, alles müsse einfließen. "Man wird das nicht für jedes Auto 100 Prozent exakt machen können, aber eine grobe Richtung muss man schon angeben. Und dann ist eben ein Verbrenner, der nur mit E-Fuels, die aus erneuerbaren Energien stammen, klimafreundlicher als ein Elektro-Auto beispielsweise in Polen, wo wir noch den meisten Strom aus Kohle haben", sagte Liese.
Forderung nach Technologieoffenheit
Dazu soll der CO2-Verbrauch mit einkalkuliert werden, der im gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeuges entsteht – vom Abbau der Rohstoffe für Batterien bis hin zur Verschrottung. Ein generelles Aus für den Verbrenner sieht Liese nicht: "Ursula von der Leyen hat versprochen, dass sie das Gesetz so ändert, dass es technologieneutral ist. Das heißt, es wird auch nach 2035 Verbrenner geben. Die müssen dann aber mit klimaneutralen Kraftstoffen betrieben werden."
Wahrscheinlich noch in diesem Jahr werde die EU das geplante Verbot von Verbrennern überprüfen, heißt es aus Brüssel.
Deutsche Umwelthilfe: EVP-Vorschlag ist Nebelkerze
Neue CO2-Messmethoden für den Lebenszyklus bei Verbrennern und E-Autos? Da schüttelt Robin Kulpa von der Deutschen Umwelthilfe nur den Kopf: "Diese Überlegungen sind ein Wunsch von Automobilzulieferern, die beispielsweise ausschließlich Verbrennungsmotoren produzieren, doch einen anderen Ansatz zu wählen. Sie wollen den etablierten Ansatz – zu gucken, welche Emissionen ein Fahrzeug ausstößt – in die Tonne kloppen und ein Bürokratiemonster schaffen, das den ganzen Lebenszyklus des Fahrzeugs betrachten soll." Das Ziel sei einzig und allein, den Verbrennungsmotor am Leben zu erhalten. "Das kann nicht überzeugen", so Kulpa.
Autozulieferer uneins bei Emissionsmessung
Innerhalb der europäischen und auch der deutschen Autozulieferer wird heftig diskutiert, ob künftig Fahrzeuge nach neuen CO2-Kriterien bewertet werden sollen. Einigkeit gibt es bisher offensichtlich nicht.
Wohl auch deshalb wollte der Verband der Europäischen Automobilzulieferer einem Interview mit MDR AKTUELL zum Thema bisher nicht zusagen.
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