Hendrik Lünenborg ist erst seit drei Wochen Intendant des Norddeutschen Rundfunks – und sieht sich bereits mit einer heftigen Debatte konfrontiert. Anlass ist die Absetzung von Moderatorin Julia Ruhs beim NDR-Format „Klar“, die bundesweit Schlagzeilen machte.
In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur betonte Lünenborg, die Entscheidung sei von der Redaktion getroffen worden. „Es ist nicht meine Aufgabe, in die Programmgestaltung einzugreifen“, sagte der Intendant. Ruhs werde die Sendung weiterhin für den Bayerischen Rundfunk moderieren, während beim NDR künftig die Journalistin Tanit Koch die Moderation übernehme, wiederholte er. Kritik, Ruhs sei „gecancelt“ worden, wies Lünenborg zurück. „Es ist niemand gecancelt worden“, sagte er wörtlich.
Die Absetzung von Ruhs hatte auch intern für Diskussionen gesorgt: Rund 250 NDR-Mitarbeiter hatten die Entscheidung kritisiert. Lünenborg räumte ein, dass die Kommunikation in dieser Frage „nicht optimal“ gewesen sei. Gleichwohl bezeichnete er interne Debatten als normalen Vorgang in einer Redaktion.
Zugleich wies Lünenborg Vorwürfe von Union und AfD zurück, der NDR sei politisch unausgewogen. „Redaktionelle Entscheidungen werden in der Redaktion getroffen“, betonte er. Er wolle jedoch das Gespräch mit der Politik suchen, um deren Vorstellungen von unabhängigem Rundfunk besser zu verstehen.
Angesprochen auf die Kritik an Koch, die 2021 den Bundestagswahlkampf von CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet leitete, sagte Lünenborg: „An Personalien scheiden sich immer wieder die Geister. Das müssen wir aushalten.“ Koch sei eine profilierte und unabhängige Journalistin.
Lünenborg bekannte zudem, dass sein Amtsantritt von den Turbulenzen überschattet wurde. „Ich habe gelernt, dass es keine Schonfrist gibt für neue Intendanten“, sagte er. Gleichwohl wolle er den NDR in den kommenden Monaten stärker regionalisieren und die Vielfalt im Programm weiter ausbauen.
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