Angesichts einer von der US-Regierung angekündigten drastischen Erhöhung bestimmter Visagebühren haben mehrere US-Konzerne potenziell betroffene Mitarbeiter dazu aufgerufen, in den USA zu bleiben oder im Falle eines Auslandsaufenthalts umgehend in das Land zurückzukehren. Das geht aus internen E-Mails der Techriesen Microsoft und Amazon sowie der Großbank JPMorgan hervor, die die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte.
Auch „Business Insider“ (gehört wie WELT zu Axel Springer) berichtet über Aufforderungen von Amazon, Meta, Microsoft sowie JP Morgan, nach denen Angestellte innerhalb von 24 Stunden in die USA zurückzukehren sollen.
Die Schreiben richten sich an Inhaber sogenannter H-1B-Arbeitsvisa für hochqualifizierte ausländische Fachkräfte. Die Jahresgebühr soll auf 100.000 Dollar steigen, wie die US-Regierung am Freitag bekannt gab. Die neue Gebührenregelung soll am Sonntag um 06.00 Uhr MESZ in Kraft treten. Bislang fallen für die Visa einige Tausend Dollar an Gebühren an.
Wer es absehbar nicht innerhalb der Frist zurück in die USA schaffe, solle erst einmal gar nicht einreisen, bis weitere Anweisungen vorlägen, hieß es laut „Business Insider“ in einem internen Hinweis ans Personal des Online-Händlers Amazon. Dem Bericht zufolge befürchteten die Unternehmen, dass eine Anstellung der ausländischen Mitarbeiter künftig sehr viel teurer beziehungsweise unmöglich werden könnte, wenn sie nach einem Aufenthalt außerhalb der USA wieder einreisen wollten.
Das H-1B-Programm ist insbesondere für Technologiekonzerne von Bedeutung, die Fachkräfte vor allem aus Indien und China rekrutieren. Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2025 wurden mehr als 10.000 H-1B-Visa für Amazon genehmigt. Bei Microsoft und Meta Platforms waren es den Daten der US-Einwanderungsbehörde zufolge jeweils mehr als 5000. Inhaber können die befristeten Visa verlängern lassen oder eine Greencard beantragen.
Microsoft, Amazon und JPMorgan sowie die Anwaltskanzlei Ogletree Deakins, die die Bank in der Angelegenheit vertritt, reagierten zunächst nicht auf Anfragen der Nachrichtenagentur Reuters nach einer Stellungnahme.
Kritiker der Visa – vor allem Einwanderungsgegner unter Trumps Anhängern – argumentieren, dass Unternehmen H-1B-Arbeitskräfte nutzen, um die Löhne zu drücken. Befürworter wie Tesla-Chef Elon Musk halten dem entgegen, dass mit dem Programm hoch qualifizierte Mitarbeiter in die USA geholt würden und die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen gestärkt werde. Musk, der in Südafrika geboren und inzwischen US-Staatsbürger ist, hatte selbst ein H-1B-Visum. Trump schien sich im Wahlkampf Ende 2024 noch der Position von Musk angeschlossen zu haben. Allerdings wollte er schon in seiner ersten Amtszeit die Nutzung der Visa einschränken. Der Präsident hat unmittelbar nach seinem zweiten Amtsantritt in der Einwanderungspolitik eine deutlich härtere Gangart eingelegt. Allerdings lässt sich die Trump-Regierung ein Hintertürchen offen: Ausnahmen für Einzelpersonen, Firmen oder ganze Branchen sind möglich, wenn die Regierung im Einsatz bestimmter Fachkräfte ein nationales Interesse erkennt.
„Gold Card“ soll zahlungskräftige Einwanderer mit Millionensummen in die USA locken
Während Trumps Schritt die US-Techbranche stark belasten dürfte, treib der US-Präsident seine Pläne für eine „Gold Card“ voran, die finanzkräftigen Einwanderern dauerhaftes Aufenthaltsrecht in den Vereinigten Staaten sichern soll. Kurz vor dem Wochenende unterzeichnete der Republikaner zwei entsprechende Anordnungen im Weißen Haus. Flankiert wurde er dabei von seinem Handelsminister Howard Lutnick und zwei übergroßen Darstellungen der goldenen Karte, auf der Trump neben der Freiheitsstatue abgebildet ist.
Die „Gold Card“ hatte Trump bereits im Februar angekündigt, mit dem jetzigen Dekret geht die Umsetzung in die nächste Runde. Die neue Regelung soll es Ausländern erlauben, sich für eine Million Dollar in den USA niederzulassen. Für zwei Millionen Dollar pro Kopf können Unternehmen auf diesem Weg Beschäftigte ins Land bringen. In einem Telefonat mit Reportern erklärte Lutnick, zunächst stünden 80.000 dieser Karten zur Verfügung. Trump wolle das Programm eine Zeit lang beobachten und dann „prüfen, ob Preise und Modell angemessen sind“.
In ihren Rechten ähnelt die „Gold Card“ nach Regierungsangaben einer „Green Card“, die regulär zum dauerhaften Aufenthalt in den USA berechtigt. Laut Lutnick könnten „Gold Card“-Inhaber daher nach einer gewissen Zeit auch die Staatsbürgerschaft beantragen. Das Dekret funktioniert bestehende Einwanderungskategorien um. Ob das juristisch Bestand haben wird, ist offen.
Ebenfalls geplant - aber noch nicht ganz so weit in der Umsetzung - ist eine „Trump Platinum Card“, die nach Lutnicks Worten der Zustimmung des Kongresses bedarf. Sie soll für fünf Millionen Dollar bis zu 270 Tage Aufenthalt im Jahr ermöglichen - ohne US-Steuern auf außerhalb der USA erzielte Einkünfte zahlen zu müssen. Ein Weg zur Staatsbürgerschaft sei damit jedoch nicht verbunden, erklärte der Minister.
Von den beiden Programmen verspricht sich die Regierung gewaltige Einnahmen. Beim „Gold Card“-Programm rechne man mit mehr als 100 Milliarden Dollar für die USA, sagte Lutnick. Das „Platinum“-Programm solle sogar rund eine Billion Dollar einbringen. Über welchen Zeitraum diese Summen zusammenkommen sollen, ließ er offen. An der Sinnhaftigkeit der Aktion ließ Trump jedenfalls keinen Zweifel aufkommen - auf seiner Plattform Truth Social schrieb er im Stile eines Verkäufers: „Kauft jetzt DIE TRUMP GOLD CARD“.
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